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So sah die KV-Lehre früher aus – ziemlich kompliziert

KV
Programmieren in den 60er-Jahren: So wurde im KV gearbeitet.Bild: zvg/kfmv.ch

Beliebteste Lehre: Im Sommer kommt die KV-Reform – so kompliziert sah der Job früher aus

Die kaufmännische Lehre wird ab dem Sommer erneuert durch die KV-Reform 2023. Zeit, um zurückzublicken, wie der Job früher aussah – als man trotz Abschluss nur 200 Franken pro Monat verdiente.
05.03.2023, 05:3205.03.2023, 13:59
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«Du machst das KV? Das ist eine solide Grundausbildung», jeder KV-Lehrling hat diesen Satz schon einmal gehört – und sich vielleicht darum für den Beruf entschieden.

Die Lehre als Kauffrau und Kaufmann gehört zu den beliebtesten Ausbildungen in der Schweiz. 2021 sind laut dem Bundesamt für Statistik (BfS) 211'583 Lehrverhältnisse registriert worden.

Davon waren 12'289 aus Wirtschaft und Verwaltung: das KV. «Am meisten Lernenden machen ihre berufliche Grundausbildung in kaufmännischen Berufen», schreibt das BfS. Grund genug, um zurückzublicken auf die beliebteste Lehre der Schweiz und wie sich diese im Laufe der Zeit entwickelt hat.

1910er-Jahre

KV Lehrlinge 1910er Jahre
Zeit zum Lernen: Wie KV-Lehrlinge in den 1910er-Jahren arbeiteten.Bild: zVg/kfmv.ch

Bereits vor der Jahrhundertwende gab es KV-Lehrlinge. Damals war der Besuch der Schule jedoch nicht obligatorisch. So kam es, dass im Jahr 1897 nur 22 von rund 560 Schülern die Lehrlingsprüfung absolvierten.

Erst durch das kantonale Lehrlingsgesetz 1906 wurden der Berufsschulunterricht sowie die Abschlussprüfung obligatorisch. Ebenfalls in diesem Jahr wurde eingeführt, dass die Schule für Lehrtöchter ermöglicht wurde.

Der Lohn war zu Beginn des 20. Jahrhunderts übrigens noch viel geringer. Der Min­dest­lohn nach ei­ner dreijäh­ri­gen Leh­re be­trug 200 Franken, schreibt der Blog Wir Kaufleute.

30er-Jahre

Schreibmaschinenkurs im Freien: So wurde in den 30er-Jahren das KV-Handwerk vermittelt.
Schreibmaschinenkurs im Freien: So wurde in den 30er-Jahren das KV-Handwerk vermittelt. bild: zVg/kfmv.ch

Das Zehnfingersystem ist jedem KV-Lehrling bekannt. Gelernt wurde es bereits in den 30er-Jahren, damals jedoch noch auf tragbaren Schreibmaschinen.

Die tragbaren Schreibgeräte stellten damals ein Novum dar, einige Hersteller warben mit dem Slogan «Das Vollkommenste der Neuzeit».

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Kaufmännische Hierarchie in den 30er-Jahren: vom Stift bis zum Chef.Bild: zVg/kfmv.ch

40er-Jahre

Alle Finger im Spiel: ein Schreibmaschinenkurs für KV-Lehrlinge in den 40er-Jahren.
Alle Finger im Spiel: ein Schreibmaschinenkurs für KV-Lehrlinge in den 40er-Jahren. bild: zvg/kfmv.ch

Die Schreibmaschinen haben sich schnell entwickelt. Doch eines blieb gleich: das Zehnfingersystem als wichtiger Bestandteil der KV-Lehre.

50er-Jahre

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Berufsschule für KVler: Ein Klassenzimmer in den 50er-Jahren. bild: zvg/kfmv.ch

Damals musste man sich noch dem Job entsprechend für die Berufsschule anziehen – zerrissene Jeans oder Trainerhosen waren keine Option.

KV Lehrlinge
Stellenausschreibung: Das waren die Anforderungen an einen Kaufmann. bild: zvg/kfmv.ch

60er-Jahre

Bei der Arbeit: Zwei «Sekretärinnen» in den 60er-Jahren.
Bei der Arbeit: Zwei «Sekretärinnen» in den 60er-Jahren. bild: zvg/kfmv.ch

In den 60er-Jahren war der KV-Beruf schon weitverbreitet. Viele Frauen, die den Job ausübten, wurden damals als «Sekretärinnen» bezeichnet. Das hat sich zum Glück mittlerweile geändert: Wer das KV absolviert hat, ist eine Kauffrau.

