Bundesinterne und externe Gesundheitsfachleute sehen bei der Digitalisierung des Schweizer Gesundheitswesens noch immer «dringenden Handlungsbedarf». Bis Ende des Jahres soll der Bundesrat nun ein Massnahmenprogramm beschliessen, damit es doch noch vorwärtsgeht.
Mit dem nationalen Programm «DigiSanté» soll bis 2032 der Rückstand der Schweiz in der Digitalisierung des Gesundheitswesens aufgeholt werden, wie das Eidgenössische Departements des Innern (EDI) am Donnerstag mitteilte.
Anlass für die Publikation (siehe Quellen) war ein Treffen des «Beirats Digitale Schweiz» unter der Leitung von Bundespräsident und Gesundheitsminister Alain Berset, und mit Teilnahme von Bundeskanzler Walter Thurnherr.
Die zentralen Akteure im Schweizer Gesundheitswesen sind sich einig, dass es bei der digitalen Transformation des Gesundheitswesens rasch vorwärtsgehen muss.
Im Unterschied zu anderen Lebensbereichen sei die Digitalisierung im Gesundheitswesen viel weniger weit fortgeschritten. So müssten zum Beispiel einmal erfasste Daten immer wieder neu angegeben werden und könnten nicht für verschiedene Zwecke genutzt werden.
An dieser Stelle ist anzumerken, dass die Kantone die Verantwortung für die Gesundheitsversorgung tragen. Bei landesweit wichtigen Vorhaben, wie etwa dem sicheren und effizienten Austausch von medizinischen Daten, bzw. Patientendaten, ist jedoch speziell der Bund gefordert. Denn nur so kann eine zeitnahe Umsetzung gewährleistet werden.
Bundesrat Alain Berset ist seit 2012 als Vorsteher des EDI auch Gesundheitsminister und demnach mit seinen Chefbeamten für die Digitalisierung des Gesundheitswesens zuständig. Wie sich zu Beginn der Corona-Pandemie zeigte, hatten es die Verantwortlichen allerdings in den Vorjahren verpasst, das dringliche Vorhaben voranzutreiben – nicht zuletzt wurden Reformversuche durch Partikularinteressen gebremst und seitens mächtiger Interessenverbände sabotiert.
Nun scheint Berset vor seinem für Ende Jahr angekündigten Rücktritt Boden gut machen zu wollen.
Seit Mai 2022 arbeiten das Bundesamt für Gesundheit (BAG) gemeinsam mit dem Bundesamt für Statistik (BFS) an Verbesserungsvorschlägen. Die Umsetzung des Programms soll der Bundesrat bis Ende 2023 beschliessen.
Ziel sei mehr Effizienz, mehr Transparenz und eine erhöhte Patientensicherheit. Dazu müssten Daten für die Behandlung, Abrechnung, Forschung und Verwaltung elektronisch ausgetauscht werden können. Datenschutz, informationelle Selbstbestimmung und Cybersicherheit müssten gewährleistet sein.
Das Programm umfasse zahlreiche Projekte und soll in mehreren Phasen umgesetzt werden. In einem ersten Schritt sollen «ein klarer rechtlicher und organisatorischer Rahmen» sowie die fachlichen Voraussetzungen geschaffen werden, damit Informationen nahtlos ausgetauscht werden können.
In einem zweiten Schritt solle dann eine nationale Infrastruktur geschaffen werden, damit eine schnelle Umsetzung neuer, digitaler Gesundheitsdienste möglich werde.
(dsc/sda)
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