Am 13. April veröffentlichte die Forschungsstelle sotomo eine Spezialauswertung zur Covid-19-Impfung im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit. Auffallend dabei: Bei den Ü65-Jährigen gaben 93 Prozent der Befragten an, dass sie sich zumindest wahrscheinlich impfen werden. Durchgeführt wurden die Befragungen im März. Im vorherigen Bericht von sotomo (18. März) lag die Quote noch bei 74 Prozent.
Die jüngeren Alterskategorien weisen eine tiefere Impfbereitschaft aus, allerdings hat auch diese gegenüber früheren Umfragen zugenommen. Gundekar Giebel, Kommunikationschef der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion Bern, hat dafür auf Anfrage eine einfache Erklärung: «Die Jungen entscheiden ja auch erst am Samstagabend um 20 Uhr, wohin es in den Ausgang geht. Am Mittwoch wissen sie das jeweils noch nicht. Ähnlich ist es mit dem Impfen: Seit wir die Impfgruppe freigeschaltet haben, ist die Nachfrage sehr gross.»
So weit die Umfragen. Doch wie sieht es in der Realität aus? Ist die Impfbereitschaft auch in der Praxis so hoch?
Am ehesten einen Vergleichswert haben wir bei der Altersgruppe 80+. Sie wurden als erste (mit den Risikopatienten) zur Impfkampagne zugelassen und sind entsprechend am weitesten. Aber wie viele Personen sind dies überhaupt?
Da nicht alle Kantone dem BAG die genauen Altersklassen-Impfdaten liefern, kann für die ganze Schweiz keine exakte Aussage getroffen werden. Von den 19 Kantonen und Liechtenstein, welche die Daten weitergeben, umfasst die Altersklasse Ü80 rund 340'000 Personen, etwa 260'000 davon sind zumindest einmal geimpft. Das sind für die ausgewerteten Kantone 75,6 Prozent.
Nicht alle Kantone legen das gleiche Impftempo hin. Schauen wir darum auf die Impfquoten in der Gruppe der Ü80-Jährigen in den einzelnen Kantonen.
Im Kanton Tessin, bei dem sich der grösste Anteil der Ü80-Jährigen schon impfen liess (86,2 Prozent), wurde der Umfrage-Wert von 93 Prozent bis zur Woche 17 (20. bis 26.4.) schon fast erreicht. Auch Liechtenstein (81,7%), Zug (81,1%) und Graubünden (80,5%) haben bereits über 80 Prozent ihrer Ü80-Jährigen zumindest einmal geimpft.
Den kleinsten Bevölkerungsanteil impften bisher der Jura (63,9%) und Schwyz (64,6%).
Die Quoten werden auch in den nächsten Wochen steigen. In Bern beispielsweise sind in der Alterskategorie der Ü75-Jährigen noch 10'000 Personen registriert, welche die Impfung noch nicht erhielten. «Und die Registrierungen nehmen in allen Altersklassen weiterhin zu», sagt Gundekar Giebel.
In der zweithöchsten Altersklasse liegen die durchschnittlichen Anteile der bereits geimpften Bevölkerung etwas tiefer, obwohl diese auch von Anfang an zur Impfung zugelassen waren. In den dargestellten Kantonen beträgt die Quote bis zur Woche 17 rund 73 Prozent.
In den 19 Kantonen und Liechtenstein umfasst diese Bevölkerungsgruppe rund 525'000 Personen. Etwas über 380'000 von ihnen haben also mindestens eine erste Impfung erhalten.
Um diese rund 73 Prozent noch auf die 93 Prozent der Umfragewerte zu bringen, fehlen in dieser Bevölkerungsgruppe noch etwas über 100'000 Personen. Aufgrund der Daten des BAG ist aktuell keine Abnahme bei den Neuregistrierungen der 70- bis 79-Jährigen festzustellen. Zumindest wird der Anteil da also weiter steigen.
Schauen wir noch auf die Impfquote der einzelnen Kantone. Auch hier sind die Kantone Zug und Tessin vorne mit dabei. Den höchsten Anteil seiner 70- bis 79-Jährigen hat aber Schaffhausen geimpft (80,3%). Am wenigsten weit sind – wie schon bei den Ü80-Jährigen – der Jura, Schwyz und Zürich.
Ziel wäre, dass 80 Prozent der Bevölkerung geimpft werden. Gemäss der neusten sotomo-Umfrage sagen 72 Prozent der Bevölkerung zumindest «eher Ja» zur Impfung. Da braucht es also wohl noch eine weitere Zunahme.
Gundekar Giebel von der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion Bern will keine detaillierte Vorhersage treffen. Er ist aber überzeugt: «In Bern haben wir aktuell eine kleine Impfskepsis. Sondern eher im Gegenteil eine sehr grosse Nachfrage. Momentan können wir täglich 12'000 Personen impfen, nächste Woche problemlos 17'000 und wenn die Hausärzte noch dazukommen, sind wir bei rund 20'000 täglichen Impfungen.»
Obwohl er trotzdem davon ausgeht, dass 80 Prozent Geimpfte bis im Sommer sehr schwierig zu erreichen sind, stellt er erfreut fest: «Vor allem bei den Jungen erkennen wir ein Gruppenverhalten: Wenn einer anfängt, gehen plötzlich alle. Und wenn deine Kollegen geimpft sind und diese keine Komplikationen haben, gibt das Sicherheit, dass man sich selbst auch impfen lässt.» Allerdings werden zumindest fünf bis zehn Prozent kaum von einer Impfung überzeugt werden.
Was soll dieser Titel? Ich habe nicht einen Grund gefunden.
Mich hätten jetzt wirklich die Gründe der Kehrtwende interessiert.