«Du machst das KV? Das ist eine solide Grundausbildung», jeder KV-Lehrling hat diesen Satz schon einmal gehört – und sich vielleicht darum für den Beruf entschieden.
Die Lehre als Kauffrau und Kaufmann gehört zu den beliebtesten Ausbildungen in der Schweiz. 2021 sind laut dem Bundesamt für Statistik (BfS) 211'583 Lehrverhältnisse registriert worden.
Davon waren 12'289 aus Wirtschaft und Verwaltung: das KV. «Am meisten Lernenden machen ihre berufliche Grundausbildung in kaufmännischen Berufen», schreibt das BfS. Grund genug, um zurückzublicken auf die beliebteste Lehre der Schweiz und wie sich diese im Laufe der Zeit entwickelt hat.
Bereits vor der Jahrhundertwende gab es KV-Lehrlinge. Damals war der Besuch der Schule jedoch nicht obligatorisch. So kam es, dass im Jahr 1897 nur 22 von rund 560 Schülern die Lehrlingsprüfung absolvierten.
Erst durch das kantonale Lehrlingsgesetz 1906 wurden der Berufsschulunterricht sowie die Abschlussprüfung obligatorisch. Ebenfalls in diesem Jahr wurde eingeführt, dass die Schule für Lehrtöchter ermöglicht wurde.
Der Lohn war zu Beginn des 20. Jahrhunderts übrigens noch viel geringer. Der Mindestlohn nach einer dreijährigen Lehre betrug 200 Franken, schreibt der Blog Wir Kaufleute.
Das Zehnfingersystem ist jedem KV-Lehrling bekannt. Gelernt wurde es bereits in den 30er-Jahren, damals jedoch noch auf tragbaren Schreibmaschinen.
Die tragbaren Schreibgeräte stellten damals ein Novum dar, einige Hersteller warben mit dem Slogan «Das Vollkommenste der Neuzeit».
Die Schreibmaschinen haben sich schnell entwickelt. Doch eines blieb gleich: das Zehnfingersystem als wichtiger Bestandteil der KV-Lehre.
Damals musste man sich noch dem Job entsprechend für die Berufsschule anziehen – zerrissene Jeans oder Trainerhosen waren keine Option.
In den 60er-Jahren war der KV-Beruf schon weitverbreitet. Viele Frauen, die den Job ausübten, wurden damals als «Sekretärinnen» bezeichnet. Das hat sich zum Glück mittlerweile geändert: Wer das KV absolviert hat, ist eine Kauffrau.
Erneuert wurde in den 60er-Jahren auch die Technik. Heute wäre ein KV-Lehrling vermutlich überfordert, wenn man ihn an so ein antikes Gerät setzen würde. Wer nicht?
Homeoffice ging damals noch nicht: Zu viele schwere und teure Geräte hätte man als Kaufmann mit nach Hause nehmen müssen.
1974 wurde zudem ein Meilenstein gelegt: Das Schulhaus am Zürcher Escher-Wyss-Platz wurde gebaut, wo noch heute rund 4500 KV-Lernende ihre Ausbildung machen.
Eines war aber auch in den 70er-Jahren noch gleich: Die Schulkleidung musste seriös sein.
Mit Hemd und Krawatte arbeitete man in den 80er-Jahren als Kaufmann. Damals war der Lohn nach der Lehre bereits um ein Zehnfaches höher als in den 10er-Jahren.
So verdiente man als ausgebildeter Kaufmann Mitte der 80er-Jahre bereits rund 2400 Franken im Monat. Der Job wurde aber auch anspruchsvoller: Wer am Ball bleiben wollte, musste mit der sich schnell verändernden Technik klarkommen.
In den 90ern wurde das Arbeiten am Computer ein immer wichtigerer Bestandteil des Alltags als Kauffrau. Das musste geübt werden – inklusive Zehnfingersystem.
Nach der Jahrtausendwende nahm der Beruf des Kaufmanns Züge an, wie man sie heute noch kennt: Grossraumbüros mit vielen Computern und Telefonen.
So sieht es aus, wenn Kaufleute im Jahr 2023 arbeiten – vieles hat sich getan im Vergleich zu den Anfängen. Und Neues kommt permanent dazu.
Ab diesem Sommer gilt die KV-Reform 2023. Die neue kaufmännische Grundbildung soll so konsequent auf Handlungskompetenzen ausgerichtet sein. Nach dem Credo: «Egal, was die Zukunft bringt – Kaufleute müssen vorbereitet sein.»
(kma)
Das Bild zeigt wohl eher die Datenerfassung auf Lochkarten als „programmieren“. Oder täusche ich mich jetzt da?