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Krankenkassen verschleuderten 110 Millionen für PR – die Sonntagsnews

Krankenkassen verschleuderten 110 Mio. Prämiengelder für Werbung – die Sonntagsnews

Warum Katar 2022 an Argentinien 1978 erinnert, tausende junge Männer die Schweiz illegal passieren wollen und Alain Berset dauerüberwacht wurde – das sind die Sonntagsschlagzeilen.
20.11.2022, 05:4420.11.2022, 12:42
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Katar wollte in der Schweiz Spionagetechnik einkaufen

Das Emirat Katar, Gastgeber der Fussballweltmeisterschaft 2022, hat vor acht Jahren bei einem Schweizer Unternehmen Spionagetechnik einkaufen wollen. Wie Recherchen des «SonntagsBlicks» zeigen, meldeten sich Vertreter der katarischen Armee bei der Firma Boger Electronics im appenzellischen Gais. Das Emirat interessierte sich für IMSI-Catcher, mit denen Handys angezapft und abgehört werden können. Der Auftragswert belief sich auf 6 Millionen Franken. Das Staatssekretariat für Wirtschaft gab grünes Licht. Auch das EDA und der Nachrichtendienst des Bundes hatten keine Einwände. Das Geschäft kam dann doch nicht zustande. Der Bund habe zu lange gebraucht, um das Bewilligungsgesuch zu prüfen, so die Appenzeller Firma.

Katar 2022 erinnert an Argentinien 1978

Das Emirat Katar feilt eifrig an seinem Image als moderner Staat. Dabei spielt die Fussballweltmeisterschaft eine zentrale Rolle. Für den Sport-Historiker Christian Koller, Leiter des Sozialarchivs in Zürich, erinnert vieles an die Fussball-WM in Argentinien 1978. Wie Katar versuchte damals die argentinische Militärjunta, sich mit einer gross angelegten PR-Offensive im Vorfeld der WM die Gunst der Weltgemeinschaft zu sichern. Freundliche, junge und gut aussehende Helferinnen sollen dem Emirat ein positives, aufgeschlossenes Image verschaffen. Dass die WM nun im autoritär regierten Katar stattfindet, wertet Koller als logische Entwicklung im Weltfussball. Die Kommerzialisierung des Fussballs nehme immer groteskere Züge an.

Weshalb die Grünen Vogt Rösti vorziehen könnten

Um zu verhindern, dass das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) in die Hände der SVP fällt, könnten die Grünen bei den Bundesratswahlen am 7. Dezember auf Hans-Ueli Vogt statt auf Albert Rösti setzen. Rösti hat als Mensch bei vielen Grünen erstaunlich viel Sympathie. Doch jetzt, da die Wahlen näher rücken, spielen taktische Überlegungen eine grössere Rolle, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Das sieht auch der ehemalige Nationalrat und Vizepräsident der SP-Fraktion, Andrea Hämmerle, so. Er räumt Vogt intakte Wahlchancen ein. Er sei Zürcher. Die Ostschweiz könnte ihn wählen. Vogt komme locker auf 90 der nötigen 123 Stimmen, sagte Hämmerle in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag».

FDP will keine Bundesrätin aus der Romandie

Die FDP behält sich laut Parteipräsident Thierry Burkart vor, vom offiziellen Zweier-Ticket der SP abzuweichen, wenn die jurassische Ständerätin Elisabeth Baume-Schneider auf dem SP-Frauen-Ticket für die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga stehen sollte. Burkart hat sich laut der Westschweizer Sonntagszeitung «Le Matin Dimanche» am Freitag mit der Fraktion abgesprochen. Die Parteiführung sei überzeugt, dass eine Deutschschweizerin auf Sommaruga folgen sollte. Die FDP habe zwar noch nicht entschieden. Aber grundsätzlich folgten die Freisinnigen den Vorschlägen der jeweiligen Partei. Und sie wollten dies weiterhin tun. Sowohl dem Geist als auch dem Buchstaben der Verfassung nach sollte der frei werdende SP-Sitz im Bundesrat an die Deutschschweiz gehen.

