Schweiz
Energie

Grünen-Girod will Strassenlampen abschalten – und erzürnt damit SP-Meyer

Grünen-Girod wollte Strassenlampen abschalten – und erzürnt damit SP-Chefin Meyer

Wegen der drohenden Strommangellage diskutiert die Politik, wo man am sinnvollsten Energie einsparen kann. Nationalrat Bastien Girod von den Grünen schlug vor, die Strassenbeleuchtung abzuschalten. Damit würden sich Frauen nachts noch unsicherer fühlen, konterte SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer. Jetzt krebst Girod zurück.
25.08.2022, 13:0625.08.2022, 13:06
Christoph Bernet / ch media
Mehr «Schweiz»

Noch produziert die Schweiz mehr Strom, als sie verbraucht. Die Stauseen füllen sich, die Atomkraftwerke laufen mit voller Kapazität, die Schweiz exportiert Strom. Doch ob das auch gegen Ende des Winters der Fall ist, wenn der Strombedarf steigt und die Stauseen sich leeren, ist fraglich.

Strassenbeleuchtung trägt zum Sicherheitsempfinden in der Nacht bei (Zürich, Juni 2016).
Strassenbeleuchtung trägt zum Sicherheitsempfinden in der Nacht bei (Zürich, Juni 2016).Bild: Keystone/Christian Beutler

Gestern traten Wirtschaftsminister Guy Parmelin (SVP) und Energieministerin Simonetta Sommaruga (SP) vor die Medien, um über die Massnahmen des Bundesrats gegen die drohende Energiekrise zu informieren. Vorgängig ging es ums Gas, wo der Bundesrat ein freiwilliges 15-Prozent-Sparziel ausgerufen hat und zusätzlich verpflichtende Sparmassnahmen für Unternehmen und Privathaushalte angekündigt, falls eine Gasmangellage akut würde.

>> Unser Kommentar: Im Zickzack-Kurs zur Erdgas-Solidarität mit Europa

Aber angesichts der vielen Unbekannten und der gegenseitigen Abhängigkeiten im europäischen Strommarkt wollten Parmelin und Sommaruga auch nicht ausschliessen, dass es auch beim Strom dereinst einen Spareffort brauchen könnte.

Einen Vorschlag zum Stromsparen machte Anfang August der Zürcher Nationalrat Bastien Girod (Grüne) in der NZZ am Sonntag. «Eine absolut schmerzfreie Massnahme ist die Reduktion der öffentlichen Beleuchtung», sagte Girod dort. Und doppelte letzte Woche in der Sonntagszeitung nach: «Man kann als eine von vielen Massnahmen auch die Strassenbeleuchtung abschalten», sagte Girod dort, in Übereinstimmung mit Economiesuisse-Präsident Christoph Mäder.

Bastien Girod, GP-ZH, diskutiert im Vorzimmer des Nationalrats, an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 15. September 2021 in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Krebst zurück: Bastien Girod.Bild: keystone

Kein Verständnis für Girods Vorschlag hat Mattea Meyer, Zürcher Nationalrätin und Co-Präsidentin der SP. «Strassenbeleuchtung abstellen und Frauen noch mehr erschweren, mit einem sicheren Gefühl nachts nach Hause zu gehen?», schreibt Meyer am Mittwochmorgen auf Twitter. Sie fragt: «Ernsthaft jetzt, Bastien Girod?» Und schiebt noch den Hinweis nach, es seien nicht die Marder, vor denen sich die Frauen fürchteten.

Meyers Tweet hat zahlreiche Reaktionen ausgelöst – die offenbar auch bei Girod angekommen sind und ein Umdenken ausgelöst haben.

Am Mittwochabend bedankt sich der grüne Nationalrat auf seinem Twitter-Kanal bei Meyer und anderen Frauen für den berechtigten Einwand. «Lass uns die Strassenbeleuchtung dort reduzieren, wo es die Sicherheit zulässt. #SafetyFirst», schreibt Girod.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Adolf Ogi wollte bereits 1989 Strom sparen – das SRF machte sich über ihn lustig
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
189 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
JonSerious
25.08.2022 13:27registriert Februar 2015
Alles gut. Jemand machte einen Vorschlag, jemand anderes hatte ein Argument dagegen und die andere Person gab ihr recht. Mal ein positives Beispiel aus der Politik.

Glaube nicht, dass irgendjemand wirklich "erzürnt" ist deswegen.
26411
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hirngespinst
25.08.2022 13:22registriert August 2019
Unser Dorf schaltet von 1h-5h morgens die Strassenbeleuchtung ab. Ich glaube, das ist eine brauchbare Variante.
2087
Melden
Zum Kommentar
avatar
Töffli-Gang
25.08.2022 14:29registriert Oktober 2018
Ich hätte da ein paar Vorschläge:
Leuchtreklame, Werbemonitore, beleuchtete Firmenlogos und Gebäude, Bankfilialen, usw

Die können alle nachts das Licht ablöschen und niemand würde einen Unterschied bemerken. Ausser die Insekten vielleicht.
531
Melden
Zum Kommentar
189
Bleibt UKW doch noch länger? Kommission will die Radiofrequenzen nicht abschalten
Erfolg für Roger Schawinski: Die Kommission des Nationalrats will an UKW-Frequenzen festhalten. Sonst würden Radiohörerinnen und -hörer auf ausländische Sender ausweichen.

Kann auch künftig Radio per UKW empfangen werden? Die zuständige Kommission des Nationalrats will, dass auch künftig via Ultrakurzwelle gesendet werden kann. Mit Stichentscheid des Präsidenten wurde eine entsprechende Motion lanciert. Auch über 2026 hinaus soll UKW bestehen bleiben. Der Bund pochte auf eine Abschaltung per Ende des kommenden Jahres.

Zur Story