Twitter geht als erste Online-Plattform in grossem Stil gegen die amerikanische Verschwörungstheorien-Bewegung QAnon vor. Ihr Verhalten könne Schaden im realen Leben anrichten, erklärte der Kurznachrichtendienst zur Begründung in der Nacht zum Mittwoch. Mehr als 7000 Accounts, die QAnon-Unterstützern zugerechnet würden, seien in den vergangenen Wochen dauerhaft gesperrt worden, sagten Twitter-Sprecher dem Fernsehsender CNBC und der «New York Times». Die Verbreitung der Inhalte von rund 150'000 weiteren Profilen werde eingeschränkt.
Nach Informationen der «New York Times» plane Facebook ähnliche Schritte, wie zwei anonyme Facebook-Quellen der Zeitung bestätigten. Offenbar habe man sich mit Twitter und weiteren sozialen Netzwerken über Massnahmen gegen QAnon-Inhalte verständigt.
Die QAnon-Bewegung gilt als eine der wirkmächtigsten und gefährlichsten Verschwörungsgruppen im Internet. Sie ist ein loses Netzwerk aus Verschwörungsanhängern, das sich um den angeblichen Regierungs-Insider «Q» schart. Dieser behauptet anonym im Netz, direkten Zugang zu US-Präsident Donald Trump zu haben und streut absurde Theorien. So gehen die QAnons etwa davon aus, dass Prominente und US-Politiker wie etwa Hillary Clinton einen geheimen, weltweiten Kindersex-Ring betreiben.
Zu den von QAnon-Anhängern verbreiteten Behauptungen gehört unter anderem, dass es eine Verschwörung gegen US-Präsident Donald Trump in den tieferen Schichten des amerikanischen Regierungsapparats gebe. Ausserdem behaupten sie, prominente Politiker der Demokratischen Partei in den USA liessen sich mit Hormonen behandeln, die aus dem Blut von Kindern gewonnen würden.
Damit knüpfte QAnon an die «Pizzagate»-Episode aus dem Jahr 2016 an. Damals rückte ein bewaffneter Mann in eine Pizzeria in Washington ein, nachdem er im Netz gelesen hatte, dass diese als Tarnung für ein von Trumps damaliger Gegenkandidatin Hillary Clinton und anderen Demokraten betriebenes Pädophilen-Netzwerk dienen solle.
QAnon-Symbole wurden in den vergangenen Jahren von Anhängern immer wieder in die Kamera bei Auftritten von Trump gehalten. Unterstützer der Theorien sind inzwischen auch verstärkt in der Republikanischen Partei aktiv.
Auch in der Schweiz hat die Bewegung Zulauf. An den Anti-Lockdown-Demonstrationen, an denen unter anderem Verschwörungstheoretiker, radikale Impfgegner und Esoteriker teilnahmen, waren auch Personen mit QAnon-Symbolen zu sehen.
In Deutschland verbreitet vor allem der Verschwörungsideologe Attila Hildmann in seinem Telegram-Chat QAnon-Verschwörungsmythen. Anders als Twitter, YouTube oder Facebook geht der Messenger-Dienst Telegram aus Russland nicht gegen Verschwörungstheorien vor.
Twitter erklärte, mit QAnon verbundene Inhalte sollen nicht mehr in Trends und Empfehlungen auftauchen und Weblinks beim Hochladen blockiert werden. Facebook hatte im Mai 20 Accounts und fünf Seiten entfernt, die QAnon zugerechnet werden. Zur Begründung hiess es, sie hätten gegen das Verbot «nicht-authentischen Verhaltens» bei dem Online-Netzwerk verstossen. (oli/sda/dpa)
Heute muss man es leider ernst nehmen, weil gewisse Q'anon Theorien schon weit verbreitet sind. Heute kann man nicht mehr sagen, dass nur Rechtspopulisten diese Theorien übernehmen...