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Neue Verhaftungen von FIFA-Funktionären am 3. Dezember 2015 im Baur au Lac in Zürich
Am 3. Dezember 2015 schnappen sich die Behörden im Baur au Lac mit Juan Angel Napout (Präsident des Conmebol) und ...
quelle: ap/ap / jorge saenz
Kurz vor weiteren Beratungen des Exekutivkomitees des Fussball-Weltverbands FIFA in Zürich hat es erneut Festnahmen im Hotel Baur au Lac gegeben. Unter den Verhafteten: Ranghohe lateinamerikanische Funktionäre. An einer Pressekonferenz am Nachmittag stand jedoch etwas anderes im Zentrum: Die Reformvorschläge der FIFA.
03.12.2015, 06:5503.12.2015, 16:24
Was wir bis jetzt wissen:
- Die Kantonspolizei Zürich nahm am frühen Donnerstagmorgen mehrere FIFA-Funktionäre fest, darunter die Präsidenten der Kontinentalverbände CONMEBOL und CONCACAF.
- Die Verhaftungen erfolgten im noblen Hotel Baur au Lac, Schauplatz der letzten FIFA-Verhaftungswelle im Mai.
- Den beiden hochrangigen Funktionären wird seitens US-Justiz vorgeworfen, Bestechungsgelder in Millionenhöhe bei der Vergabe von Marketing-Rechten angenommen zu haben.
- Wie viele weitere Personen heute insgesamt verhaftet worden sind, ist bislang unklar. Die «New York Times» spricht von mindestens 12 Personen.
- Die FIFA richtet gegenwärtig einen zweitägigen Kongress aus, bei dem verschiedene Reformpläne diskutiert werden. Aus diesem Grund sind die Exekutivmitglieder in Zürich anwesend.
- Auf der Agenda stehen unter anderem: Amtszeitbeschränkung für künftige FIFA-Präsidenten, eine Aufstockung des WM-Teilnehmerfelds von 32 auf 40 Länder, sowie die Offenlegung der Gehälter des Präsidenten und hoher Funktionäre.
Neben den beiden verhafteten FIFA-Funktionären im Nobelhotel Baur au Lac sollen auch Ricardo Teixeira und Marco Polo del Nero von der amerikanischen Staatsanwaltschaft ins Visier genommen worden sein. Das berichtet die New York Times. Del Nero ist der amtierende Präsident des brasilianischen Fussballverbands, Teixeira der ehemalige Amtsinhaber.
Die Pressekonferenz ist zu Ende. Das FIFA-Exekutivkomitee hat einen ganzen Stapel an Reformvorschlägen präsentiert. Einiges klingt überzeugend, wie etwa die Amtszeitbeschränkung auf 12 Jahre. Anderes tönt nach - gutgemeintem - Aktionismus.
Auf die Verhaftung von mehreren FIFA-Funktionären heute Morgen wurde - abgesehen von der Fragerunde - nicht eingegangen, obwohl ein Gutteil der anwesenden Journalisten wohl genau deswegen den Weg auf den nebligen Zürichberg auf sich genommen hat. Wie ernst es der FIFA mit Reformen tatsächlich ist, werden wir spätestens beim nächsten Kongress im Februar sehen. Dann wird entschieden, ob die Vorschläge der Reformkommission Eingang in die Statuten finden.
Frage eines Al-Jazeera-Journalisten: «Wie kann überhaupt die Erhöhung des Teilnehmerfelds von 32 bis 40 diskutiert werden angesichts der mannigfaltigen Probleme, an denen die FIFA krankt? Ist das nicht sooo FIFA?» Hayatou wehrt ab: «Die Vergrösserung der WM wurde diskutiert, aber das ist noch lange nicht durch. »
Ein Journalist fragt, ob die Herren am Podium selber an die Reformen glauben, die implementiert werden sollen. «Natürlich», antwortet Hayatou im Brustton der Überzeugung. Die Entscheidungen für die Reformen (Änderung der Struktur, Amtszeitbeschränkung, usw) seien einstimmig gefallen.
Wieder eine Frage an Issa Hayatou, diesmal von einem Guardian-Journalisten: «Wie können Sie, der Sie schon länger als 25 Jahre Teil der FIFA sind, überhaupt diese Reformprozesse leiten?» Die Antwort des Übergangspräsidenten ist wenig überraschend: «Es ist irrelevant, wie lange ich bereits bei der FIFA bin.» Und: «Hören Sie auf, die FIFA als Ganzes zu beschuldigen. Es sind Verfehlungen Einzelner, die das Image des Weltfussballverband beschädigt haben.»

