Fallzahlen, Testvolumen, Positivitätsrate, Hospitalisationen, Todesfälle – es gibt einige Statistiken, welche zusammen ein Bild von der Coronakrise ergeben. Stefan Kuster, Leiter Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG, erklärte vor einer Woche an der Pressekonferenz: «Die Situation ist stabil, aber fragil.» Das gilt wohl auch heute noch. Allerdings zeigen Hospitalisationen und die Altersstruktur keine guten Tendenzen. Wir blicken auf acht Punkte rund um das Coronavirus in der Schweiz.
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Nach dem Höhepunkt im März/April brachte die Schweiz die Fallzahlen bis in den tiefen zweistelligen Bereich. Seit Ende Juni steigen sie aber wieder kontinuierlich an. Aktuell stehen wir bei rund 500 täglichen Fällen – Tendenz weiterhin steigend.
Ein spannender Nebeneffekt: An welchem Wochentag werden am meisten Fälle gemeldet? Oder anders: Normalerweise ist der Montag der Tag mit den wenigsten neuen Fällen, der Dienstag derjenige mit den zweitwenigsten. Insgesamt stiegen aber auch die Meldungen an diesen Tagen an. Und seit dem Mittwoch, 2. September stellte jeder Wochentag wieder einen neuen Höchstwert seit Sommer auf.
Mit Stand vom 17. September weisen vier Kantone aktuell mehr als 60 Fälle pro 100'000 Einwohner in den letzten 14 Tagen aus, der Kanton Zürich liegt neu wieder knapp drunter mit 59. Es sind dies:
Die Übersicht aller Kantone siehst du hier:
Die Fallzahlen alleine geben aber noch kein Bild über die aktuelle Lage. Es spielen diverse Faktoren mit rein. Zum Beispiel die Anzahl Tests und die Positivitätsrate.
Die Anzahl Tests schwankt dabei auch nach Wochentag. Am Wochenende lassen sich meist deutlich weniger Menschen testen. Insgesamt nahm die Anzahl seit Ende August wieder zu.
Die Positivitätsrate dagegen sank seit Ende August von rund 4 Prozent auf rund 3 Prozent, nahm aber in der letzten Woche wieder zu und steht am 17. September wieder bei 3,9 Prozent. Die höhere Anzahl Fälle in den letzten Tagen ist also nicht mehr nur den vermehrten Tests zuzuschreiben.
Eines der grössten Themen in den letzten Wochen sind die Hospitalisationen. Obwohl die Anzahl Fälle permanent steigt, blieben die Hospitalisationen bis letzte Woche relativ konstant – was auch das Ziel des BAG ist.
Im Schnitt der letzten sieben Tage stieg die Zahl allerdings auf zuletzt 14,6 an – nur an einem der letzten sieben Tage lagen die Hospitalisationen noch unter 10. Das BAG teilte am Donnerstag auch mit, dass die Mehrheit der neu hospitalisierten zwischen 60 und 69 Jahre alt sind – also zur Risikogruppe gehören.
Die Schweizer Spitäler mussten Ende März / anfangs April über 2000 Corona-Patienten behandeln. Den tiefsten Stand an Hospitalisierten wegen Covid-19 erlebten wir nach dem Höhepunkt im Frühling Ende Juni, als unter 100 Personen mit Corona in einem Schweizer Spital lagen.
Die Zahl stieg bis Anfang August auf rund 140 Fälle, sank dazwischen wieder, liegt jetzt aber bei rund 160 Covid-Patienten in Schweizer Spitälern – und auch hier nahm die Anzahl zuletzt ziemlich deutlich zu.
Die Betten auf der Intensivstation werden von Corona-Patienten deutlich weniger belegt als beim Höhepunkt im Frühling, als kurzzeitig über 400 Patienten mit Covid-19 auf der Intensivstation lagen.
Im Gegensatz zu den Hospitalisationen bleiben hier die Zahlen in den letzten Wochen relativ konstant bei knapp über 10 Patienten. Allerdings ist auch klar: Höhere Belegungen der Spitalbetten sorgen erst verzögert zu mehr Intensiv-Fällen. Es bleibt da also noch abzuwarten, wie sich die Lage entwickelt.
Auch die Todesfälle blieben zum Glück über Wochen tief. Wir sind weit weg von den über 60 Toten pro Tag von Anfang April.
Allerdings gab es auch hier in den letzten Tagen eine Häufung. Am Mittwoch und Donnerstag wurden je sieben neue Fälle gemeldet (diese können auch Nachmeldungen sein, da sich die Meldungen jeweils etwas verspäten können). Trotzdem nahm die Zahl der Todesfälle zuletzt leicht zu.
Grundsätzlich dürften die Todesfälle nicht gross steigen, solange auch die Auslastung der Intensivstationen tief bleibt.
Die tiefe Anzahl an Hospitalisationen und Todesfällen liege daran, dass sich vor allem Jüngere mit dem Coronavirus infizieren, berichteten Experten. Tatsächlich machte die U50-Altersgruppe in den letzten Wochen immer über 75% aus. In dieser Woche sank sie erstmals wieder unter die Drei-Viertel-Marke und steht bei 73%.
Die seit Wochen befürchtete Verlagerung der Jungen zu den Alten fand bisher nur wenig statt. Allerdings zeigte sich in den letzten zwei Wochen ein Trend in diese Richtung. Der Anteil der Ü60-Jährigen stieg von 7,3 Prozent Mitte August auf 13,7 Prozent in den letzten sieben Tagen (Vorwoche: 11,6 Prozent).
Und die Gruppe der U40-Jährigen sank von fast 70% der Neuinfektionen Mitte August auf aktuell noch 56%.
Das BAG meldet seit Anfang Juli auch diejenigen, welche sich in Isolation befinden oder wegen des Contact Tracings oder der Rückkehr aus einem Risikoland in Quarantäne befinden.
Wir zeigen hier den jeweiligen 7-Tage-Schnitt. Zu beachten gilt, dass das BAG nicht jeden Tag von allen Kantonen Meldung erhält. Darum können die Angaben teilweise verzögert sein.
In den letzten Tagen nahm (logischerweise) die Zahl der Personen in Isolation wieder zu, da auch mehr Fälle gemeldet wurden.
Praktisch parallel zu den Personen in Isolation entwickelt sich auch die Anzahl der jeweiligen Kontakte in Quarantäne.
Bei den Personen, welche nach der Rückkehr aus einem Risikoland in Quarantäne mussten, zeigt sich die Auswirkung der Sommerferien. Seit diese Ende August überall vorbei sind, nimmt die Zahl deutlich ab.
Mal ernsthaft: Wer letzte Woche noch nicht erwartet hat, dass die Hospitalisationen demnächst auch in die Höhe schnellen werden, der lebt wirklich hinter dem Mond...
Dort, wo es etwas Positives zu berichten gibt (zB weniger Intensivpatienten), wird der zweite Satz mit "allerdings"begonnen. Es gilt zu verhindern, dass die Leserinnen und Leser entspannt sind.
Wie wollt ihr eigentlich eure Seiten füllen, wenn Corona mal vorbei ist? Wird nicht einfach werden!