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Coronavirus

Coronavirus Schweiz: Die Situation spitzt sich zu, zeigen diese Daten

Medical worker treats a patient with COVID-19 in a Covid-19 unit (soins intermediaires de medecine) at the University Hospital (CHUV) as the hospital prepares itself for a possible second wave of the  ...
Noch ist es nicht dramatisch, aber die Hospitalisationen nahmen in der Schweiz zuletzt zu. Bild: keystone

Nicht nur die Fallzahlen steigen in der Schweiz an – darum wird es wieder ungemütlicher

Letzte Woche schauten wir auf acht Punkte, wie sich die Coronakrise in der Schweiz entwickelt. Es sah grundsätzlich stabil aus. Sieben Tage später zeigen einige Trends leider eher nach oben.
18.09.2020, 09:0118.09.2020, 12:47
Reto Fehr
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Fallzahlen, Testvolumen, Positivitätsrate, Hospitalisationen, Todesfälle – es gibt einige Statistiken, welche zusammen ein Bild von der Coronakrise ergeben. Stefan Kuster, Leiter Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG, erklärte vor einer Woche an der Pressekonferenz: «Die Situation ist stabil, aber fragil.» Das gilt wohl auch heute noch. Allerdings zeigen Hospitalisationen und die Altersstruktur keine guten Tendenzen. Wir blicken auf acht Punkte rund um das Coronavirus in der Schweiz.

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Fallzahlen

Nach dem Höhepunkt im März/April brachte die Schweiz die Fallzahlen bis in den tiefen zweistelligen Bereich. Seit Ende Juni steigen sie aber wieder kontinuierlich an. Aktuell stehen wir bei rund 500 täglichen Fällen – Tendenz weiterhin steigend.

Tägliche Fallzahlen

Ein spannender Nebeneffekt: An welchem Wochentag werden am meisten Fälle gemeldet? Oder anders: Normalerweise ist der Montag der Tag mit den wenigsten neuen Fällen, der Dienstag derjenige mit den zweitwenigsten. Insgesamt stiegen aber auch die Meldungen an diesen Tagen an. Und seit dem Mittwoch, 2. September stellte jeder Wochentag wieder einen neuen Höchstwert seit Sommer auf.

An welchem Wochentag wie viele Corona-Fälle gemeldet werden

Entwicklung seit dem 15. Juni 2020.
Entwicklung seit dem 15. Juni 2020.bild: watson

Situation in den Kantonen

Mit Stand vom 17. September weisen vier Kantone aktuell mehr als 60 Fälle pro 100'000 Einwohner in den letzten 14 Tagen aus, der Kanton Zürich liegt neu wieder knapp drunter mit 59. Es sind dies:

  • Waadt: 222 Fälle pro 100'000 in den letzten 14 Tagen (letzte Woche: 159)
  • Genf: 141 Fälle (Vorwoche: 130)
  • Freiburg: 134 Fälle (Vorwoche: 123)
  • Neuenburg: 66 Fälle (Vorwoche: 49)

Die Übersicht aller Kantone siehst du hier:

Fälle pro 100'000 Einwohner in den letzten 14 Tagen

Stand der Daten: 17. September.quelle: BAG

Die Contact Tracer kommen in einigen Kantonen kaum mehr nach:

Positivitätsrate

Die Fallzahlen alleine geben aber noch kein Bild über die aktuelle Lage. Es spielen diverse Faktoren mit rein. Zum Beispiel die Anzahl Tests und die Positivitätsrate.

Die Anzahl Tests schwankt dabei auch nach Wochentag. Am Wochenende lassen sich meist deutlich weniger Menschen testen. Insgesamt nahm die Anzahl seit Ende August wieder zu.

Tägliche Tests

Die Positivitätsrate dagegen sank seit Ende August von rund 4 Prozent auf rund 3 Prozent, nahm aber in der letzten Woche wieder zu und steht am 17. September wieder bei 3,9 Prozent. Die höhere Anzahl Fälle in den letzten Tagen ist also nicht mehr nur den vermehrten Tests zuzuschreiben.

Positivitätsrate (Schnitt letzte 7 Tage)

Hospitalisationen

Eines der grössten Themen in den letzten Wochen sind die Hospitalisationen. Obwohl die Anzahl Fälle permanent steigt, blieben die Hospitalisationen bis letzte Woche relativ konstant – was auch das Ziel des BAG ist.

Im Schnitt der letzten sieben Tage stieg die Zahl allerdings auf zuletzt 14,6 an – nur an einem der letzten sieben Tage lagen die Hospitalisationen noch unter 10. Das BAG teilte am Donnerstag auch mit, dass die Mehrheit der neu hospitalisierten zwischen 60 und 69 Jahre alt sind – also zur Risikogruppe gehören.

Hospitalisationen (Schnitt letzte 7 Tage)

Die Schweizer Spitäler mussten Ende März / anfangs April über 2000 Corona-Patienten behandeln. Den tiefsten Stand an Hospitalisierten wegen Covid-19 erlebten wir nach dem Höhepunkt im Frühling Ende Juni, als unter 100 Personen mit Corona in einem Schweizer Spital lagen.

Die Zahl stieg bis Anfang August auf rund 140 Fälle, sank dazwischen wieder, liegt jetzt aber bei rund 160 Covid-Patienten in Schweizer Spitälern – und auch hier nahm die Anzahl zuletzt ziemlich deutlich zu.

