Gianna Luzio, die Generalsekretärin der Mitte, gestikulierte. Sie versuchte, Markus Ritter davon abzuhalten, seine Pläne offenzulegen. Ritter aber sagte, er wolle Transparenz herstellen.
Es war die Medienkonferenz nach der Nichtwahl. Ritter gab sich Mühe, nicht geknickt zu wirken. Dann sagte er: Ende 2028 werde er nicht nur als Präsident des Bauernverbandes abtreten, sondern auch als Nationalrat. Der 57-jährige Ritter verkündete das Ende seiner politischen Laufbahn. Er ist seit 2011 Nationalrat.
Stirnrunzeln bei Generalsekretärin Luzio verursachte der Umstand, dass im Herbst 2027 nationale Wahlen stattfinden. Markus Ritter plant, dann noch einmal zu kandidieren für die grosse Kammer – die Wählerinnen und Wähler im Kanton St. Gallen werden aber wissen: Er will nicht mehr vier Jahre, sondern nur noch zwölf Monate im Amt bleiben. Einen Wahlkampf unter diesen Prämissen zu führen, ist für Ritter und seine Partei nicht einfach. Der Rheintaler machte aber klar, dass er so und nicht anders will.
Ritter war als Favorit ins Rennen gestiegen für die Nachfolge von Viola Amherd – warum hat er die Wahl trotzdem ziemlich klar verpasst? Er antwortete ausweichend auf diese Frage: Er wolle nicht im Kaffeesatz lesen. Man müsse die Parlamentarierinnen und Parlamentarier fragen, nicht ihn.
«Ich wäre sehr gerne Bundesrat geworden», betonte Ritter. Wobei er sich eine Kandidatur erst überlegt habe, nachdem in seiner Partei mehrere mögliche Anwärter abgesagt hätten. Markus Ritter wollte damit sagen: Er hat nicht seit Jahren darauf hingearbeitet, Mitglied der Landesregierung zu werden. Als sich eine Gelegenheit ergab, stieg er ins Rennen. Ritter wurde von einem Politiker geschlagen, den vor sechs Wochen nur wenige in der Schweiz gekannt hatten.
Ritter selber lernte Martin Pfister erst Anfang Februar kennen. Die Kontakte mit ihm, die Koordination der Termine – unkompliziert und angenehm seien diese Dinge verlaufen. «Ich habe einen Freund gewonnen», sagte der Unterlegene über den Sieger der Wahl.
Ist Ritter als Präsident des Bauernverbandes manchmal allzu insistent, allzu barsch aufgetreten gegenüber seinen Parlamentskollegen? Haben ihn nun darum National- und Ständeräte nicht gewählt, die er auf seiner Seite glaubte? «Das glaube ich nicht», antwortete Ritter auf diese Frage. Es gebe Parlamentarier, die einem nah ständen; zu anderen habe man ein eher distanziertes Verhältnis. Das sei normal. Wahrscheinlich hätten beim Entscheid vielmehr strategische Überlegungen der Parteien – auch im Hinblick auf kommende Bundesratswahlen – eine Rolle gespielt.
Markus Ritter sprach als fairer Verlierer. Er konnte aber nicht ganz verhehlen, dass ihn die Nichtwahl kränkt. Für Momente sprach der Nationalrat wie Donald Trump und lobte sich ohne Hemmungen selber: Der Bauernverband sei eine «gut geölte Maschine», betonte er, und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verbandes hätten ihn gar nicht gerne ziehen lassen – wenn er die Wahl in die Landesregierung denn geschafft hätte.
Nun will Ritter «mit Herzblut» Bundesparlamentarier und Präsident des Bauernverbandes bleiben. Im Moment seiner grössten Niederlage gab er aber das Ende seiner politischen Karriere bekannt. Als Bundesrat hätte er wohl mindestens acht Amtsjahre absolvieren wollen. Nun ist bereits Ende 2028 Schluss mit Politik.
So lügte er vor, dass schon alles erledigt und beschlossen sei. Danach wurden alle Beschlüsse wieder abgebaut und wirkungslos gemacht.
Für die einen mag es clever sein, für die anderen einfach unehrlich und nicht aufrichtig.
Deswegen wurde er auch nicht gewählt.