Werfen wir zuerst einen Blick zurück auf die Unwetter in diesem Jahr. Im Januar wurden wir im Flachland mit ungewohnt grossen Schneemengen überrascht. Viele Bäume krachten durch das Gewicht der Schneedecken zusammen und verursachten teilweise Schäden an Autos.
Für Schweizer Versicherer war das allerdings nur ein Tropfen auf den heissen Stein, denn rund 90 Prozent aller gemeldeten Schäden gingen auf das Konto der Unwetter im Juni und Juli. Die Tiefs «Volker», «Xeno», «Zyprian» und «Brend» sorgten für rekordhohe Pegelstände in vielen Schweizer Gewässern.
Nebst überschwemmten Kellern brachte das Unwetter oft auch Hagelstürme mit sich. Zwei von drei Meldungen, die in der ersten Hälfte des Jahres 2021 bei der Schweizer Versicherung Axa eingingen, waren Hagelschäden am Auto.
Auch einige kleinere Stürme im Herbst, wie beispielsweise «Hendrik», fielen im Ganzjahresvergleich nicht ins Gewicht.
Im noch deutlich stärker vom Unwetter betroffenen Deutschland ging das Jahr 2021 als Rekordjahr in die Geschichtsbücher ein. «In der Schweiz haben wir in den letzten Jahrzehnten aber noch verheerendere Unwetter erlebt», erklärte Jan Mühlethaler vom Schweizerischen Versicherungsverband auf Anfrage. Die Gebäudeschäden belaufen sich in diesem Jahr auf etwas über eine Milliarde Franken – hauptsächlich verursacht durch Hagel.
Unter den Rekordjahren befindet sich das Jahr 1999, in dem der Orkan Lothar mit Böenspitzen von 140 km/h über's Schweizer Flachland fegte. Die Schäden an Gebäuden summierten sich damals ebenfalls auf gut eine Milliarde Franken. Weil aber heute deutlich mehr Personen in deutlich mehr Gebäuden in der Schweiz leben, müsse man für einen Vergleich zu dieser Schadensumme etwa 30 Prozent dazurechnen.
Auch die Jahre 2005 und 2007 wurden überdurchschnittlich teuer für Gebäudeversicherer – damals sorgten grosse Regenmengen für Hochwasser in vielen Teilen der Schweiz.
Nebst den Gebäudeversicherern kamen 2021 auch auf die Privatversicherungen grosse Kosten zu. Ein Grossteil davon fiel auf verbeulte Autos zurück. Die Axa berichtete gegenüber watson von tennisballgrossen Hagelkörnern, die im Juli 2021 teilweise Scheiben von Autos einschlugen.
Laut dem Schweizerischen Versicherungsverband rechnen die Versicherer im Jahr 2021 mit Schadenskosten von insgesamt über zwei Milliarden Franken für Gebäude- und Privatversicherer.
Das entspricht ungefähr den Investitionen, die der Bund jährlich für Hochschulen ausgibt oder dem Preis von zwölf Kampfjets F-35. Auch für die Kosten aller Covid-Tests hat der Bund in diesem Jahr eine ähnliche Summe budgetiert.
Laut dem Schweizerischen Versicherungsverband waren Kantone in der West- und Zentralschweiz, sowie Zürich und der Aargau besonders betroffen.
Auch die Privatversichererin Axa gibt diese Kantone als besonders geschädigt an. Auf folgende Kantone fallen rund 70 Prozent aller Schadensmeldungen:
Die grössten Schäden verursachte 2021 der Hagel und nicht wie in früheren Rekordjahren das Hochwasser. Laut Mühlethaler ist das den in den letzten Jahren getroffenen Schutzmassnahmen zu verdanken. Nach den Schäden in den Jahren 2005 und 2007 habe man viel in die Prävention investiert und diese haben im Sommer 2021 ihre Wirkung gezeigt.
Hagel hingegen bleibt eine grosse Herausforderung – denn im Vergleich zu Hochwasser, das man mit Modellen gut vorhersehen und mit baulichen und mobilen Schutzmassnahmen teilweise eindämmen kann, lässt sich Hagel kaum örtlich, zeitlich oder in der Intensität genau prognostizieren.
Andersrum ist es nämlich richtig:
Nichts zu tun, das wird richtig teuer, plus zerstört es die Zukunft unserer Kinder.