Anzahl aktuell Hospitalisierte

Intensivstationen

Die Betten auf der Intensivstation werden von Corona-Patienten deutlich weniger belegt als beim Höhepunkt im Frühling, als kurzzeitig über 400 Patienten mit Covid-19 auf der Intensivstation lagen.

Im Gegensatz zu den Hospitalisationen bleiben hier die Zahlen in den letzten Wochen relativ konstant bei knapp über 10 Patienten. Allerdings ist auch klar: Höhere Belegungen der Spitalbetten sorgen erst verzögert zu mehr Intensiv-Fällen. Es bleibt da also noch abzuwarten, wie sich die Lage entwickelt.

Anzahl Personen auf der Intensivstation (aktuell)

Todesfälle

Auch die Todesfälle blieben zum Glück über Wochen tief. Wir sind weit weg von den über 60 Toten pro Tag von Anfang April.

Allerdings gab es auch hier in den letzten Tagen eine Häufung. Am Mittwoch und Donnerstag wurden je sieben neue Fälle gemeldet (diese können auch Nachmeldungen sein, da sich die Meldungen jeweils etwas verspäten können). Trotzdem nahm die Zahl der Todesfälle zuletzt leicht zu.

Grundsätzlich dürften die Todesfälle nicht gross steigen, solange auch die Auslastung der Intensivstationen tief bleibt.

Anzahl tägliche Todesfälle

Altersverteilung

Die tiefe Anzahl an Hospitalisationen und Todesfällen liege daran, dass sich vor allem Jüngere mit dem Coronavirus infizieren, berichteten Experten. Tatsächlich machte die U50-Altersgruppe in den letzten Wochen immer über 75% aus. In dieser Woche sank sie erstmals wieder unter die Drei-Viertel-Marke und steht bei 73%.

Die seit Wochen befürchtete Verlagerung der Jungen zu den Alten fand bisher nur wenig statt. Allerdings zeigte sich in den letzten zwei Wochen ein Trend in diese Richtung. Der Anteil der Ü60-Jährigen stieg von 7,3 Prozent Mitte August auf 13,7 Prozent in den letzten sieben Tagen (Vorwoche: 11,6 Prozent).

Und die Gruppe der U40-Jährigen sank von fast 70% der Neuinfektionen Mitte August auf aktuell noch 56%.

Altersverteilung der Neuinfektionen im Wochenschnitt:

Bild

Quarantäne

Das BAG meldet seit Anfang Juli auch diejenigen, welche sich in Isolation befinden oder wegen des Contact Tracings oder der Rückkehr aus einem Risikoland in Quarantäne befinden.

Wir zeigen hier den jeweiligen 7-Tage-Schnitt. Zu beachten gilt, dass das BAG nicht jeden Tag von allen Kantonen Meldung erhält. Darum können die Angaben teilweise verzögert sein.

In den letzten Tagen nahm (logischerweise) die Zahl der Personen in Isolation wieder zu, da auch mehr Fälle gemeldet wurden.

Anzahl Personen in Isolation im 7-Tage-Schnitt

Praktisch parallel zu den Personen in Isolation entwickelt sich auch die Anzahl der jeweiligen Kontakte in Quarantäne.

Anzahl Kontakte der Personen in Contact-Tracing-Quarantäne im 7-Tage-Schnitt

Bei den Personen, welche nach der Rückkehr aus einem Risikoland in Quarantäne mussten, zeigt sich die Auswirkung der Sommerferien. Seit diese Ende August überall vorbei sind, nimmt die Zahl deutlich ab.

Personen in Quarantäne nach Rückkehr aus Risikoland im 7-Tage-Schnitt

Daten und Quellen
Die Daten stammen von den täglichen Situationsberichten des BAG. Dort wird beispielsweise bei den Todesfällen das Meldedatum und nicht das tatsächliche Datum des Ereignisses erfasst. Daten zu Belegungen in den Spitälern stammen von corona-data.ch.
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bild: juli liu

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85 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ch.vogel
18.09.2020 09:28registriert Mai 2014
Nein! Doch! Oooh!

Mal ernsthaft: Wer letzte Woche noch nicht erwartet hat, dass die Hospitalisationen demnächst auch in die Höhe schnellen werden, der lebt wirklich hinter dem Mond...
480122
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mbr72
18.09.2020 09:32registriert Mai 2015
Es ist mir immer noch schleierhaft, dass wir in über einem halben Jahr zu keinem Zeitpunkt eine Phase mit grösseren Stichprobentests gemacht haben... das hätte uns finanziell nicht umgebracht, aber sehr viel belastbarere Zahlen geliefert.
24027
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Asco
18.09.2020 09:22registriert Oktober 2016
Die Lage ist fragil. Sagen alle und es stimmt. Wenn man Klicks will, muss man das Negative herausstreichen und das Positive relativieren. Das gibt dann weiterhin Badnews à gogo und die Panik/Angst bleibt am Köcheln.

Dort, wo es etwas Positives zu berichten gibt (zB weniger Intensivpatienten), wird der zweite Satz mit "allerdings"begonnen. Es gilt zu verhindern, dass die Leserinnen und Leser entspannt sind.

Wie wollt ihr eigentlich eure Seiten füllen, wenn Corona mal vorbei ist? Wird nicht einfach werden!
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