Oh, eine spannende Frage des Sky-Journalisten: «Sind Sie, Herr Hayatou korrupt? »Und: «Ist die FIFA als Ganzes korrupt?» Hayatou antwortet einigermassen gefasst: «Lieber Freund, ich habe nie im Zusammenhang mit Spielvergaben oder Marketingrechten einen einzigen Dollar angenommen.» Dafür gebe es keine Beweise.
Die Alterslimite, die ebenfalls im Vorfeld diskutiert worden war, sei keine gangbare Lösung. Mit der Amtszeitbeschränkung habe man aber eine gute Lösung gefunden, so Carrard.
Jetzt dürfen Fragen gestellt werden. Die Verhaftungen sollen aber nicht zum Thema gemacht werden, bittet Carrard. Das sei alles zu kurzfristig.
Das grösste Ziel sei, so Kattner, die FIFA wieder zu einem vertrauenswürdigen Organisation zu machen. Das sei eine grosse Herausforderung. Wo er recht hat, hat er recht, der Mann.
Der stellvertretende Generalsekretär Markus Kattner hat das Mikrofon übernommen. Er spult die wichtigsten Punkte des Reformprozesses in einem beachtlichen Tempo ab.

Moya Dodd ist an der Reihe: Wieso die Frauenquote? «Wieso? Weil es 2015 ist. » Da wird der kanadische Premier Justin Trudeau Freude haben.
Eine grosse Herausforderung stehe der FIFA bevor, stellt Carrard klar. Aber der Reformer ist zuversichtlich, dass die Reformen durchgeführt werden können und ist überzeugt, dass die FIFA mit den heutigen Reformen ihren Willen zur Veränderung bezeugt hat.
Carrard kündigt eine weitere Neuerung vor: Eine unabhängige Berater-Gruppe soll den Reformprozess innerhalb des Weltfussballverbands steuern.
Und jetzt kommt der Hammer: François Carrard kündigt an, dass die FIFA eine Frauenquote einführen wird! Jeder Kontinent muss in Zukunft mindestens eine Frau stellen.
Das müssen wir natürlich umgehend relativieren: Die FIFA hat 209 Mitglieder, deren sechs müssen in Zukunft eine Frau als Verbandspräsidentin präsentieren. Nein, «rocket science» ist dies nicht. Aber hey, immerhin!
So wird das Organigramm der «neuen» FIFA aussehen. Die Amtszeit des Präsidenten wird demnach auf zwölf Jahre beschränkt.

Die Reform der FIFA sei keine Hexerei, sagt Reformer Carrad. «This is not rocket science!»

«Wir sind noch weit entfernt vor unseren Zielen. Doch heute ist schon mal ein Anfang. Ich bin mir sicher, dass der heutige Tag ein Meilenstein für den Reformprozess ist.»
«Die FIFA geht momentan durch eine tiefe Krise. Doch eine Krise ist auch immer eine Chance, um sich zu erneuern. Wir haben sehr hart gearbeitet, um den Reformprozess konsequent durchzuziehen.»
Zunächst hat Übergangs-Präsident Issa Kayatou das Wort: «Die vergangenen Wochen waren sehr schwierig für viele von uns. Doch es wurde hart gearbeitet und das soll hier auch gelobt werden.»

Gleich zu Beginn der Pressekonferenz im FIFA-Hauptquartier in Zürich geben die FIFA-Offiziellen bekannt, dass sie zu den Vorfällen von heute Morgen keine Stellung nehmen werden. Doch wir sind uns sicher, dass in der Fragerunde noch kritische Fragen kommen. Warten wir also mal ab.
Heute Abend um 19.30 Uhr will offenbar auch die New Yorker Staatsanwaltschaft, auf deren Ersuchen die Verhaftungswellen im Mai und heute stattfanden, über die Ereignisse informieren.
Für heute Nachmittag (14 Uhr) ist eine Pressekonferenz am Hauptsitz der FIFA geplant. Unter anderem werden Interimspräsident Issa Hayatou, der amtierende Generalsekretär Markus Kattner und der Vorsitzenden der Reformkommission, Francois Carrard daran teilnehmen. Eigentlich sollten an der PK die Reformpläne des Weltfussballverbands besprochen werden – jetzt wird der Fokus wohl etwas anders gesetzt ...

