Schweiz
Daten

Diese politischen Themen beschäftigen die Schweiz 2024 am meisten

Bundesrat Albert Roesti aeussert sich ueber die Abstimmungsergebnisse, am Sonntag, 24. November 2024, in Bern. Das Schweizer Stimmvolk hat ueber vier Vorlagen abgestimmt. (KEYSTONE/Peter Schneider).
Albert Rösti war 2024 omnipräsent – und bei den Wählenden der beliebteste Bundesrat.Bild: keystone

Wahlumfrage zeigt: Dieser Bundesrat ist der beliebteste und einflussreichste

Welches sind die politischen Themen, welche die Schweizerinnen und Schweizer am meisten beschäftigen? Worüber ärgern sie sich? Und welche Bundesräte sind am beliebtesten? Wir liefern die Antworten.
02.12.2024, 17:0102.12.2024, 17:51

Das Forschungsinstitut Sotomo hat heute, ein Jahr nach den nationalen Wahlen, das «Wahlbarometer Extra» publiziert. Damit soll der geäusserten Wahlabsicht der Schweizer Stimmbevölkerung auf den Grund gegangen werden. Kurz zusammengefasst gilt: Das Pendel schlägt noch weiter nach rechts aus.

Aktuelle Situation

Gemäss dem «Wahlbarometer Extra» legt die SVP nach den Wahlen 2023 weiter zu und würde gemäss den geäusserten Wahlabsichten weitere zwei Prozent dazugewinnen. Den höchsten Wähleranteil hatte die SVP 2015 mit 29,4 Prozent.

Die weiteren Parteien bleiben ziemlich stabil. Grösster Verlierer wäre die GLP mit minus einem Prozentpunkt.

Wahlbarometer Extra Studienbericht Dezember 2024
Bild: Wahlbarometer Extra 2024

Seit den Wahlen 2019 würde neben der SVP nur die SP zulegen – wobei die Sozialdemokraten aufgrund der aktuellen Umfrage eine leichte Abnahme gegenüber 2023 hinnehmen müssten.

Wahlbarometer Extra Studienbericht Dezember 2024
Bild: Wahlbarometer Extra 2024

Die grössten Herausforderungen

Neben der traditionellen Parteibindung ist für den Wahlentscheid auch immer die Themenkonjunktur entscheidend. Dabei dominiert aktuell ein Thema besonders: die Krankenkassenprämien. Dahinter folgen Migrationsthemen und erst an vierter Stelle kommt der Klimawandel:

Wahlbarometer Extra Studienbericht Dezember 2024
Bild: Wahlbarometer Extra 2024

Krankenkassenprämien bleiben dabei wie 2023 auch ein Jahr später das wichtigste Thema. Auch die Zuwanderung hält ihr hohes Niveau. Weiter auf dem absteigenden Ast findet sich dagegen der Klimawandel wieder. Seit 2021 nimmt die Wichtigkeit für viele Wählerinnen und Wähler bei diesem Thema stetig ab.

Wahlbarometer Extra Studienbericht Dezember 2024
Bild: Wahlbarometer Extra 2024

Während die Krankenkassenprämien und die soziale Sicherheit praktisch bei allen Parteien wichtig sind, polarisieren andere wie die Zuwanderung, die Asylpolitik oder der Klimawandel deutlich. Beim Klimawandel ist der Unterschied zwischen links und rechts am stärksten.

Wahlbarometer Extra Studienbericht Dezember 2024
Bild: Wahlbarometer Extra 2024

Die grössten Ärgernisse

Neben der sachlichen wurde auch die emotionale Ebene der Politik erfasst. So werden die Teilnehmenden des Wahlbarometers nach den grössten Ärgernissen befragt. An der Spitze der Ärger-Rangliste stehen ein eher linkes und ein eher rechtes Thema. Für 62 Prozent gehören Managerlöhne und Boni-Exzesse zu den grössten Ärgernissen. Für 61 Prozent sind es die Gender-Debatte und Wokeness. Ebenfalls sehr hoch ist mit 59 Prozent aller Teilnehmenden der Anteil jener, die sich über «Käufliche Politik, Lobbyismus» ärgern.

