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Dauerstress: Das sind die psychischen Folgen der Corona-Pandemie

Depression Corona Schweiz
Die Corona-Krise schlägt immer mehr Menschen so auf das Gemüt, dass sie sich Hilfe holen.Bild: Shutterstock

Der «diffuse Dauerstress» macht die Corona-Zeit so schwierig. Hier berichten vier Experten

Die Corona-Pandemie schlägt immer mehr aufs Gemüt. Durch die Massnahmen wird unser Leben verändert. Nicht alle können damit gleich gut umgehen. Die psychischen Folgen der Bevölkerung spüren Exponenten deshalb teilweise stark. Wir haben mit vier von ihnen gesprochen.
15.02.2021, 07:1715.02.2021, 08:21
Reto Fehr
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Freunde fehlen, das liebste Hobby kann nicht mehr ausgeübt werden, Familienfeste fallen ins Wasser: Die Corona-Pandemie hat unser Leben mächtig durchgeschüttelt. Das kann auf die Psyche schlagen. Vor allem Jüngere sind davon verstärkt betroffen.

Anfang Januar schrieben die drei grossen Psychologie-Verbände FSP, ASP und SBAP dem Bundesrat einen offenen Brief. Wer eine psychotherapeutische Behandlung benötigt, müsse aktuell lange warten. Unter anderem forderten sie darum ein schnelles Handeln beim Anordnungsmodell (mehr dazu in der Infobox ganz unten).

Im Februar zogen die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV) und der Dachverband Offene Kinder- und Jugendarbeit Schweiz (DOJ) nach. In einem Communiqué vom Donnerstag (10.2.) schrieben sie, dass die Jugendlichen wieder Freiheiten benötigen. So sollen die Ausnahmen bei Verboten beispielsweise beim Sport auf junge Erwachsene bis 25 Jahren ausgedehnt werden. Studien würden zeigen, dass sich die Pandemie besonders negativ auf die psychische Gesundheit Jugendlicher ab 16 auswirkt.

Wir liessen vier Experten aus ihrem veränderten Arbeitsalltag seit Beginn der Corona-Krise erzählen und wie sie die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit wahrnehmen.

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In der Schweiz gibt es zahlreiche Stellen, die rund um die Uhr für Menschen in suizidalen und depressiven Krisen da sind – vertraulich und kostenlos.

Die Dargebotene Hand: Tel 143, www.143.ch
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Joseph Selinger, Psychologe und Arzt

Joseph Selinger ist Arzt und Psychologe. Er ist Inhaber des Qurateams, das in Basel an zwei Standorten vertreten ist. Die Praxis gehört zu den grösseren. Seine Mitarbeitenden sind zu rund einem Drittel Ärzte, zu zwei Dritteln Psychologen. Die Behandlungen im Qurateam laufen über die Grundversicherung.

Joseph Selinger
Joseph Selinger.Bild: qurateam

Joseph Selinger:

«Das ganze System war ja schon vor Corona überlastet – und jetzt noch viel mehr. Wir liefen schon vorher auf Vollbetrieb.

Gerade in Krisenzeiten wie der aktuellen Corona-Pandemie wird unsere Warteliste lang und länger. Je länger jemand auf eine Therapie wartet, desto höher die Chance, dass sein Problem stärker und chronisch wird. Die Möglichkeit zur Rückkehr in die Normalität wird kleiner. Um unsere bestehenden und potenziellen Patient*innen aufzufangen, schlagen wir ganz neue Wege ein. Wir bieten Patient*innen als zusätzliche Option die Onlinetherapie via Videochat, als Einzel- und als Gruppentherapie, an. In Hinblick auf eine mögliche Infektionsgefahr völlig sicher – auch für Risikopatient*innen und deren Angehörige.
Normalerweise machen Anmeldungen mit der Diagnose Depression/Angst ungefähr einen Drittel aus, ab April 2020 bis im Sommer stieg dieser Teil auf rund die Hälfte. Anmeldungen von Depressionen haben sich verdoppelt. Den Menschen wird momentan viel genommen: Freunde treffen, Familienfeste, Arbeitskollegen, Hobbys – das schadet der psychischen Gesundheit.
«Anmeldungen von Depressionen haben sich verdoppelt.»
Joseph Selinger
Dazu kommt die Unsicherheit. Man weiss nicht, wann das endet und man fühlt sich ohnmächtig. Für unsere Patient*innen ist es so: Sie müssen mit mehr ‹leerer Zeit› klarkommen, was selten eine gute Ausgangslage ist. Bei leichteren Depressionen raten wir beispielsweise, sie sollen rausgehen, sich unter die Leute mischen. Das ist natürlich aktuell alles nicht möglich. Und genau um diesen Mangel auszugleichen, haben wir beispielsweise die Online-Gruppentherapie ins Leben gerufen. Sie ermöglicht den Austausch in einer Gruppe, völlig sicher von zuhause aus.

