Die Corona-Pandemie könnte vorbei sei – aber das Virus ist noch da

Hat eine Pandemie ausgelöst: das Corona-Virus.Bild: Shutterstock

Die Corona-Pandemie könnte vorbei sein – aber: «Malaria ist auch endemisch»

Der Schweiz drohe im Winter keine grosse Omikron-Welle, schätzt Tanja Stadler. Aber das Virus ist noch nicht weg.

Das Warten auf die Corona-Winterwelle in der Schweiz geht weiter. Zwar deuten die Abwasserdaten aus einigen Regionen darauf hin, dass die Zahlen wieder hochgehen könnten. «Was man aber auch sieht: Die Zeit der grossen Omikron-Wellen scheint vorbei.»

Das sagte Tanja Stadler, Biostatistikerin Tanja Stadler von der ETH Zürich, am Dienstag in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen. Sie präsidiert das neue Corona-Beratungsgremium für Bund und Kantone, das auf die im Frühling aufgelöste Swiss National Covid-19 Science Task Force des Bundes folgte.

Tanja Stadler: «Malaria ist auch endemisch.» Bild: keystone

Nur einen Tag zuvor erklärte Christian Drosten, Leiter der Virologie an der Berliner Universitätsklinik Charité, die Pandemie für Geschichte. Gegenüber dem «Tagesspiegel» sagte er:

«Wir erleben in diesem Winter die erste endemische Welle mit Sars-CoV-2, nach meiner Einschätzung ist damit die Pandemie vorbei.»

Christian Drosten: «Nach meiner Einschätzung ist die Pandemie vorbei.» Bild: keystone

Das Virus schaffe es nicht mehr wie Anfang 2022, innerhalb kurzer Zeit 80 Prozent der Bevölkerung zu infizieren, bestätigt auch Stadler in den Tamedia-Zeitungen: Bei den neuen Omikron-Untervarianten sei der Immun-Schutz zwar etwas reduziert. «Aber auch für diese erwarten wir keine ganz hohen Wellen mehr.» Etwa 10 bis 25 Prozent dürften sich demnach noch anstecken, meint die Expertin.

In einem Punkt relativiert die ETH-Professorin Stadler die Aussage des Virologen Drosten aus Deutschland jedoch unabhängig von dessen Interview. Sie betont nämlich, dass es Definitionssache sein, ob wir uns nun in der endemischen Phase befänden.

«Wir sind immer noch in einer Phase, wo das Ganze nicht so stabil und berechenbar ist wie bei der Influenza.»

Dazu komme, dass «endemisch» nicht automatisch bedeute, dass das Virus nun harmlos sei:

«Malaria ist auch endemisch.»

Risiko für völlig neue Varianten eher gering

Mit Blick auf China, wo aktuell die Fallzahlen explodieren, gibt Stadler für die Schweiz zumindest bezüglich neuer Virus-Varianten Entwarnung. Sie schätze das Risiko als nicht sehr hoch ein, «dass in den nächsten Monaten in China eine völlig neue Variante entstehen könnte, welche die bestehende Immunität der Bevölkerung in Europa umgehen kann».

Für China werden die kommenden Monate dagegen «sehr schwierig», meint sie. Denn die Menschen seien aufgrund einer tiefen Durchimpfungsrate sowie der Tatsache, dass kein hoher Immunschutz aufgrund von durchgemachten Erkrankungen bestehe, empfänglich für das Virus. Ohne Massnahmen werde sich in kurzer Zeit ein Grossteil der Bevölkerung anstecken, befürchtet Stadler.

«Man erwartet auch viele schwere Verläufe und viele Todesfälle, bis durch die Immunität in der Bevölkerung die Welle wieder zurückgeht.»

(abi (ch media) / yam)