Erneuert wurde in den 60er-Jahren auch die Technik. Heute wäre ein KV-Lehrling vermutlich überfordert, wenn man ihn an so ein antikes Gerät setzen würde. Wer nicht?

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Programmiererin bei der Arbeit: in den 60er-Jahren. Bild: zvg/kfmv.ch

70er-Jahre

Fokussiert bei der KV-Arbeit: ein Büro in den 70er-Jahren.
Fokussiert bei der KV-Arbeit: ein Büro in den 70er-Jahren. bild: kfmv.ch

Homeoffice ging damals noch nicht: Zu viele schwere und teure Geräte hätte man als Kaufmann mit nach Hause nehmen müssen.

1974 wurde zudem ein Meilenstein gelegt: Das Schulhaus am Zürcher Escher-Wyss-Platz wurde gebaut, wo noch heute rund 4500 KV-Lernende ihre Ausbildung machen.

Auch das Klassenzimmer hat sich etwas verändert: KV-Unterricht in den 70er-Jahren.
Auch das Klassenzimmer hat sich etwas verändert: KV-Unterricht in den 70er-Jahren. bild: zvg/kfmv.ch

Eines war aber auch in den 70er-Jahren noch gleich: Die Schulkleidung musste seriös sein.

80er-Jahre

Chef und Lehrling bei der Arbeit: ein Büro in den 80er-Jahren.
Chef und Lehrling bei der Arbeit: ein Büro in den 80er-Jahren.bild: zvg/kfmv.ch

Mit Hemd und Krawatte arbeitete man in den 80er-Jahren als Kaufmann. Damals war der Lohn nach der Lehre bereits um ein Zehnfaches höher als in den 10er-Jahren.

So verdiente man als ausgebildeter Kaufmann Mitte der 80er-Jahre bereits rund 2400 Franken im Monat. Der Job wurde aber auch anspruchsvoller: Wer am Ball bleiben wollte, musste mit der sich schnell verändernden Technik klarkommen.

Elektronisches Schreiben: Mitte der 80er-Jahre.
Elektronisches Schreiben: Mitte der 80er-Jahre. bild: zvg/kfmv.ch

90er-Jahre

In den 90ern wurde das Arbeiten am Computer ein immer wichtigerer Bestandteil des Alltags als Kauffrau. Das musste geübt werden – inklusive Zehnfingersystem.

Vorstellung Computer: KV-Lehrlinge in den 90er-Jahren.
Vorstellung Computer: KV-Lehrlinge in den 90er-Jahren. bild: zvg/kfmv.ch

2000er-Jahre

Nach der Jahrtausendwende nahm der Beruf des Kaufmanns Züge an, wie man sie heute noch kennt: Grossraumbüros mit vielen Computern und Telefonen.

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Ein KV-Büro: So arbeitete man im Beruf ab dem Jahr 2000.bild: zvg/kfmv.ch

Heute: 2023

KV-Lehre 2023: Noch immer gehört der Beruf zu den begehrtesten Lehrstellen der Schweiz.
KV-Lehre 2023: Noch immer gehört der Beruf zu den begehrtesten Lehrstellen der Schweiz. bild: zvg/kfmv.ch

So sieht es aus, wenn Kaufleute im Jahr 2023 arbeiten – vieles hat sich getan im Vergleich zu den Anfängen. Und Neues kommt permanent dazu.

Ab diesem Sommer gilt die KV-Reform 2023. Die neue kaufmännische Grundbildung soll so konsequent auf Handlungskompetenzen ausgerichtet sein. Nach dem Credo: «Egal, was die Zukunft bringt – Kaufleute müssen vorbereitet sein.»
(kma)

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83 Kommentare
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C137
05.03.2023 07:14registriert April 2017
Ihr müsst doch die Löhne inflationsbereinigt darstellen. Ansonsten fehlt doch jegliche Vergleichsgrundlage.
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HDH Andrea
05.03.2023 07:27registriert Juli 2022
Also hätte schon gedacht dass es etwas konkreter wird, was die Änderungen ab kommendem Sommer sein werden..? Aber interessant war der Rückblick schon.
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Charlie Brown
05.03.2023 06:07registriert August 2014
Schöner Rückblick. Nur… „Programmieren in den 60er-Jahren: So wurde im KV gearbeitet.“

Das Bild zeigt wohl eher die Datenerfassung auf Lochkarten als „programmieren“. Oder täusche ich mich jetzt da?
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