Krankenkassen verschleudern Prämiengelder für Werbung

Die Frist für einen Wechsel der Krankenkassen läuft Ende November ab. Im Kampf um die Aufmerksamkeit haben die Kassen in den letzten Wochen rekordhohe Summen für Werbung ausgegeben, sagte Felix Schneuwly vom Online-Vergleichsdienst Comparis gegenüber dem «SonntagsBlick». Er findet die Entwicklung stossend, zumal sich die Krankenkassen offiziell dazu bekannt hätten, die Kosten für die Kundengewinnung zu verringern. Zahlen des Marktforschungsinstituts Media Focus bestätigen, dass sich der Bruttowerbedruck bei den Krankenkassen allein im September und Oktober auf 14.2 Millionen Franken belaufe nach 12.6 Millionen im gleichen Vorjahreszeitraum. Laut «Le Matin Dimanche» waren es 2021 total 110 Millionen Franken. Es seien Ausgaben, die am Ende die Versicherten zu bezahlen hätten.

CS-Aktionäre sollen 4 Milliarden Kapital bewilligen

Am kommenden Mittwoch findet die ausserordentliche Generalversammlung der Credit Suisse statt. Die Aktionärinnen und Aktionäre sollen die Aufnahme von 4 Milliarden Franken neues Kapital bewilligen. Knapp die Hälfte davon soll von der National Saudi Bank kommen. Nach Kapitalerhöhung würde die saudische Bank knapp 10 Prozent an der CS halten. An der virtuell durchgeführten GV werden keine kritischen Fragen zugelassen, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Für Vincent Kaufmann von der Aktionärsvertretung Ethos ist das stossend. Er würde gerne Fragen zu möglichen Interessenkonflikten bei der CS stellen. Er sei schockiert, dass die CS die Restrukturierung durchdrücken wolle, ohne dass die Aktionäre Fragen stellen könnten. Ethos lehne den Einstieg der Saudis ab.

Schweizer Schulen verstossen gegen UNO-Kinderrechte

Schweizer Schulen verletzen laut einem Bericht der «NZZ am Sonntag» die vor 33 Jahren verabschiedete Uno-Kinderrechtskonvention. Die Konvention schreibt ein Anhörungsrecht von Kindern in allen sie betreffenden Entscheiden fest. In der Schweiz wird diese Vorschrift noch nicht flächendeckend umgesetzt. Selbst dort, wo dies der Fall ist, hapert es manchmal in der Praxis, wie Irène Inderbitzin, Geschäftsleiterin der Ombudsstelle für Kinderrechte, der Zeitung sagte. Immer wieder müsse die Ombudsstelle Kindern und Jugendlichen zu ihrem Recht verhelfen. Teilweise geschehe dies aus der falschen Idee, die Kinder vor unbequemen Fragen zu schützen. Oder ganz einfach, weil die Fachleute ungenügend ausgebildet seien.

Tausende junge Männer wollen illegal die Schweiz passieren

Derzeit versuchen zehntausende junge Männer aus dem Maghreb, aus Ägypten, Bangladesch und aus Ländern südlich der Sahara von Norditalien aus durch die Schweiz nach Deutschland oder Frankreich zu gelangen. Entsprechend nimmt der Druck auf die Schweizer Südgrenze zu. Wie die «NZZ am Sonntag» schreibt, sind laut dem Bundesamt für Grenzsicherheit im Juli 537 Personen aufgegriffen worden. Im Oktober waren es mit 2435 Personen massiv mehr. Die Dunkelziffer dürfte laut Augenzeugen noch einmal so hoch sei. Was mit den aufgegriffenen Personen geschieht, bleibt offen. Viele von ihnen dürften bald weiter nach Norden reisen. Von den im Oktober Aufgegriffenen haben laut Staatssekretariat für Migration nur 190 ein Asylgesuch gestellt.

