Die Radiosender der SRG haben im ersten Halbjahr 2025 sehr viele Hörerinnen und Hörer verloren. In der Deutschschweiz sind es 332'000 Personen, die sich von den SRF-Stationen abwandten. Es bleiben 1'730'000 Hörer.
Die Schweizer Privatradios haben ihre Zuhörerschaft hingegen vergrössert – um 188'370 Personen. Das zeigt eine Erhebung des Forschungsinstituts Mediapulse. Betrachtet man das ganze Land, haben die privaten Sender die SRG-Kanäle zum ersten Mal überholt: Private Stationen haben nun die klar grössere Reichweite.
Die SRG-Sender erreichen insgesamt 2'098'370, die privaten Sender 2'480'000 Hörer. Die Nutzungsdauer der SRG-Programme ist aber länger als jene der Privaten.
Seit Anfang Jahr werden die SRG-Radiosender nicht mehr per UKW verbreitet. Sie sind nur noch über DAB+ und das Internet zu empfangen. Eine grosse Zahl von Hörern hat diese Umstellung nicht mitgemacht.
Besonders gross sind die Einbussen der SRG-Sender in der Westschweiz und im Tessin. Viele Radiokonsumenten hören nun die Programme französischer und italienischer Stationen.
Die SRG verweist in ihrer Stellungnahme nicht auf die Reichweite, sondern den Marktanteil: Mit 53 Prozent bleibe die SRG Marktführerin. Der Marktanteil sei schweizweit im Vergleich zum Vorjahressemester um 6 Prozentpunkte gesunken.
Ausserdem erwähnt die SRG, dass die Reichweite des Mediums Radio allgemein abnehme. Zum negativen Publikumseffekt der UKW-Abschaltung meint die SRG: «Dass die technologische Umstellung und Umrüstung Zeit braucht, ist nicht von der Hand zu weisen.»
Was sagen die Privaten zur Entwicklung? Nicola Bomio, der Präsident des Verbandes Schweizer Privatradios, fordert eine Diskussion darüber, ob die UKW-Technologie wie geplant Ende 2026 für alle Sender ausser Betrieb genommen werden soll. Wenn die Privaten in eineinhalb Jahren ähnliche Reichweitenverluste erleiden wie in den vergangenen Monaten die SRG-Sender, hätte dies nach Einschätzung Bomios «existenzielle Folgen für die Schweizer Radiolandschaft.» Die Tarife der Radio-Werbespots werden auf der Basis der Hörerzahlen angesetzt.
Verschiebt Medienminister Albert Rösti (SVP) die vollständige Aufhebung der UKW-Verbreitung noch einmal? Das gilt als wenig wahrscheinlich. Aber: Die Fernmeldekommission des Nationalrats hat vor zehn Tagen einer Motion zugestimmt, die eine Verschiebung der UKW-Abschaltung verlangt. Der Beschluss fiel knapp aus – der Kommissionspräsident fällte den Stichentscheid. Jedenfalls wird sich das Bundesparlament weiter mit der Angelegenheit beschäftigen.
Nicola Bomio unterstreicht: Es liege nicht im Interesse der Privatradios, UKW neben DAB+ unbegrenzt weiterzuführen. «UKW soll aber erst dann abgestellt werden, wenn dies für private Veranstalter wirtschaftlich tragbar ist.»
Die SRG erklärte Anfang Jahr, als sich grosse Hörerverluste abzeichneten: Die negativen Effekte des Verzichts auf UKW würden mit der Zeit kleiner. Danach sieht es noch nicht aus. Die SRG betont aber: «Inzwischen ist 87 Prozent der gesamten Radionutzung in der Schweiz digital.»
(aargauerzeitung.ch)