Für uns ist die Onlinetherapie der richtige Weg, um eine möglichst risikofreie therapeutische Behandlung, auch während Pandemiezeiten, anbieten zu können. Zahlreiche Studien zeigen mittlerweile, dass die Ergebnisse einer face-to-face und einer Onlinetherapie als gleichwertig angesehen werden können.
Dabei nehmen wir den Mehraufwand gerne in Kauf und unterstützen, wo wir können. Bei Patient*innen, die sich die Onlinetherapie technisch noch nicht zutrauen, helfen wir beim Einstieg. Oder wir besuchen ältere oder Risikopatient*innen und machen die Therapie vom Balkon aus oder auf zwei benachbarten Sitzbänken mit dem nötigen Abstand.

Ich stehe hinter den verfügten Massnahmen des Bundesrats und hoffe trotzdem, dass die starke Zunahme von Depressionen wieder zurückgehen, wenn die Einschränkungen wegfallen. Das würde auch unseren Mitarbeiter*innen helfen, die sich untereinander kaum mehr unkompliziert unterstützen können.

Die Arbeit von uns Psychotherapeut*innen (Psycholog*innen und Psychiater*innen) wird von vielen Seiten erschwert. Umso mehr wünsche ich mir eine Minderung des hohen administrativen Aufwands, der aktuell noch betrieben werden muss, um eine Onlinetherapie über Kostengutsprachen etc. bei Krankenkassen zu beantragen. Das wäre ein weiterer Schritt in die richtige Richtung, bis wir alle wieder unbeschwerter leben können.»

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«Vor weniger als fünf Minuten habe ich ihm ein Kissen angeboten. Er hat es nach mir geworfen, weil er sich NICHT hinlegen wollte ...»
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Babs Schmidt, Fachpsychologin für Psychotherapie FSP

Babs Schmidt arbeitet in Basel und Zürich und führt ihre eigene Psychotherapie-Praxis. Ihr Angebot wird nicht über die Grundversicherung abgedeckt.

Babs Schmidt, Psychologin Basel
Bild: Babs Schmidt
«Der 1. Lockdown im letzten Frühling machte keinen Unterschied, der Sommer verlief ruhig. Aber dann anfangs Herbst zog es plötzlich an. Als erstes bemerkte ich, dass meine Website nun plötzlich doppelt so häufig besucht wurde. Kurz darauf nahmen die Anfragen massiv zu. Ich erhielt teilweise pro Woche fünf bis acht Anfragen, davor vielleicht zwei in sechs Wochen. Seit Dezember bin ich voll – was ich in meinen ganzen sechs Jahren der Praxis noch nie hatte. Nur selten kann ich noch neue Patienten aufnehmen.
Ich musste viele Patienten abweisen. Teilweise auch, weil man bei mir nicht über die Grundversicherung abrechnen kann und das nicht alle wussten. Ich gab teilweise Empfehlungen für andere Praxen, aber mittlerweile weiss ich von vielen: Die sind auch praktisch ausgebucht. Ich hatte gar das Bedürfnis in meine Mailantworten unten allgemeine Tipps mitzugeben, was helfen kann.

Ich glaube auch, dass die Corona-Pandemie bei vielen Leuten «alte Themen» berührt und diese nochmals verstärkt haben. Sie entscheiden dann, dass es mal an der Zeit wäre, sich irgendwo Unterstützung zu holen. Denn die Massnahmen halten viele von uns ab, das zu machen, was uns gut täte. So können Ängste, die eigentlich tief liegen, hoch kommen.
«Seit Dezember bin ich voll – was ich in meinen ganzen sechs Jahren der Praxis noch nie hatte.»
Babs Schmidt
Mit ein Grund für die Zunahme kann diese Unsicherheit sein. Man weiss nicht, woran man ist. Man hinterfragt die Massnahmen, zieht vielleicht mit aber stellt sich trotzdem Fragen. Aus meiner Sicht wird der wissenschaftliche Diskurs zu wenig geführt. Kritische Experten werden schnell diffamiert. Es ist vielleicht ein bisschen wie in einer Familie. Wenn die Eltern ein Problem haben, es aber nicht aussprechen. Das spüren die Kinder. Das ist hier das Gleiche. Man weiss nicht recht, was läuft.