Bild: EPA/KEYSTONE
Die beiden im Baur au Lac verhafteten FIFA-Spitzenfunktionäre Alfredo Hawit (CONCACAF) und Juan Angel Napout (CONMEBOL) widersetzen sich der Auslieferung in die USA. Das schreibt das Bundesamt für Justiz (BJ) in einer Medienmitteilung. Das BJ wird nun die USA auffordern, für die beiden FIFA-Funktionäre inner 40 Tagen formelle Auslieferungsersuchen zu stellen.
Kurz vor weiteren Beratungen des Exekutivkomitees des Fussball-Weltverbands FIFA sind in Zürich zwei weitere FIFA-Funktionäre festgenommen worden. Sie werden verdächtigt, Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen zu haben.
Die zwei FIFA-Funktionäre seien am Donnerstag von der Kantonspolizei Zürich festgenommen und in Auslieferungshaft versetzt worden, teilte das Bundesamt für Justiz (BJ) mit. Die Namen der beiden Funktionäre will das BJ im Verlaufe des Tages bekannt geben.
Die auf Anordnung des Bundesamtes für Justiz (BJ) in Zürich festgenommenen FIFA-Funktionäre sind noch heute von der Kantonspolizei Zürich zu den US-Verhaftsersuchen angehört worden. Sie widersetzen sich der Auslieferung an die USA, teilt das BJ mit.
Folgende Personen befinden sich in Auslieferungshaft : Alfredo Hawit, Präsident des Nord- und Zentralamerikanischen und Karibischen Fussballverbandes (CONCACAF) und Vizepräsident der FIFA, honduranischer StaatsangehörigerJuan Angel Napout, Präsident des Südamerikanischen Fussballverbandes (CONMEBOL) und FIFA-Funktionär, paraguayischer Staatsangehöriger.
Pikant: Bei den Verhafteten handelt es sich um die Nachfolger von Jeffrey Webb (Conacaf) und Eugenio Figueredo (Conmbebol), welche erst vergangenen Frühling festgenommen wurden.
Das BJ wird nun die USA auffordern, für die beiden FIFA-Funktionäre innert der vom bilateralen Auslieferungsvertrag vorgesehenen Frist von 40 Tagen formelle Auslieferungsersuchen zu stellen. Sobald diese Ersuchen eingetroffen sind, wird das Auslieferungsverfahren weitergeführt. Die betroffenen Personen können jederzeit noch bis zum erstinstanzlichen Entscheid des BJ einer vereinfachten Auslieferung zustimmen.
Die Haftanordnung des BJ stütze sich auf Verhaftsersuchen des US-Justizministeriums vom 29. November, schreibt das BJ. Die beiden hochrangigen FIFA-Funktionäre werden verdächtigt, Bestechungsgelder als Gegenleistung für den Verkauf von Vermarktungsrechten im Zusammenhang mit der Austragung von Fussballturnieren in Lateinamerika und von WM-Qualifikationsspielen erhalten zu haben.
Die Straftaten seien gemäss Verhaftsersuchen teilweise in den USA abgesprochen und vorbereitet worden, teilte das BJ weiter mit. Zudem seien Zahlungen über US-Banken abgewickelt worden.
In dem Hotel hatte es bereits Ende Mai am Rande einer FIFA-Sitzung Durchsuchungen gegeben. Mehrere Funktionäre waren damals festgenommen worden.
Verdächtige stammen wohl aus Lateinamerika
«Diesmal ohne Leintücher», schrieb Sam Borden, Korrespondent der NY Times. Und diesmal wurden die Funktionäre durch die Hintertür abgeführt:
Auf der zweitägigen Sitzung der FIFA-Exekutive, die am Donnerstag endet, steht unter anderem die Diskussion über den Reformkatalog für den krisengeschüttelten Weltverband auf der Tagesordnung. (egg/sda/dpa/cma)
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