Wahlbarometer Extra Studienbericht Dezember 2024
Bild: Wahlbarometer Extra 2024

Auffällig hier: Die meisten Ärger-Themen polarisieren stark zwischen links und rechts. Eine der Ausnahmen sind die Managerlöhne und Boni-Exzesse. Nur bei der FDP-Basis erreicht dieses Thema (knapp) keine Mehrheit.

Wahlbarometer Extra Studienbericht Dezember 2024
Bild: Wahlbarometer Extra 2024

Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Nach dem Autobahn-Nein bei der letzten Abstimmung steht auch der politische Unterschied zwischen den Geschlechtern wieder vermehrt im Fokus. Die Unterschiede zeigen sich auch bei den Herausforderungen und Ärgernissen.

Krankenkassenprämien beschäftigen die Frauen, Zuwanderung die Männer

Zwischen Frau und Mann bestehen grosse Einschätzungsunterschiede beim Klimathema sowie bei sozialen Themen (Prämienbelastung, soziale Sicherheit). Frauen identifizieren diese Themen deutlich häufiger als politische Herausforderungen als Männer. Demgegenüber wird die Zuwanderung vermehrt von Männern genannt.

Wahlbarometer Extra Studienbericht Dezember 2024
Bild: Wahlbarometer Extra 2024

Frauen ärgern sich über Managerlöhne, Männer über Gender-Debatte

Geht es um Ärger-Themen, zeigen sich teilweise noch grössere Einschätzungsunterschiede. Am grössten ist der Gender-Gap beim Ärger über hohe Managerlöhne. 72 Prozent der Frauen ärgern sich darüber, aber nur 53 Prozent der Männer.

Wahlbarometer Extra Studienbericht Dezember 2024
Bild: Wahlbarometer Extra 2024

So werden die Bundesräte wahrgenommen

Bevor wir zu den Bundesräten kommen, noch ein Blick auf die Einschätzung der Ausrichtung der gewählten Partei. Die meisten Wählenden sind zufrieden damit.

Obwohl die SVP-Basis dieses Jahr bei sozialpolitischen Fragen vermehrt vom wirtschaftsliberalen Kurs ihrer Partei abwich, sind nur 15 Prozent der SVP-Wählenden der Ansicht, ihre Partei politisiere zu weit rechts. Ähnliches zeigt sich bei der FDP. Trotz des ausgesprochenen Rechtskurses von Thierry Burkart sind nur 14 Prozent der FDP-Wählenden der Ansicht, die Partei politisiere zu rechts.

Am meisten Unzufriedene mit dem Kurs der eigenen Partei finden sich bei der SP. 31 Prozent finden, dass die Partei ihrer Wahl zu weit links politisiere. 10 Prozent finden aber auch, die Partei politisiere zu rechts.

Wahlbarometer Extra Studienbericht Dezember 2024
Bild: Wahlbarometer Extra 2024

Womit wir bei den Bundesräten wären. Im Bundesrats-Rating werden die Mitglieder der Landesregierung auf zwei Dimensionen eingeschätzt: zum einen nach zugeschriebenem Einfluss und zum anderen nach Sympathie.

Beim Einfluss steht neu Albert Rösti an der Spitze. 2024 war er bei mehreren Abstimmungen omnipräsent. Ein Jahr zuvor lag der mittlerweile zurückgetretene Alain Berset noch an der Spitze.

Wahlbarometer Extra Studienbericht Dezember 2024
Bild: Wahlbarometer Extra 2024

Während das SVP-Mitglied Albert Rösti sowie die rechtsfreisinnige Karin-Keller Sutter das Einfluss-Rating anführen, befinden sich die beiden SP-Bundesratsmitglieder Elisabeth Baume-Schneider und Beat Jans auf den hinteren Plätzen. Ihnen ist es aus Sicht der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger bislang nicht gelungen, in die Fussstapfen von Simonetta Sommaruga und vor allem Alain Berset zu treten.

