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UKW-Abschaltung: Privates Radio wird mehr gehört als SRG-Sender

Eine Person schaltet ein Autoradio von FM auf DAB um, aufgenommen am Mittwoch, 6. November 2024 in Zuerich. Am 31. Dezember 2024 werden die UKW-Frequenzen der SRG-Radios eingestellt. Diese sind dann n ...
Seit Anfang Jahr ist das SRG-Angebot wie SRF 1 und SRF 2 nur noch digital über DAB+ und als Internet-Stream verfügbar.Bild: KEYSTONE

Nach UKW-Abschaltung: Private Radiostationen werden erstmals mehr gehört als SRG-Sender

Die Hörerzahlen der SRG-Radios brechen ein. Nun fordern die privaten Sender: UKW dürfe nicht wie geplant Ende 2026 für alle Kanäle ausser Betrieb genommen werden.
10.07.2025, 18:4411.07.2025, 07:09
Francesco Benini
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Die Radiosender der SRG haben im ersten Halbjahr 2025 sehr viele Hörerinnen und Hörer verloren. In der Deutschschweiz sind es 332'000 Personen, die sich von den SRF-Stationen abwandten. Es bleiben 1'730'000 Hörer.

Die Schweizer Privatradios haben ihre Zuhörerschaft hingegen vergrössert – um 188'370 Personen. Das zeigt eine Erhebung des Forschungsinstituts Mediapulse. Betrachtet man das ganze Land, haben die privaten Sender die SRG-Kanäle zum ersten Mal überholt: Private Stationen haben nun die klar grössere Reichweite.

Die SRG-Sender erreichen insgesamt 2'098'370, die privaten Sender 2'480'000 Hörer. Die Nutzungsdauer der SRG-Programme ist aber länger als jene der Privaten.

Ausländische Sender legen in der Romandie und im Tessin zu

Seit Anfang Jahr werden die SRG-Radiosender nicht mehr per UKW verbreitet. Sie sind nur noch über DAB+ und das Internet zu empfangen. Eine grosse Zahl von Hörern hat diese Umstellung nicht mitgemacht.

Besonders gross sind die Einbussen der SRG-Sender in der Westschweiz und im Tessin. Viele Radiokonsumenten hören nun die Programme französischer und italienischer Stationen.

Die SRG verweist in ihrer Stellungnahme nicht auf die Reichweite, sondern den Marktanteil: Mit 53 Prozent bleibe die SRG Marktführerin. Der Marktanteil sei schweizweit im Vergleich zum Vorjahressemester um 6 Prozentpunkte gesunken.

Ausserdem erwähnt die SRG, dass die Reichweite des Mediums Radio allgemein abnehme. Zum negativen Publikumseffekt der UKW-Abschaltung meint die SRG: «Dass die technologische Umstellung und Umrüstung Zeit braucht, ist nicht von der Hand zu weisen.»

Was sagen die Privaten zur Entwicklung? Nicola Bomio, der Präsident des Verbandes Schweizer Privatradios, fordert eine Diskussion darüber, ob die UKW-Technologie wie geplant Ende 2026 für alle Sender ausser Betrieb genommen werden soll. Wenn die Privaten in eineinhalb Jahren ähnliche Reichweitenverluste erleiden wie in den vergangenen Monaten die SRG-Sender, hätte dies nach Einschätzung Bomios «existenzielle Folgen für die Schweizer Radiolandschaft.» Die Tarife der Radio-Werbespots werden auf der Basis der Hörerzahlen angesetzt.

UKW über 2026 hinaus: Parlament wird aktiv

Verschiebt Medienminister Albert Rösti (SVP) die vollständige Aufhebung der UKW-Verbreitung noch einmal? Das gilt als wenig wahrscheinlich. Aber: Die Fernmeldekommission des Nationalrats hat vor zehn Tagen einer Motion zugestimmt, die eine Verschiebung der UKW-Abschaltung verlangt. Der Beschluss fiel knapp aus – der Kommissionspräsident fällte den Stichentscheid. Jedenfalls wird sich das Bundesparlament weiter mit der Angelegenheit beschäftigen.

Nicola Bomio unterstreicht: Es liege nicht im Interesse der Privatradios, UKW neben DAB+ unbegrenzt weiterzuführen. «UKW soll aber erst dann abgestellt werden, wenn dies für private Veranstalter wirtschaftlich tragbar ist.»

Die SRG erklärte Anfang Jahr, als sich grosse Hörerverluste abzeichneten: Die negativen Effekte des Verzichts auf UKW würden mit der Zeit kleiner. Danach sieht es noch nicht aus. Die SRG betont aber: «Inzwischen ist 87 Prozent der gesamten Radionutzung in der Schweiz digital.»

(aargauerzeitung.ch)

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61 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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amazonas queen
10.07.2025 21:23registriert September 2014
Offen gesagt habe ich weder mein altes Auto umgerüstet, noch irgendein neues Radio gekauft. Das wäre ja schlicht die Anfertigung von Elektroschrott. In unserem Transporter ist DAB schon dabei, wenn ich mit dem unterwegs bin, dann kann ich SRF hören. Ansonsten aktuell nicht mehr. Das finde ich irgendwo schade. Gerade der Service Publique Gedanke kann kaum sein, mich als Hörer auszusperren, wenn es technisch dazu keinen Zwang gab und mich dann aufzufordern, für viel Geld funktionierende Radios wegzuwerfen...
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The litterbox incident
10.07.2025 20:32registriert März 2025
Wir könnten SRF nicht mal mehr hören, wenn wir wollten. Mit DAB+ ist der Empfang auf einen Raum im Haus (das Bad) bei hochgekurbelten Jalousien und schönem Wetter beschränkt. Da hilft alles Abwarten der SRG nichts.
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Fretless Guy
10.07.2025 20:10registriert Juli 2018
Durch DAB Aufrüstung entsteht auch viel mehr Konkurrenz zu SRF. Wo ich früher unterwegs oft SRF3 oder auch mal SRF1 gehört habe, läuft dort wo ich aufgerüstet habe, nun nebst dem MP3 Player mit knapp 4000 Songs, halt einer der vielen Spartensender (Rock/Jazz) und ganz sicher kein SRF3 mehr. Hätte ich nicht aufrüsten müssen, wäre es wohl aus Faulheit, bei CDs und SRF3 geblieben 😁
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