Wahlumfrage zeigt: Dieser Bundesrat ist der beliebteste und einflussreichste
Das Forschungsinstitut Sotomo hat heute, ein Jahr nach den nationalen Wahlen, das «Wahlbarometer Extra» publiziert. Damit soll der geäusserten Wahlabsicht der Schweizer Stimmbevölkerung auf den Grund gegangen werden. Kurz zusammengefasst gilt: Das Pendel schlägt noch weiter nach rechts aus.
Aktuelle Situation
Gemäss dem «Wahlbarometer Extra» legt die SVP nach den Wahlen 2023 weiter zu und würde gemäss den geäusserten Wahlabsichten weitere zwei Prozent dazugewinnen. Den höchsten Wähleranteil hatte die SVP 2015 mit 29,4 Prozent.
Die weiteren Parteien bleiben ziemlich stabil. Grösster Verlierer wäre die GLP mit minus einem Prozentpunkt.
Seit den Wahlen 2019 würde neben der SVP nur die SP zulegen – wobei die Sozialdemokraten aufgrund der aktuellen Umfrage eine leichte Abnahme gegenüber 2023 hinnehmen müssten.
Die grössten Herausforderungen
Neben der traditionellen Parteibindung ist für den Wahlentscheid auch immer die Themenkonjunktur entscheidend. Dabei dominiert aktuell ein Thema besonders: die Krankenkassenprämien. Dahinter folgen Migrationsthemen und erst an vierter Stelle kommt der Klimawandel:
Krankenkassenprämien bleiben dabei wie 2023 auch ein Jahr später das wichtigste Thema. Auch die Zuwanderung hält ihr hohes Niveau. Weiter auf dem absteigenden Ast findet sich dagegen der Klimawandel wieder. Seit 2021 nimmt die Wichtigkeit für viele Wählerinnen und Wähler bei diesem Thema stetig ab.
Während die Krankenkassenprämien und die soziale Sicherheit praktisch bei allen Parteien wichtig sind, polarisieren andere wie die Zuwanderung, die Asylpolitik oder der Klimawandel deutlich. Beim Klimawandel ist der Unterschied zwischen links und rechts am stärksten.
Die grössten Ärgernisse
Neben der sachlichen wurde auch die emotionale Ebene der Politik erfasst. So werden die Teilnehmenden des Wahlbarometers nach den grössten Ärgernissen befragt. An der Spitze der Ärger-Rangliste stehen ein eher linkes und ein eher rechtes Thema. Für 62 Prozent gehören Managerlöhne und Boni-Exzesse zu den grössten Ärgernissen. Für 61 Prozent sind es die Gender-Debatte und Wokeness. Ebenfalls sehr hoch ist mit 59 Prozent aller Teilnehmenden der Anteil jener, die sich über «Käufliche Politik, Lobbyismus» ärgern.
Auffällig hier: Die meisten Ärger-Themen polarisieren stark zwischen links und rechts. Eine der Ausnahmen sind die Managerlöhne und Boni-Exzesse. Nur bei der FDP-Basis erreicht dieses Thema (knapp) keine Mehrheit.
Unterschiede zwischen den Geschlechtern
Nach dem Autobahn-Nein bei der letzten Abstimmung steht auch der politische Unterschied zwischen den Geschlechtern wieder vermehrt im Fokus. Die Unterschiede zeigen sich auch bei den Herausforderungen und Ärgernissen.
Krankenkassenprämien beschäftigen die Frauen, Zuwanderung die Männer
Zwischen Frau und Mann bestehen grosse Einschätzungsunterschiede beim Klimathema sowie bei sozialen Themen (Prämienbelastung, soziale Sicherheit). Frauen identifizieren diese Themen deutlich häufiger als politische Herausforderungen als Männer. Demgegenüber wird die Zuwanderung vermehrt von Männern genannt.
Frauen ärgern sich über Managerlöhne, Männer über Gender-Debatte
Geht es um Ärger-Themen, zeigen sich teilweise noch grössere Einschätzungsunterschiede. Am grössten ist der Gender-Gap beim Ärger über hohe Managerlöhne. 72 Prozent der Frauen ärgern sich darüber, aber nur 53 Prozent der Männer.
So werden die Bundesräte wahrgenommen
Bevor wir zu den Bundesräten kommen, noch ein Blick auf die Einschätzung der Ausrichtung der gewählten Partei. Die meisten Wählenden sind zufrieden damit.
Obwohl die SVP-Basis dieses Jahr bei sozialpolitischen Fragen vermehrt vom wirtschaftsliberalen Kurs ihrer Partei abwich, sind nur 15 Prozent der SVP-Wählenden der Ansicht, ihre Partei politisiere zu weit rechts. Ähnliches zeigt sich bei der FDP. Trotz des ausgesprochenen Rechtskurses von Thierry Burkart sind nur 14 Prozent der FDP-Wählenden der Ansicht, die Partei politisiere zu rechts.
Am meisten Unzufriedene mit dem Kurs der eigenen Partei finden sich bei der SP. 31 Prozent finden, dass die Partei ihrer Wahl zu weit links politisiere. 10 Prozent finden aber auch, die Partei politisiere zu rechts.
Womit wir bei den Bundesräten wären. Im Bundesrats-Rating werden die Mitglieder der Landesregierung auf zwei Dimensionen eingeschätzt: zum einen nach zugeschriebenem Einfluss und zum anderen nach Sympathie.
Beim Einfluss steht neu Albert Rösti an der Spitze. 2024 war er bei mehreren Abstimmungen omnipräsent. Ein Jahr zuvor lag der mittlerweile zurückgetretene Alain Berset noch an der Spitze.
Während das SVP-Mitglied Albert Rösti sowie die rechtsfreisinnige Karin-Keller Sutter das Einfluss-Rating anführen, befinden sich die beiden SP-Bundesratsmitglieder Elisabeth Baume-Schneider und Beat Jans auf den hinteren Plätzen. Ihnen ist es aus Sicht der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger bislang nicht gelungen, in die Fussstapfen von Simonetta Sommaruga und vor allem Alain Berset zu treten.
Für die politische Ausrichtung des Bundesrats ist nicht nur die parteipolitische Zusammensetzung relevant, sondern auch der individuelle Einfluss, den diese im Gremium entfalten können. Aus Sicht der Bevölkerung hat im letzten Jahr die SP durch den Rücktritt von Berset an Einfluss verloren und die SVP durch einen starken Rösti an Einfluss gewonnen.
Während die Unterschiede beim Einfluss markant sind, unterscheiden sich die Bundesratsmitglieder bei der Bewertung nach Sympathie nicht fundamental.
Auffällig ist, dass Albert Rösti, ähnlich wie früher Alain Berset, nicht nur an der Spitze des Einfluss-Ratings steht, sondern auch im Sympathie-Rating ganz oben steht. 48 Prozent finden ihn sehr oder eher sympathisch. Den Kontrast zu Rösti bildet Karin Keller-Sutter, die ebenfalls als einflussreich gilt, jedoch nur von 36 Prozent als sympathisch eingestuft wird.