Diese Unwissenheit, die auch zu Angst führen kann, schwächt das Immunsystem. Die Aufhebung der Massnahmen würde da enorm entlasten, obwohl ich vermute, dass bei vielen bei Kontakten mit anderen Menschen auch danach der Impuls, lieber einen Schritt zurückzugehen und auf Abstand zu bleiben, noch etwas bleibt. Mögliche Langzeitfolgen sehe ich am ehesten bei Kindern, die noch alles auf sich beziehen und beispielsweise bei Stress der Eltern nicht erkennen, dass sie nicht der Grund dafür sind.»

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Video: watson/jah

Oliver Bilke-Hentsch, Präsident der VKJC

Oliver Bilke-Hentsch sieht als Präsident der Vereinigung Kinder- und pysichatrischer Chefärzte der Schweiz (VKJC) die Entwicklungen in verschiedenen Kantonen der Schweiz. Als Chefarzt KJPD der Luzerner Psychiatrie hat er zudem Einblick in 40 stationäre und 15 ambulante Plätze in Luzern sowie Obwalden und Nidwalden. Wie es seine Funktion sagt, liegt sein Fokus hier auf den Folgen für Jugendliche.

Oliver Bilke-Hentsch, Luzerner Psychiatrie
Dr.med. Oliver Bilke-Hentsch.Bild: Luzerner Psychiatrie
«In der Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt es jahreszeitliche Wellen. Depressionen nehmen normalerweise im Herbst und auch im Mai/Juni zu. Das war auch in den letzten Monaten so. Allerdings haben wir vermehrt Anmeldungen im stationären Bereich. Die Zahlen sind noch nicht bekannt, aber sie dürften ungefähr ein Drittel höher als 2019 liegen. Einige Kantone können das gut auffangen, in anderen müssen Jugendliche dann in die Erwachsenenklinik, was nicht ideal ist. Auffallend ist auch, dass wir deutlich mehr Mädchen in den stationären Bereichen haben. Das war schon vorher normal, aber das Verhältnis mit teilweise einem Jungen auf acht oder neun Mädchen ist schon auffallend. Warum das so ist, kann man noch nicht genau ergründen.

Die Gründe für die Zunahme sind unterschiedlich. Zum einen können bestehende Probleme wieder aufkommen bei Gefühlen von Sinnlosigkeit, Verzweiflung oder fehlender Zukunftsperspektive. Aktuell sind womöglich auch Zuweiser (Eltern, Lehrer, etc) affiner auf das Problem und melden sich früher. Aber auch hier gilt: Das wird aktuell untersucht.
«Gegen mittelgradige Depressionen kann man oft mit Unterstützung der Familie, Freunden, der Schule oder Hobbys ankämpfen. Nur fällt das jetzt alles weg.»
Oliver Bilke-Hentsch
Gegen mittelgradige Depressionen kann man oft mit Unterstützung der Familie, Freunde, der Schule oder mit Hobbys ankämpfen. Nur fällt das jetzt alles weg. So wird es schwieriger, die Symptome zu beherrschen. Wichtig ist in dieser Phase, dass wir offline wie auch online kreativ und aktiv bleiben. Aber je länger die Situation andauert, umso schwieriger wird dies. Vor allem für Jugendliche.

Wir stellen das oft bei Patienten im 1./2. Lehrjahr fest oder allgemein bei den Jugendlichen zwischen 16 und 22 Jahren. Im Normalfall öffnet sich ihnen in dieser Lebensphase eine neue Welt: Sie verdienen Geld, können in den Ausgang, Konzerte besuchen, erlangen eine Freiheit – und dann wird das durch Corona alles blockiert. Sie wissen: Eigentlich hätte ich jetzt Zugang, aber es wird einem genommen. Das ist mehr als ärgerlich. Bei Älteren, wenn das Leben sich schon etwas eingependelt hat, ist das weniger ein Problem.

Ich glaube, der Hauptgrund für die Zunahme der Fälle in den letzten Wochen ist ein diffuser Dauerstress. Und der ist momentan nicht endlich. Es ist nicht mehr wie zum Beispiel vor Weihnachten. Man weiss als Kind: Da gibt es Geschenke und man bekommt sie dann auch sehr sicher. Vorfreude wird also belohnt. Aber in vielen Bereichen ist das momentan nicht so: Ferien? Konzerte? Events? Familienfeste? Alles geplant und fast alles abgesagt. Das nagt an der Selbstwirksamkeit.

