Der Schweizer Bitcoin-Broker Relai veröffentlicht zum ersten Mal kantonale Nutzungs-Zahlen. Und diese zeigen: Die Akzeptanz der Mutter aller Kryptowährungen – oder wenigstens der Glaube an deren zukünftige Wertsteigerung – ist nicht in allen Kantonen gleich ausgeprägt.
Zu bedenken gibt es allerdings, dass die Daten nur Bitcoin-Käufe von Relai–Kunden im Jahr 2023 beinhalten. Wer im letzten Jahr auf eine andere Weise Bitcoins erstand, taucht in der Statistik nicht auf. Für die Gesamtheit der Bitcoin-Besitzer sind die Zahlen deshalb nicht repräsentativ. Sie geben im besten Fall ein Indiz. Interessant sind sie trotzdem. Denn im auf Anonymität setzenden Kryptomarkt sind grosse Datensätze rar, und zu den kantonalen Unterschieden existierten bisher nur Zahlen zu Bitcoin-Automaten.
Insgesamt tauschten Herr und Frau Schweizer im Jahr 2023 rund 36,5 Millionen Franken per Relai-App in Bitcoins. Herr und Frau Liechtensteiner investierten rund 210'000 Franken.
Die Kantone mit den grössten Investitionen pro Kopf in der Schweiz im Jahr 2023 sind Bern und Schwyz mit je 6.83 investierten Franken, gefolgt von Nidwalden mit 6.72 Franken und Zürich (6.41 Franken). Zug, mit seinem Kryptovalley eigentlich Anwärter auf den Spitzenplatz, klassiert sich mit 4.06 Franken im Mittelfeld. Am anderen Ende der Tabelle befinden sich die Westschweizer Kantone Neuenburg (0.57 Franken) und Genf (0.68) sowie die weiteren französischsprachigen Kantone.
Der Bitcoin-Graben lässt sich wenigstens in Teilen mit den Marketing- und Werbeanstrengungen von Relai erklären, wie Sprecher Joël Kai Lenz gegenüber watson bestätigt. Diese beschränken sich auf die deutschsprachigen Kantone. Nicht erklären kann diese These, weshalb im Tessin viermal so viel wie in Neuenburg investiert wird.
Ein anderes Bild zeichnet die durchschnittliche Investition pro Kunde. Hier schwingt der Kanton St.Gallen mit einem Betrag von knapp unter 6000 Franken (5965 Franken) oben aus. Benutzer aus dem Kanton mit der weltbekannten Wirtschaftsuniversität scheinen besonders kaufkräftig/überzeugt von der Mutter aller Kryptowährungen. Der zweite Platz in dieser Kategorie geht an Solothurn (5224 Franken), gefolgt vom Thurgau (4021 Franken).
Die kantonalen Unterschiede sind auch hier gewaltig. Mit 664 Franken bildet der Jura mit Abstand das Schlusslicht vor Appenzell-Innerrhoden (935 Franken) und Graubünden (1131 Franken).
Erneut einen anderen Spitzenreiter produziert die Übersicht über die Anzahl Nutzer pro 1000 Einwohner, die als Indikator für die Akzeptanz in der Bevölkerung interpretiert werden kann. Beinahe 6 (5,8) von 1000 Einwohnern im Kanton Nidwalden nutzen den Schweizer Broker. In Liechtenstein (nicht auf der Karte) sind es 4,5, in Appenzell-Innerrhoden 3,85 und in Zürich 3,61.
Auch hier fallen die Westschweizer Kantone ab. Schweizweit beträgt der Durchschnitt 1,92, wenn man die 284 Benutzer nicht berücksichtigt, die statistisch keinem Kanton zugeordnet werden können. Die Zahlen müssen mit etwas Vorsicht genossen werden. Erfasst sind nicht die tatsächlichen Nutzer, sondern die Anzahl verwendeter Bitcoin–Adressen. Laut Relai existieren 20 Prozent mehr Adressen als tatsächliche Nutzer (Nutzer können mehrere Adressen besitzen). Weil es auch hierbei geringfügige kantonale Unterschiede geben kann, sind die Daten nichts aufs Prozent genau.
Eines ist allerdings sicher. Die in der Jahresstatistik 2023 berücksichtigten Investitionen haben sich, Stand heute, allesamt gelohnt. Der Bitcoin-Höchststand 2023 lag bei rund 44'000 Dollar. Aktuell muss man dafür stolze 52'000 Dollar hinblättern.
Und die Zahlen werden weder überprüft (wurden die Rohdaten angefragt?) noch wurden die statistischen Methoden hinterfragt.