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Corona: Experten fordern Erfassung von Long-Covid-Fällen

«Es gibt keine Meldestelle» – Experten fordern Erfassung von Long-Covid-Fällen

16.01.2022, 09:0216.01.2022, 16:01
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Long Covid soll in der Schweiz systematisch erfasst werden.
Long Covid soll in der Schweiz systematisch erfasst werden.bild: shutterstock

Bei steigenden Covid-19-Fallzahlen steigt auch die Gefahr von Langzeitschäden durch das Coronavirus. Experten fordern deshalb in Zeitungsinterviews eine systematische Erfassung der Long-Covid-Fälle in der Schweiz.

«Es gibt keine zentrale Meldestelle, die alle Long-Covid-Fälle sammelt», kritisierte der Neurowissenschafter Dominique de Quervain im Interview mit dem «SonntagsBlick». «Solche Daten wären jedoch wichtig, um mehr über die gesundheitspolitische Bedeutung der Erkrankung zu erfahren.»

Im Register der Invalidenversicherung (IV) seien nur die schlimmsten Fälle registriert, sagte de Quervain, also jene, in denen die Betroffenen nicht mehr arbeiten könnten. Der Grossteil der Fälle von Long Covid bleibe so unerkannt.

Auch der Basler Infektiologe Manuel Battegay wünscht eine systematische Erfassung von Long Covid. «Ein Register wäre gut, aber noch besser wäre eine schweizweite Kohortenstudie», sagte er im Interview mit der «SonntagsZeitung». Eine solche Studie müsse in die Tiefe gehen und Beschwerden detailliert erfassen.

Denn noch immer sei nicht bekannt, wie die Symptome von Long Covid mit der Schwere des Verlaufs korrelierten, sagte Battegay. «Und bei Omikron wissen wir noch weniger.» Wer in der Intensivstation behandelt worden sei, habe mehr Long-Covid-Symptome. Doch auch nach einem milden Verlauf könne Long Covid auftreten.

Für die Politik spiele beim Erlassen oder Aufheben von Massnahmen gegen das Coronavirus ausschliesslich die Belastung der Spitäler eine Rolle, bemängelt de Quervain. «Long Covid könnte sich aber als weiteres, grosses gesundheitspolitisches Problem entpuppen.»

Für einen Teil der Bevölkerung seien die Symptome sehr belastend. Mit der Omikron-Variante des Coronavirus könnten sehr viele Menschen von Langzeit-Folgen einer Infektion betroffen sein. Man wisse noch nicht, ob Omikron abgesehen von der Lunge auch für andere Organe – etwa das Gehirn – weniger schädlich sei. (sda)

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28 Kommentare
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Kerzenständer
16.01.2022 09:40registriert Juni 2021
Eine Meldestelle für Long Covid würde bestimmt vielen helfen. Auch weil vielleicht folgend diese Erkankungen anerkannt würden. Doch eben genau desswegen will man es nicht genau wissen.
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Gitarrenmensch
16.01.2022 12:16registriert Mai 2021
Irgendwie typisch für den Umgang mit der Pandemie hierzulande.
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mbr72
16.01.2022 12:23registriert Mai 2015
Ein Armutszeugnis sondergleichen, insbesondere deshalb, dass uns genau dies im Gesundheitswesen on-the-long-run am meisten beschäftigen wird.
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