Der Mensch kann mit kurzfristigem Stress normalerweise gut umgehen. Aber aktuell erleben wir einen steten Wechsel zwischen Kurz- und Dauerstress. Kurzfristig fallen beispielsweise Ferien weg, langfristig fehlt eine berufliche Perspektive. Das ergibt Dauerstress. Da muss jeder versuchen, Zukunftsfreude zu schaffen und Stressfaktoren zu reduzieren.
Wie schon erwähnt: Im stationären Bereich können wir den Umfang auf die Schweiz gesehen noch bewältigen. Schwieriger wird es bei scheinbar «leichteren» Fällen, wo die ambulante Behandlung normalerweise ausreicht. Da ist die Kapazität irgendwann begrenzt.

Und dann sind auch unsere Mitarbeitenden betroffen. Die ganzen Massnahmen nehmen sie auch mit. Dabei müssen sie für ihre Patienten momentan viel Energie aufwenden können. Das ist zusammen nicht einfach. Ihnen gebührt grosser Respekt.»

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Jeanette Siegenthaler, Ernährungsdiagnostikerin

Jeanette Siegenthaler ist Ernährungsdiagnostikerin bei Erpse Institut. Sie hält den Bachelor in Ernährung und Diätetik und macht eine Ausbildung zur Familientherapeutin, was ihr in der aktuellen Situation hilft.

Jeanette Siegenthaler, Ernährungsdiagnostik Erpse
Bild: Jeanette Siegenthaler
«Ich stelle in den letzten Monaten eine deutliche Zunahme von Kundinnen mit einer Essstörung fest. Hatte ich vor der Pandemie einen solchen Fall im Monat, habe ich heute täglich einen solchen Termin.

Wichtig ist dabei, dass man erstmal versteht, was zu Essstörungen führen kann. Bei mir melden sich mehrheitlich junge Frauen, die ein sehr starkes Sicherheits- oder Kontrollbedürfnis haben. Sie stellen an sich einen hohen Leistungsanspruch und sind oft perfektionistisch veranlagt. Durch die Pandemie und die Massnahmen geht vieles verloren: Keine Perspektive, kein Fitness, unsichere Lage bei der Ausbildung. Der Boden wird einem unter den Füssen weggezogen. Das lässt unsicher werden. Wie kompensiert man das? Man zieht dort die Zügel an, wo man es kann. Die Ernährung eignet sich da gut über Tracking Apps. Man versucht, allgemeine Unsicherheit mit persönlicher Kontrolle/Stabilität auszugleichen.
«Ich habe Fälle, in welchen die Jugendlichen abends um 22 Uhr im eigenen Zimmer an Ort und Stelle joggen.»
Jeanette Siegenthaler
Die akuten Fälle kommen ins Spital, wo sie beispielsweise zwangsernährt werden. Wie ich von Mitarbeitenden dort höre, haben diese Fälle auch zugenommen. Wir betreuen Kundinnen, die mehr oder weniger stabil sind und eine Krankheitseinsicht haben. Ich brauche aber ein psychologisches und ärztliche Unterstützungsteam, weil Essstörungen behebt man nicht, indem man bisschen über ‹gesundes Essen› spricht. Das geht, wie oben erwähnt, viel tiefer.

Die Mädchen melden sich teilweise selbst, teilweise läuft das auch über besorgte Eltern. Die bekommen in der jetzigen Zeit mit Homeoffice/-schooling natürlich viel mehr mit. Eine Essstörung betrifft am Ende immer die ganze Familie oder eine Partnerschaft. Unzufriedenheit mit der eigenen Figur kann der Auslöser sein, aber meist steckt eine andere psychische Erkrankung dahinter.

Den Jungen fehlen mit den Massnahmen gegen Teamsport insbesondere jetzt auch mit der dunklen Jahreszeit Möglichkeiten sich zu bewegen. Man versucht das nach Hause zu verlegen. Ich habe Fälle, in welchen die Jugendlichen abends um 22 Uhr im eigenen Zimmer an Ort und Stelle joggen.
Mehrheitlich behandle ich Fälle von jungen Frauen zwischen 18 und 40 Jahren. Teilweise sind das chronisch Erkrankte. Diese spüren schneller, dass es sich wieder verschlechtert. Einige, die dachten, sie seien über den Berg, hat die Corona-Pandemie im Umgang mit ihrer Krankheit wieder zurückgeworfen. Dazu stelle ich in den letzten Monaten eine Zunahme bei Gymi-Schülerinnen fest, die sich erstmals melden. Konkrete Zahlen gibt es dazu aber noch nicht. Dazu kommt noch: Die aktuelle Situation schärft das Bewusstsein, wie wichtig Ernährung ist. Die Leute interessieren sich mehr dafür und wollen ihre Ernährung und ihr Immunsystem optimieren.

