Im vergangenen Herbst war die Rede von einer drohenden Mangellage, davon, dass der Schweiz im Winter Strom und Gas ausgehen könnten. Etwa, weil die französischen Atomkraftwerke wegen Wartungsarbeiten zu wenig Strom liefern könnten. Oder auch, weil das Gas wegen des Ukraine-Kriegs knapp wurde. Doch entgegen der Befürchtungen kam das Land gut durch den Winter - auch weil er vergleichsweise mild verlief.
Dabei wäre die Schweiz vorbereitet gewesen auf eine Winterstromlücke. Sie hat seit letztem September nebst der Wasserkraftreserve zusätzliche Reserven in Form von Notstromgruppen und Kraftwerken angelegt, welche jeweils von Anfang Dezember bis Ende Mai in Bereitschaft stehen und eine Leistung von 400 Megawatt erbringen können.
Doch nun zeigen neue Berechnungen der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom): Bald dürften diese Reserven nicht mehr ausreichen. Das geht aus den aktualisierten und am Freitag veröffentlichten «Analysen zur mittel- und längerfristigen Stromversorgungssicherheit» hervor. Darin hat die Elcom das Zusammenspiel von Kraftwerkskapazitäten, Stromverbrauch sowie von Stromimporten und -exporten untersucht. Sie kommt zum Schluss: In den nächsten Jahren sind «Knappheiten nicht auszuschliessen». Aus diesem Grund empfiehlt sie dem Bund, kurzfristig weiterhin eine Reservekapazität von 400 Megawatt aufrechtzuerhalten.
Längerfristig rät sie dem Bund gar, die Winterreserven deutlich auszubauen. Unter der Annahme, dass die Atomkraftwerke hierzulande nach einer Laufzeit von 60 Jahren vom Netz genommen werden, empfiehlt die Kommission, die Reservekapazität bis 2030 auf 700 bis 1400 Megawatt zu erhöhen: «Gerade wegen der grossen Unsicherheiten über das Ausmass und vor allem die Geschwindigkeit des Erneuerbaren-Ausbaus sowie der Entwicklung der Stromnachfrage ist nach Ansicht der Elcom eine solche Versicherung für die Schweizer Versorgungssicherheit nötig.» Heisst: Der Bund braucht künftig mehr thermische Notkraftwerke, die mit Öl oder Gas betrieben werden.
Seit vergangenem Winter kann der Bund bereits auf drei Notkraftwerke zurückgreifen. Dazu zählt das Reservekraftwerk in Birr (AG) mit einer Leistung von 250 Megawatt. Hinzu kommen ein Reservekraftwerk in Cornaux (NE) sowie ein Gas-Kombikraftwerk in Monthey (VS). Diese Reserven stehen dem Bund auch in den nächsten drei Wintern zur Verfügung. Doch die Verträge mit den Betreibern der Kraftwerke laufen Ende Frühling 2026 aus.
Um die Versorgungssicherheit auch in den Jahren danach sicherstellen zu können, hat der Bund am Freitag die erste Ausschreibung für die Zeit nach 2026 gestartet. Die Reservekraftwerke sollen gemeinsam eine Leistung von 400 Megawatt erbringen können. Wie das Bundesamt für Energie in einer Mitteilung schreibt, können «Gebote für neue, bestehende oder stillgelegte Anlagen eingereicht werden».
Bei der Berechnung der benötigten Reservekapazität stützt sich das Bundesamt für Energie auf die Prognosen der Elcom. Es ist deshalb zu erwarten, dass der Bund bis 2030 zusätzlich weitere grosse Notkraftwerke wie jenes in Birr benötigt, um zu verhindern, dass eines Winters tatsächlich der Strom knapp wird. Das sorgt für Kritik. So kündigt etwa die Klimastreik-Bewegung an, sie werde sich «auf allen Ebenen gegen die geplanten fossilen Kraftwerke wehren, weil diese massiv zur globalen Erderhitzung beitragen».
Rekordwaldbrände, Rekordtemperatur im Mittelmeer, Überschwemmungen in Afghanistan und was macht BR Ölbert Rösti?
— Klimastreik Schweiz 🔥 #FossileWelleBrechen (@klimastreik) July 28, 2023
Er will weitere klimazerstörende Kraftwerke bauen. Nicht mit uns. MM folgt in Kürze.
Alle an den Klimastreik am 15.9. und die Klimademo am 30.9. #FossileWelleBrechen
Die Klimaaktivisten weisen auf den immensen Ölverbrauch der Notkraftwerke hin. Müsste beispielsweise das Kraftwerk in Birr eingeschaltet werden, so würde dieses in einem Tag 1'680'000 Liter fossile Brennstoffe verbrennen. Das entspricht dem Heizölverbrauch von über 800 mittelgrossen Einfamilienhäusern in einem ganzen Jahr.
Dass in einer Notlage fossile Kraftwerke zum Einsatz kommen sollen, findet auch GLP-Nationalrat Flach «alles andere als optimal». Doch die Stromknappheit im Winter sei eine Folge davon, dass die Schweiz den Ausbau der erneuerbaren Energien verschlafen habe, so der Aargauer: «Wir müssen jetzt endlich vorwärtsmachen und sowohl in den Siedlungsräumen als auch im alpinen Raum deutlich mehr Photovoltaikanlagen bauen.»
Ganz anders sieht das SVP-Nationalrat Christian Imark: «Wir haben schon bei der Abstimmung über die Energiestrategie 2050 davor gewarnt, dass genau diese Situation eintreten könnte.» Die Schweiz habe die heimische Stromproduktion zu lange zu stark vernachlässigt, so Imark. «Deshalb muss nun schleunigst die Winterproduktion im Inland gestärkt werden.» Zu diesem Zweck sollen einerseits die Laufzeiten der bestehenden Atomkraftwerke verlängert werden. «Andererseits», so der Solothurner, «muss sich die Schweiz auch Gedanken über neue AKW machen». (aargauerzeitung.ch)
Ist aber trotzdem nur einen 4tel dessen was jeden Tag in Kloten in Flieger gepumpt werden. Das ist aber kein Thema für diese, da auch Klimastreiker gerne Ferien machen