Schweiz
Coronavirus

Corona: Eckerle und Salathé warnen vor Corona-Entwicklung

Isabella Eckerle, Leiterin des Zentrum f
Virologin Isabella Eckerle beschreibt ihre Sicht auf die aktuelle Corona-Lage in der Schweiz eindrücklich auf Twitter.Bild: sda

Schweizer Experten warnen: «JETZT grosse Fragen stellen» und «fast kindlicher Reflex»

In der Schweiz steigen die Corona-Infektionszahlen wieder stark. Was kommt noch? Mit Epidemiologe Marcel Salathé und der Virologin Isabella Eckerle melden sich zwei Experten in Twitter-Threads eindringlich an die Bevölkerung und Politik.
12.03.2022, 13:3313.03.2022, 13:34
Reto Fehr
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Die Corona-Neuinfektionen in der Schweiz steigen wieder an. Auch bei den Hospitalisationen ist eine Trendwende zu registrieren. Die Intensivstationen sind davon (noch) nicht betroffen. Fest steht: Rund drei Wochen nach der Aufhebung fast aller Massnahmen und der Verbreitung des Omikron-Subtyps BA.2 in der Schweiz entwickelt sich die Situation ungünstig.

Gestern haben sich auf Twitter auch zwei Schweizer Expertinnen in Threads dazu geäussert. Beide wurden rund um die Corona-Pandemie in den letzten zwei Jahren landesweit bekannt. Der eine ist Marcel Salathé, Epidemiologe und Professor an der ETH Lausanne und bis Februar 2021 Mitglied der Taskforce des Bundes. Die andere ist Isabella Eckerle, Virologin und Leiterin des Zentrums für neuartige Viruserkrankungen in der Abteilung für medizinische Fachgebiete an den Universitätskliniken Genf. Sie beschäftigt sich insbesondere auch mit der Rolle der Kinder in der Pandemie.

Wir haben die wichtigsten Aussagen aus den beiden Twitter-Threads hier zusammengestellt.

Epidemiologe Marcel Salathé

Salathé beginnt seinen Thread mit: «Krass, wie wir nicht aus diesem kurzfristigen Denken rauskommen. Die Zahlen steigen JETZT, macht was JETZT! Es ist – wieder mal – zu spät dafür.» Für ihn ist klar, was jetzt passieren muss: «JETZT muss die Schweiz sich den grossen Fragen dieser Pandemie stellen, vor allem auf den Herbst.»

Marcel Salathe, Leiter Expertengruppe ãDigital epidemiologyÒ, spricht waehrend einer Medienkonferenz zur Situation des Coronavirus, am Freitag, 1. Mai 2020, in Bern.(KEYSTONE/Peter Schneider)
Marcel Salathé stellt seine Fragen rund um die Corona-Situation auf Twitter der Öffentlichkeit.Bild: KEYSTONE

Im Weiteren fragt der Epidemiologe, warum in der Schweiz keine grossen, landesweiten Covid-Kohorte entstehen. Das müsse nicht nur wegen LongCovid geschehen. Zudem fordert er einen landesweiten «Aufrüstungswettkampf», in welchem alle öffentlichen Gebäude mit «sauberer Innenluft» sicher gemacht werden sollen. In der Folge stellt er weitere Fragen wie zum Beispiel, welchen Krisenstab es im Herbst geben wird und warum keine strukturellen Änderungen stattfinden.

>> Coronavirus: Alle News im Liveticker

Virologin Isabella Eckerle

Kaum hatte Salathé seinen Thread beendet, schreibt auch Eckerle ihre Gedanken zur «Zukunft in #SARSCoV2 #COVID19» in einem Thread bei Twitter nieder.

Sie fand es «selten schwieriger, die mittelfristige Zukunft abzuschätzen», stellt aufseiten des Virus eine «weiterhin hohe evolutionäre Dynamik fest». So löse nicht nur BA.2 die Variante BA.1 ab, BA.2 diversiziere sich weiter und es gibt «zunehmend Berichte von Rekombinationen (z.B. Omikron BA.1/Delta).»

Isabella Eckerle
Isabella Eckerle.Bild: zvg

Insbesondere stellt die Virologin aber bei sehr hohem Infektionsgeschehen eine «zunehmende Unlust/abnehmende Energie von Politik & Bevölkerung fest, noch weiter in wenigstens minimalen Infektionsschutz zu investieren (Stichwort Masken).»

«Wesentlich komplexer als Intensivbetten frei/belegt»

In Kombination mit dem «aktuellen Kriegsgeschehen in der Ukraine und gleichzeitig der anhaltenden Pandemie sei dies Neuland, welches sicher nichts Gutes hoffen» lässt. Das steigere auch das Risiko von weiteren Infektionskrankheiten.

Die ganze Situation sei «nun wesentlich komplexer als Intensivbetten frei/belegt. Auch gesellschaftliche Schäden durch Pandemie & Lösung sind komplex: psychisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich. Von vielen nun fast kindlicher Reflex, dass doch endlich alles wieder so sein muss wie vorher.»

Ihr ernüchterndes Fazit im Thread: «Die Pandemie hat zwar augenscheinlich einen Teil des sichtbaren Schreckens verloren, bleibt aber eine schlecht vorhersagbare Herausforderung, wahrscheinlich noch für Jahre. Es wird vorerst kein Zurück zum Leben vor 2020 geben (und nicht nur wegen #SARSCoV2 #COVID19).»

«Freiheit, die Realität auszublenden»

Heute Samstag legt Eckerle auf Twitter nach. Ironisch schreibt sie: «Endlich so viel Freiheit!» und meint damit, die Freiheit, andere anzustecken, Risikopersonen zu gefährden oder neue Mutationen zu fördern. Es sei die «Freiheit, mit allem so weiterzumachen, dass man weiterhin Pandemien provoziert.»

Die Virologin schliesst ihren Tweet mit: «Freiheit, die Realität auszublenden. Wenn man nicht mehr an die Pandemie erinnert wird, dann wird endlich wieder alles wie es war! Oder?»

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57 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Marabamba
12.03.2022 13:40registriert Februar 2018
Ich verstehe ja, dass man keine Lust mehr hat. Corona ist das aber egal. Bald sind wir wieder im Scheiss und alle sind überrascht…
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Nordkantonler
12.03.2022 14:08registriert September 2020
Man hat mit der Abschaffung nahezu aller Massnahmen ein fatales Signal gesetzt; was beim einfachen Volk angekommen ist: "Corona ist vorbei".

Keine Zugfahrt, in der man nicht jemanden ohne Maske sieht, beim Einkaufen wird einem wieder in den Nacken geatmet, alles wie vorher, Freude (und Sorglosigkeit) herrscht.

Im Herbst wird dann vermutlich die Quittung kommen.
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._ JuLie _.
12.03.2022 14:09registriert Februar 2021
Wenigstens zwei Experten, welche auf die nach wie vor von Corona ausgehende Gefahr aufmerksam machen.
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