Die Ausschreibung von Lehrstellen soll bereits im Frühjahr des zweiten Jahrs in der Sekundarstufe erfolgen. Das stösst bei Lehrerinnen und Lehrern sowie Berufsverbänden auf Widerstand. Die Chancengleichheit sei gefährdet und der Druck auf die Jugendliche steige. Zudem brächten private Lehrstellenvermittler und Testanbieter Eltern und Junge unter Zugzwang.
Gemäss den sprachregionalen Lehrplänen verfügt die Schweiz über einen Berufswahlfahrplan, schreiben der kaufmännische Verband, der Verband der Fachleute für Laufbahnentwicklung sowie die Lehrerinnen- und Lehrerverbände der Deutsch- und Westschweiz (LCH und SER). Während der drei Jahren in der Sekundarstufe sollen die Schülerinnen und Schüler Kompetenzen erwerben für eine selbstständige Berufswahl. Darauf hätten sich alle Partner geeinigt.
Nun würden Lehrstellen bereits Ende des zweiten Sekundarstufenjahrs vergeben. Die Schweizerische Berufsbildungsämter-Konferenz fällte im weiteren den Entscheid, die Ausschreibung der Lehrstellen ab dem März des zweiten Sekundarstufenjahrs zuzulassen. Bisher startete die offizielle Ausschreibung der Lehrstellen erst am 1. August des letzten Sekundarstufen-Schuljahrs, kritisieren die Organisationen.
Schnupperlehren im zweiten Jahr dienten gemäss dem geltenden Berufswahlfahrplan der Berufsfindung und nicht der Bewerbung. Weil nach neuer Regelung der Berufsbildungsämter die Lehrstellen zu diesem Zeitpunkt aber bereits publiziert seien, steige der Druck auf die Auszubildenden, sich eine Stelle zu sichern. Der für eine erfolgreiche Berufswahl wichtige Selbstfindungsprozess werde damit verkürzt und verfälscht.
Rund um die Lehrstellensuche habe sich in den letzten Jahren eine rege Geschäftstätigkeit Privater entfaltet, schreiben die Organisationen weiter. Mit aggressivem Marketing setzten private Lehrstellenvermittler Jugendliche und Eltern unter Zugzwang.
Eignungstests aller Art mit einer eigentlichen Vorbereitungsindustrie seien im Angebot. Diese Tests dienten den Lehrbetrieben immer häufiger als alleinige Grundlage bei der Lehrstellenvergabe. Die Aussagekraft der Tests sei aber zu hinterfragen, schreiben die Organisationen.
Und die privaten Testanbieter haben den Angaben zufolge eine weitere Geldmaschine entdeckt. Sie bieten den Lehrbetrieben gegen Entgelt Kontaktdaten von guten Absolventinnen und Absolventen ihrer Tests an. Die Verbände werten das als Verstoss gegen die Chancengleichheit.
Sie verlangen darum, dass die Ausschreibung von Lehrstellen frühestens ein Jahr vor Lehrbeginn erfolgen darf, also wie bisher ab 1. August des vorangehenden Jahrs. Schnupperlehren müssten frei von Selektionsdruck sein. Die Vermittlung von Kontaktdaten solle verboten und der Datenschutz durchgesetzt werden, lauten weitere Forderungen.
Das Schweizerische Dienstleistungszentrum für Berufsbildung und -beratung soll im weiteren keine privaten Daten an Unternehmen weitergeben, «um auf Kosten Lehrstellen suchender Jugendlicher und ihrer Eltern lukrative Geschäftsmodelle umzusetzen». (aeg/sda)
Mit 14 soll ich entscheiden was ich bis 65 mache. Klar.
Das seit den 90gern die Lehr-Abbruchrate extrem steil nach oben zeigt, ist die direkte Folge davon.
Ich begreife jede die sich am Ende der Pubertät plötzlich anders entscheidet und es ist absolut nachvollziehbar.
Andersrum: müssen neuerdings angehende Akademiker auch mit 14 Ihr Studienfach wählen? Eben. Darauf käme kein Mensch.
Also.
Wenn man schon vor Beginn der dritten Sek die Lehrstelle in der Tasche hat, wird es schwierig mit der Motivation. Vor allem mit Fächern, die man später nicht braucht.
In diesem Alter kann ein halbes Jahr viel verändern, deshalb sollte man den Jugendlichen auch die Zeit lassen um den passenden Beruf in der passenden Firma zu finden. Druck aufsetzen ist hier fehl am Platz.