Essstörungen enden in einem Drittel der Fälle tödlich, es ist dann eigentlich ein Selbstmord auf Raten. Man kann aber auch gut lernen, aus dem herauszukommen. Wichtig ist aber, dass man sich früh genug Hilfe holt.
Ich kann nicht sagen, wie es weiter geht. Je länger die Verunsicherung in der aktuellen Lage besteht, desto schlimmer werden die Folgen. Vermutlich werden wir das Ausmass erst in ein paar Jahren sehen. Auch für mich ist die aktuelle Situation emotional schwieriger. Diese Häufung der Patienten mit Essstörungen laugen viel mehr aus, als beispielsweise jemand mit einem positiven Ziel, der sagt, ich will mich für einen Marathon fit machen.»
Das fordern die grossen Psychologie-Verbände
Im offenen Brief an den Bundesrat forderten die grossen Psychologie-Verbände FSP, ASP und SBAP im Januar ein rasches handeln bei der Einführung des Anordnungsmodells für die psychologische Psychotherapie.

Vereinfacht gesagt: Aktuell können psychologische Angebote nur über die Grundversicherung abgerechnet werden, wenn ein Arzt mit an Bord ist. Ansonsten muss der Patient mit der Zusatzversicherung einen Teil der Kosten selbst berappen. Die Plätze, welche über die Grundversicherung abgerechnet werden können, sind oft schon in «normalen» Zeiten gut besetzt.

Gemäss einer Studie im vergangenen Juni bleiben in der Schweiz rund 400'000 Personen behandlungsbedürftigen psychischen Störung unbehandelt. Was zu langen Wartefristen und hohen Folgekosten führt. Mit dem Anordnungsmodell erhofft sich die Branche rund 100'000 mehr Behandlungsplätze und glaubt an den volkswirtschaftlichen Nutzen.
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98 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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sirlurkalot
15.02.2021 08:56registriert April 2017
Ich bin Anfang 30 und Single. Das ständige alleine sein macht mir immer mehr zu schaffen. Ich habe seit Neujahr keine Freunde mehr getroffen. Nicht, weil ich nicht will, sondern weil niemand mehr Zeit für mich hat. Die meisten sind in Beziehungen und treffen nur noch 1-2 andere Paare für Spieleabende etc., während ich die Wochenende gezwungenermassen alleine verbringe.
Ich bin in der glücklichen Lage, bereits einen festen regelmässigen Therapieplatz zu haben. Das hilft. Aber mir tun all diejenigen Leid, welche in der selben Lage sind und komplett sich selber überlassen sind.
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rodolofo
15.02.2021 07:29registriert Februar 2016
Ich machte das volle Programm einer "psychischen Krankheit" im Zuge einer Arbeitslosigkeit vor ca. 5 Jahren durch.
Ich merkte, das das, was bis dahin einigermassen funktioniert hatte, nicht mehr funktionierte.
Ich musste mich neu orientieren und machte zuerst den Fehler, mich hyperaktiv in Aktivitäten zu stürzen, die noch weniger funktionierten. Gleichzeitig geriet ich in eine übertriebene Existenzangst und in eine massive Schlafstörung.
Irgendwann war ich ausgebrannt und "am Ende".
Und genau da, am tiefsten Punkt angekommen, in einer psychiatrischen Klinik, machte es "Klick"!
Habt Vertrauen!
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emilybrontë
15.02.2021 10:36registriert Oktober 2018
Was man auch mal sagen könnte: Dass „die Jungen“ das Ganze mittragen, und, so weiss ich aus Gesprächen, meist aus echter Einsicht und Sorge ums (ältere) Umfeld, ist Wahnsinn. Für sie selber ist das Kosten-Nutzenverhältnis klar am schlechtesten. Ihnen gebührt Dank und Liebe!

Ich hoffe, Eltern, Lehrpersonen und Chef*innen und überhaupt wir als Gesellschaft geben den Kids dann mal eine Runde Freiheit, so dass nicht das Aufholen nach der Krise auch noch auf ihrem Buckel passiert. Feiern, Exzess, Rumlärmen. Dafür würde ich (ü40) auch noch eine Weile auf meine verzichten. Ich hatte meine Parties.
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Eine Stunde und 20 Minuten länger – so war der Stau am Gründonnerstag

Zum Beginn der Osterfeiertage ist es am Donnerstag vor dem Gotthard-Nordportal zu neun Kilometern Stau gekommen. Der Zeitverlust betrug am Nachmittag eine Stunde und 20 Minuten. Auf der Südseite des Gotthards blieb es nach den Schneefällen vom Mittwoch ruhig, Stau gab es im Tessin nur beim Grenzübergang zu Italien in Chiasso.

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