Ein Video, wie ein offenbar stark alkoholisierter junger Mann am Hauptbahnhof Zürich in einer Eingangstür einer S-Bahn steht und einen anderen mit einem Messer bedroht, machte auf Instagram die Runde. «Du hesch kei Eier, Mann!», schreit der Mann. Sein Gesicht und die der beiden Sicherheitsleute, die eingreifen, sind klar zu erkennen. Es ist ein Video des Instagram-Kanals «szene_ish_zueri». Über 40'000 Leute haben das Video zu sehen bekommen.
Das ist nur ein Beispiel der Videos, welche auf den Instagram-Kanälen «szene_ish_zueri» und «szene_ish_winti» gepostet wurden. Andere zeigten verbale und physische Auseinandersetzungen in Trams und auf Strassen, Männer, die an Häuserwände pinkelten, Autos, die Unfälle verursachten, Menschen, die von der Polizei verhaftet werden. Die Videos stossen auf grosses Interesse und wurden breit geteilt. Das zeigt auch die Abonnenten-Zahl der beiden Kanäle: Der Zürcher Kanal hatte innerhalb von 2 Monaten bereits knapp 34'000 Abonnenten, der Winterthurer 7500.
Der Zürcher Kanal sowie das Winterthurer Pendant wurden mittlerweile gelöscht. Der Grund: Die Videos wurden heimlich aufgenommen und zeigen Gesichter von Personen, die wahrscheinlich nicht erkannt werden wollen. Dadurch haben die beiden Kanäle gegen die Nutzungsbedingungen und Gemeinschaftsrichtlinien von Instagram verstossen. Das sagt eine Firmensprecherin von Facebook, das Instagram besitzt, gegenüber dem Tages-Anzeiger. Durch die immer schneller steigende Popularität der beiden Kanäle ist Instagram auf sie aufmerksam geworden und hat sie gesperrt.
Der Betreiber des Zürcher Kanals hat die Schliessung bereits vorhergesehen. Deshalb hatte er im Voraus einen Backup-Account erstellt und fleissig geteilt – dieser Account hat bereits 10'000 Abonnenten. Bis dato wurden aber keine Videos hochgeladen. In seiner Story greift der Betreiber Instagram direkt an: «Instagram löscht Accounts, die lustig sind, lässt aber Accounts drin, die Selbstverletzung, Nacktheit und Mord posten. [...] Nice Job, @instagram.»
Auch der Betreiber des Winterthur-Kanals hat inzwischen einen neuen Account eröffnet. Darauf veröffentlichte er auch bereits ein Statement zur Schliessung seines ersten Kanals: «[...] Ich wollte niemandem schaden. [...] Ich weiss, ein paar Videos waren kontrovers, aber ich finde, man muss manchmal die Menschen spalten, um für Diskussionen zu sorgen und um gewisse Taten und Aktionen aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, egal ob gut oder schlecht. [...]»
Der «Tages-Anzeiger» hat mit den beiden Betreibern gesprochen. Beide sind 19 Jahre jung, in der Schweiz aufgewachsen und haben eine Sekundarschulbildung. Der eine hat keine Ausbildung gemacht und ist arbeitslos, der andere hat eine Lehre absolviert und arbeitet in einer Führungsposition. Beide wollen unbedingt anonym bleiben – das war die Bedingung, ehe sie mit Journalisten sprechen wollten.
Der Winterthurer mit einer Fussballfan-Vergangenheit, in der er Gewalt gegenüber nicht abgeneigt gewesen war, sei sichtlich nervös und angespannt gewesen. «No risk, no fun», war die Aussage gegenüber den Journalisten, als sie während des Interviews an der Stadtpolizei Zürich vorbei liefen. Den Zweck seines Kanals sehe er darin, die Stadt Winterthur zu promoten. «Ich will zeigen, dass die Stadt lebt und cool ist». Er provoziere gerne, das gehöre dazu, «sonst wird es langweilig».
Gegen den Betreiber des Winterthur-Kanals wurde sogar ein Ermittlungsverfahren eröffnet. Das wurde von der Stadtpolizei Winterthur bestätigt, wie der Landbote berichtete. Deshalb löschte er wohl auch gleich nach dem Interview ein Video, wie ein offenbar betrunkener Mann, den man gut erkennt, am Boden schläft und ein anderer mit einem Scooter über ihn springt. Er habe viele Videos gelöscht, da mit der Reichweite auch die Verantwortung gestiegen sei, sagt der junge Winterthurer dazu.
Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich Marc Surber kann kein Verfahren gegen den Zürcher Betreiber bestätigen. «Es sind keine strafrechtlichen Taten ersichtlich, gegen die wir ermitteln müssten», sagt er gegenüber dem «Tages-Anzeiger».
Der junge Zürcher checkte nach eigenen Angaben jeden Tag alle 10 bis 15 Minuten sein Handy, um nichts zu verpassen. Er lösche Videos umgehend, wenn sich die darauf befindenden Menschen bei ihm melden. Dutzende von Filmchen habe er deswegen schon beseitigt. Zu dem Video mit dem schlafenden Mann kann er nur sagen: «Das finde ich lustig. Das schaut man an und vergisst es gleich wieder.» (cki)
🤦♂️
ich kann gar nicht soviel essen wie ich k*tzen möchte, was für eine haltung.
Checken die zwei überhaupt diesen Widerspruch?