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Häusliche Gewalt in der Schweiz: Das sind die Täter und die Opfer

Häusliche Gewalt in der Schweiz – die Opfer sind mehrheitlich Frauen.
Häusliche Gewalt in der Schweiz – die Opfer sind mehrheitlich Frauen. Bild: Shutterstock / watson

Häusliche Gewalt in der Schweiz – das sind die Täter und die Opfer

Hinter verschlossenen Türen, dort, wo es die Öffentlichkeit nicht sieht – genau in diesem Moment, in dem du diese Zeilen hier liest, könnte eine Person in der Schweiz häusliche Gewalt erfahren, denn es geschieht jeden Tag. Wie viele Straftaten im letzten Jahr registriert wurden – die traurigen Zahlen und Fakten im Überblick.
26.03.2024, 04:3426.03.2024, 14:49
Julia Neukomm
Julia Neukomm
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Im letzten Jahr gab es in der Schweiz 19'918 Straftaten im Bereich «Häusliche Gewalt». Das zeigt die neue polizeiliche Kriminalstatistik 2023 vom Bundesamt für Statistik. Im Vergleich zum Vorjahr (19'978 Straftaten) hat sich die Situation in der Schweiz kaum verbessert, die Anzahl der Straftaten bleibt hoch.

Die häufigsten Straftaten in den eigenen vier Wänden sind Tätlichkeiten. 2023 kam es zu 6378 Übergriffen solcher Art. Im Vergleich zum letzen Jahr gab es 2023 eine Zunahme von folgenden Straftaten der häuslichen Gewalt: Beschimpfungen (3807), Nötigung (978), sexuelle Handlungen mit Kindern (407) und Vergewaltigung (368). Einen leichten Rückgang gab es bei den Straftaten: Tätlichkeiten (6378), Drohungen (4090), einfache Körperverletzung (2045) und Missbrauch einer Fernmeldeanlage (445).

Eine Tätlichkeit ist nach Art. 126 des Schweizer Strafgesetzbuches (StGB) eine vorsätzliche Einwirkung auf den Körper oder die Gesundheit eines anderen Menschen ohne schädigende Folgen.

Von häuslicher Gewalt betroffen waren im letzten Jahr 11'479 Personen, was ein leichter Anstieg zum Vorjahr (11'388) ist. Die Zahlen zeigen deutlich, dass besonders Frauen Opfer von häuslicher Gewalt sind. So waren es 6993 Frauen (61 Prozent), 2750 Männer (24 Prozent) und 1735 Minderjährige (15 Prozent), die 2023 häusliche Gewalt erfuhren.

Beschuldigt wurden im letzten Jahr gesamthaft 10'792 Personen aufgrund von Straftaten im Bereich häuslicher Gewalt. Auffällig ist, dass besonders oft Männer unter den beschuldigten Personen sind. 7689 Männer (71 Prozent), 2798 Frauen (26 Prozent) und 304 Minderjährige wurden 2023 wegen häuslicher Gewalt beschuldigt.

In der Schweiz gab es im letzten Jahr 25 Menschen, die hinter verschlossenen Türen umgebracht wurden. Die Zahlen zeigen deutlich, dass die meisten Opfer Frauen waren. 16 Frauen (64 Prozent), 5 Männer (20 Prozent) und 4 Minderjährige (16 Prozent) wurden im letzten Jahr getötet.

Bei den Personen, die wegen eines Tötungsdeliktes beschuldigt wurden, zeigt die Statistik klar, dass die meisten davon Männer waren. 2023 wurden im Bereich häuslicher Gewalt 19 Männer (83 Prozent), 3 Frauen (13 Prozent) und eine minderjährige Person wegen eines Tötungsdeliktes beschuldigt.

Die polizeiliche Kriminalstatistik 2023 zeigt nur die gemeldeten Straftaten auf. Die Dunkelziffer der Gewaltdelikte ist gemäss Bundesamt für Statistik jedoch insbesondere im häuslichen Bereich extrem hoch.

Ein Femizid in Altstetten:

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171 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Smee Afshin.
26.03.2024 06:16registriert April 2021
Die Bevölkerung ist seit 2012 um mehr als 10% gewachsen. Es müsste auch 10% mehr schwere Gewalttaten geben, tut es aber nicht. Im gleichen Zeitraum stiegen die Antragsdelikten
stark an, also verbale Gewalt und Tätlichkeiten. Vielleicht hilft es, dass häusliche Gewalt immer weniger hingenommen und immer mehr ans Licht gezerrt wird.

Meine hoffnungsvolle Interpretation.
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FACTS
26.03.2024 06:59registriert April 2020
Die Dunkelziffer bei mänlichen Opfern dürfte noch höher als bei den Frauen sein, weil diese immer noch nicht überall ernst genommen werden, es gesellschaftlich immer noch auf Unverständnis stösst, dass der physisch überlegene Part sich "nicht einfach gewehrt" hat oder weil die Scham sich zu melden und Hilfe zu suchen bei Männer viel grösser ist. Oder auch weil bei wechselseitiger Auseinandersetzung von der Polizei oft nur der Mann als Aggressor rapportiert wird.

Es hilft deshalb nicht, wenn im Artikel gleich mehrfach derart betont wird, dass hauptsächlich Frauen Opfer häusli. Gewalt würden.
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Rethinking
26.03.2024 07:02registriert Oktober 2018
Das Problem bei Statistiken zu Gewalt ist, dass psychische Gewalt sich kaum nachweisen lässt und die Opfer oft sich noch nicht mal dieser bewusst sind, weil nan zu wenig darüber spricht
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