Eigentlich sieht es ganz harmlos aus: Die 30-jährige Influencerin Sylwina posiert auf dem Instagram-Bild mit einem Glas, das mit Gin Tonic gefüllt ist. Doch wenige Monate später bekommt sie dicke Post von der eidgenössischen Zollverwaltung (EZV). Diese teilt ihr mit, dass sie mit dem Insta-Posting gegen das Alkoholgesetz verstossen hat.
«Ich war völlig überrascht und wusste nicht, dass das verboten ist», sagt Sylwina Spiess. Sie kommt mit einer Verwarnung davon, muss das Bild jedoch löschen. Ganz aus dem Schneider ist sie trotzdem nicht: Missachtet sie die Verwarnung, wird bei Wiederholung ein Verfahren gegen sie eröffnet.
Die EZV bestätigt gegenüber watson den Sachverhalt und weist darauf hin, dass jede Form von Lifestyle-Werbung für spirituosenhaltige Getränke verboten ist. In einem Werbeleitfaden hält die Abteilung explizit fest, welche Art von Werbung für harten Alkohol auf Social Media zulässig ist und wie Influencer diese korrekt posten müssen. Pro Jahr handle es sich um einige wenige Fälle, in denen sie Influencer verwarnen.
Die EZV reagiert nun auf die Unwissenheit der Influencer: In Zusammenarbeit mit der Influencer-Agentur Kingfluencers starteten sie vor Kurzem eine Sensibilisierungs-Kampagne. Ausgewählte Influencer machen auf die Alkoholwerbung auf Instagram aufmerksam. Auch Sylwina Spiess ist dabei.
«Wir wollen andere Influencer darauf aufmerksam machen, dass sie nicht für Spirituosen werben sollen», sagt Fabian Plüss von Kingfluencers. Die gesetzlichen Bestimmungen seien bei der Influencer-Community noch weitgehend unbekannt.
So ging es auch dem Model und Influencer Steven Epprecht. Er hat erst durch die Verwarnung bei Influencer-Kollegin Sylwina vom Posting-Verbot mit hartem Alkohol erfahren. Daraufhin habe er ein Bild mit hochprozentigen Getränken gelöscht. «Das war sogar eine Zusammenarbeit mit einem Spirituosen-Hersteller. Ich frage mich, warum sie mich dafür überhaupt angefragt haben. Die müssten sich eigentlich mit dem Alkoholgesetz auskennen», sagt Epprecht. Jetzt macht auch er bei der Aufklärungs-Kampagne mit. «Ich will Verantwortung übernehmen und zeigen, dass es nicht cool ist, harten Alkohol als Lifestyle zu verherrlichen.»
Beim Spirituosen-Verband Spiritsuisse ist das Problem der Alkoholwerbung auf Instagram bekannt. «Wir haben schon öfters bei dem Amt für Alkohol und Tabak wegen den mangelnden Kontrollen reklamiert», sagt Peter Platzer, Sprecher von Spiritsuisse. Es sei erfreulich, dass diese nun aktiv werde und vermehrt Kontrollen durchführe. «Doch das wird schwierig. Es ist extrem personalintensiv, Social Media systematisch zu überwachen», sagt Platzer. Bezüglich der Kampagne ist er skeptisch: «Das Thema ist zu komplex, um es über Social Media zu erklären.»
Wow.
Prost!
BTW ab wann ist man Influencer?