Für die politische Ausrichtung des Bundesrats ist nicht nur die parteipolitische Zusammensetzung relevant, sondern auch der individuelle Einfluss, den diese im Gremium entfalten können. Aus Sicht der Bevölkerung hat im letzten Jahr die SP durch den Rücktritt von Berset an Einfluss verloren und die SVP durch einen starken Rösti an Einfluss gewonnen.

Wahlbarometer Extra Studienbericht Dezember 2024
Bild: Wahlbarometer Extra 2024

Während die Unterschiede beim Einfluss markant sind, unterscheiden sich die Bundesratsmitglieder bei der Bewertung nach Sympathie nicht fundamental.

Auffällig ist, dass Albert Rösti, ähnlich wie früher Alain Berset, nicht nur an der Spitze des Einfluss-Ratings steht, sondern auch im Sympathie-Rating ganz oben steht. 48 Prozent finden ihn sehr oder eher sympathisch. Den Kontrast zu Rösti bildet Karin Keller-Sutter, die ebenfalls als einflussreich gilt, jedoch nur von 36 Prozent als sympathisch eingestuft wird.

Wahlbarometer Extra Studienbericht Dezember 2024
Bild: Wahlbarometer Extra 2024
Daten und Methode
Die Datenerhebung fand zwischen dem 28. Oktober und dem 11. November 2024 statt. Die Befragung erfolgte online, die Teilnehmenden wurden exklusiv über das bestehende Online-Panel von Sotomo rekrutiert. Nach der Bereinigung und Kontrolle der Daten konnten die Angaben von 4467 Stimmberechtigten für die Auswertung verwendet werden (Deutschschweiz: 3030, Franz. Schweiz: 1014, Ital. Schweiz: 423). Die Resultate sind repräsentativ für die aktive Stimmbevölkerung.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese Frauen sind 2024 an der Macht
1 / 33
Diese Frauen sind 2024 an der Macht
Giorgia Meloni ist seit 2022 italienische Ministerpräsidentin und damit die erste Regierungschefin des Landes.
quelle: keystone / filippo attili/chigi palace pres
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Zauberformel??» Eine Deutsche stellt für uns die Fragen, die wir uns nicht getrauen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
208 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Magnum
02.12.2024 17:17registriert Februar 2015
Ein grandioser Witz: Ölbert der Unaufrichtige soll nach seinem Autobahn-Marginano und Kompetenzüberschreitungen rund um Wolfsabschüsse der beliebteste Bundesrat sein? Dann ist die Schweiz nicht mehr weit von den Trump-USA weg.
36396
Melden
Zum Kommentar
avatar
DerTaran
02.12.2024 17:12registriert Oktober 2015
Ich habe den Kampf gegen den Klimawandel aufgegeben. Mit der derzeitigen Weltbevölkerung ist da nichts zu machen.

Es muss erst noch schlimmer werden, viel, viel schlimmer, bevor das Thema wieder in den Vordergrund rückt. Nach mir die Sintflut hat sich durchgesetzt.
24145
Melden
Zum Kommentar
avatar
Wysel Gyr
02.12.2024 17:20registriert Oktober 2021
Diese Grafiken zeigen vor allem, wie unglaublich gute Kommunikatoren die rechten Parteien sind. Die Mehrheit der Schweizer hatte noch nie einen direkten Kontakt zu einem Asylbewerber. Woke ist schlussendlich einfach rechtes Branding und will lediglich Intoleranz abbauen. Lediglich Intolerante stören sich an dieser Intention.
Dass sich so viele darüber ärgern hat nichts damit zu tun, dass diese Themen ihr Leben erschweren oder verschlechtern. Sondern es sind einfach die Sündenböcke, welche von der rechten Propaganda identifiziert und in die Welt gekotzt werden. Leider sehr erfolgreich.
21387
Melden
Zum Kommentar
208
Gemeinden sollen für die Tierarztkosten von herrenlosen Tieren aufkommen
In der Schweiz sind Tierärzte gesetzlich dazu verpflichtet, verletzte Tiere zu behandeln. Doch was passiert, wenn ein herrenloses Tier in einer Praxis landet?
Zur Story