Links und Rechts sehen Handlungsbedarf bei Flüchtlingspolitik

Weil die Zahl der Asylgesuche steigt und neue Flüchtlingsströme drohen, gerät das internationale Asylrecht unter Druck. SVP-Nationalrätin Martina Bircher fordert grundlegende Anpassungen. Die Genfer Flüchtlingskonvention und die Menschenrechtskonvention seien veraltet, sagte Bircher gegenüber der «SonntagsZeitung». Wie jedes andere Gesetz müssten auch sie gelegentlich reformiert werden. Sie kündigt einen Vorstoss im Parlament an. Handlungsbedarf sieht auch der ehemalige SP-Nationalrat Rudolf Strahm. Er schlägt eine koordinierte Einführung des Botschaftsasyls vor. Demnach würden Asylsuchende im Grundsatz nur noch auf der Schweizer Botschaft in ihrem Heimatland einen Asylantrag stellen dürfen. Das würde dem Geschäft der Schlepper die Luft abstellen.

Schweizer Gasversorgung ist ungenügend geschützt

Der Schutz der Schweizer Gasversorgung ist laut einem internen Bericht des Bundes mangelhaft. Namentlich vor Sabotage-Angriffen ist die Infrastruktur nicht gut genug gesichert. Das geht aus der Risiko- und Verwundbarkeits-Analyse zur Erdgasversorgung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und des Bundesamtes für Energie von Juli 2021 hervor, über die die «NZZ am Sonntag» berichtet. Um die Anlagen an der Oberfläche besser zu sichern, fordern die Experten des Bundes Mindeststandards beim baulichen Schutz. Es brauche ferner Personensicherheitsprüfungen für die Mitarbeitenden der Leitstellen des Gasnetzes. Das sind Personen, die dank ihres Insiderwissens potenziell riesigen Schaden anrichten können.

Alain Berset wurde während Corona dauerüberwacht

Gesundheitsminister Alain Berset ist während der Corona-Pandemie rund um die Uhr bewacht worden. Berset ist selbst in seiner Freizeit in seinem Chalet in den Waadtländer Alpen rund um die Uhr von Elitepolizisten geschützt worden, wie die «SonntagsZeitung» und der Westschweizer «Le Matin Dimanche» schreiben. Als Wanderer getarnt, folgten die Beamten dem Bundesrat sogar auf dessen Ausflügen in den Alpen. Um Bersets Chalet auch in der Nacht nahe zu sein, wurden für die Polizei Airbnb-Quartiere im selben Dorf angemietet. Die Kosten für diese in der Schweiz aussergewöhnliche Bewachung sind nicht bekannt. Mittlerweile ist das Sicherheitsdispositiv aber wieder etwas gelockert worden. (sda)

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43 Kommentare
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Nummy33
20.11.2022 09:08registriert April 2022
Einheitskasse
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disear
20.11.2022 08:19registriert Dezember 2019
Jajaja comparis reklamiert.. und sie kassieren jedes Jahr Millionen von den KK. Das ist stossend...
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Hüendli
20.11.2022 09:36registriert Januar 2014
Klar, der Comparis-Vertreter ist in dieser Sache Partei. Trotzdem, lässt sich irgendein/e Wechselwillige/r von den unzähligen Wohlfühl-Werbespots, die sich bloss im Logo unterscheiden, beeinflussen, statt einfach auf (s)eine Vergleichsplattform zu gehen und eine der am wenigsten teuren Varianten (Leistungen sind ja per Gesetz identisch; Unterscheidungsfaktoren allenfalls Kundenzufriedenheit, digitale Lösungen und Skonto) zu wählen? Das ist doch in hohem Bogen zum Fenster hinausgeschmissenes Geld, das man viel besser einsetzen könnte!
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