«Frauen verdienen in der Schweiz rund 20 Prozent weniger als Männer in vergleichbaren Positionen.» Mit diesem Satz beginnt das Video der Frauenzentrale Zürich, das die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen thematisiert und den Menschen bewusst machen will (siehe oben). Hochgeladen hat die Organisation den Clip am 6. März 2013 – also vor über einem Jahr.
Dennoch macht das Video ganz aktuell wieder die Runde: Erst kürzlich tauchte es unter anderem bei Upworthy und Heftig auf – sprich auf Seiten, die virale Videos aufgreifen und weiter verbreiten. Diese Homepages haben jedoch nicht das Original hochgeladen, sondern eine Version, bei der man den deutschen Text durch einen englischen ersetzt hat.
Die Organisation «International Women's Media Foundation» hat diese englische Version auf ihrem YouTube-Account hochgeladen – inzwischen wurde das Video dort über 285'000 Mal angeklickt. Bei der Frauenzentrale Zürich zeigt man sich überrascht über den Erfolg: «Durch Facebook und Twitter verbreiten sich solche Videos heute viel schneller als früher. Wir können gar nicht genau sagen, wie und wo eine solche Welle losgetreten wird. Wir merken nur, dass wir plötzlich in aller Munde sind», so Mediensprecherin Sandra Plaza im Gespräch mit watson.
Die internationale Aufmerksamkeit nimmt man zum Ansporn, auch in Zukunft bestimmte Anliegen mit Clips zu illustrieren und diese via Social Media zu verbreiten: «Jährlich kann man das aber nicht umsetzen, da wir eine kleine Organisation sind. Videos sind aufwendig und teuer, als Nächstes haben wir erstmal eine Plakataktion in Zürich geplant», so Plaza. Ausserdem seien die internationalen Reaktionen zwar sehr erfreulich, «aber das bringt uns als kantonale Organisation ja nicht wirklich etwas».
Aktuell geniesse die Frauenzentrale Zürich eine grosse Aufmerksamkeit – ob das aber mit einem solchen viralen Video zusammenhängt, kann Plaza nicht mit Sicherheit sagen: «Wir sind mit unserer Meinung zum Thema Prostitution aktuell stark in den Medien präsent, ausserdem feiern wir hundertjähriges Jubiläum.» Die Aufmerksamkeit könne also verschiedene Gründe haben. «Dass wir wegen eines solchen Videos jetzt mehr Spenden bekommen würden, kann ich so aber leider nicht bestätigen.»
Das Video zur Gleichstellung von Mann und Frau ist kein Einzelfall gewesen: Mit einem anderen Clip machte die Frauenzentrale Zürich im Dezember 2013 auf das Thema häusliche Gewalt aufmerksam. «Da war das Feedback sogar noch grösser. Vor allem in Südamerika wurde das Video besonders stark verbreitet», berichtet Plaza.