Schweiz
Food

Beratung über die Bezeichnung von veganen Fleischersatzprodukten

Bundesgericht fällt Grundsatzentscheid: Nur Fleisch darf als «Güggeli» bezeichnet werden

Das Bundesgericht hat die Beschwerde des Bundes gegen die Verwendung von Bezeichnungen wie «planted chicken» für vegane Fleischersatzerzeugnisse gutgeheissen. Das Zürcher Verwaltungsgericht hatte sie nach einer Beschwerde der Produktionsfirma als zulässig erklärt.
02.05.2025, 07:1202.05.2025, 14:28
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Was wurde entschieden?

In einer öffentlichen Beratung hat das Bundesgericht am Freitag mit vier zu einer Stimme entschieden, dass die Verwendung von Tierbezeichnungen für vegane Produkte auf der Basis von Erbsenproteinen nicht zulässig ist. Die Konsumenten würden damit über den Inhalt des Produkts getäuscht, wie die Mehrheit des Richtergremiums befand.

planted
Fleischersatzprodukte haben nun klare Regeln, was die Namensgebung betrifft.Bild: screenshot, Instagram @eatplanted

Das Bundesgericht hat das Urteil des Zürcher Verwaltungsgerichts aufgehoben. Das kantonale Labor Zürich muss der Firma Planted Foods mit Sitz in Kempttahl ZH nun eine Frist zur neuen Bezeichnung seiner Produkte setzen.

Die Produkte des Unternehmens sind gross mit «planted» und darunter in kleineren Buchstaben mit «chicken» oder «duck» angeschrieben. Der Verpackung ist zudem zu entnehmen, dass die Erzeugnisse aus Erbsenproteinen hergestellt werden.

Die Angaben über ein Lebensmittel müssen laut Gesetz den Tatsachen entsprechen, damit keine Täuschung stattfindet. Das Bundesgericht ist der Auffassung, mit der Verwendung des Begriffs «chicken» würden eben nicht Tatsachen wiedergegeben, weil in den Erzeugnissen der Kemptthaler Firma kein Fleisch beziehungsweise Poulet enthalten sei.

Wie wird das Urteil begründet?

Die Mehrheit der Richter wies darauf hin, dass das 2017 in Kraft getretene Lebensmittelgesetz auch mit dem Ziel revidiert worden sei, es mit der europäischen Gesetzgebung in Einklang zu bringen. So werde hier wie dort Poulet als Fleisch definiert. Diesen Begriff auf einem veganen Produkt zu verwenden, sei deshalb nicht möglich.

Das Bundesgericht habe sich «in der rechtlichen Würdigung der Fantasiebezeichnung ‹planted.chicken› verloren», hiess es am Freitagnachmittag in einer Stellungnahme von Planted Foods. Das Unternehmen zeigte sich aber sehr zufrieden, dass das Gericht die Verwendung von Gattungsbegriffen wie Steak und Filet gestützt habe.

Wie reagiert das EDI?

Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI), das die Beschwerde eingereicht hatte, bezeichnet das Urteil als eine gute Nachricht für die Konsumenten, wie es in einer Mitteilung schreibt. Der Entscheid schaffe Rechtssicherheit. Es sei nun klar, dass Fleischersatzprodukte so gekennzeichnet werden müssten, dass sie nicht mit fleischhaltigen Produkten verwechselt werden könnten.

Das kantonale Labor Zürich untersagte der Beschwerdegegnerin im Jahr 2021 die Verwendung von Bezeichnungen wie «planted.chicken» oder «wie poulet». Das Zürcher Verwaltungsgericht erachtete dies nach einer Beschwerde der Firma Planted Foods jedoch als zulässig.

Wie reagiert Planted?

Das Unternehmen zeigte sich vom Entscheid enttäuscht. Mitgründerin Judith Wemmer sagt:

«Als Schweizer Bürgerin bin ich enttäuscht, dass so ein Urteil politisch und emotional gefällt wurde. Die korrekte Sachbezeichnung wurde ebenfalls ignoriert. Gerade auch vor dem Hintergrund der neuen Ernährungspolitik des Bundes von April 2025, die zu mehr pflanzenbasierter Ernährung aufruft, ist dieser Entscheid ein Widerspruch.»

Das Bundesgericht ignoriere mit seinem Entscheid eine repräsentative Studie, so das Unternehmen in einer Medienmitteilung. Bei dieser hätten 93 Prozent der Leute innert Sekunden erkannt, dass es sich bei «planted chicken» um ein pflanzliches Produkt handle.

«Das Bundesgerichtsurteil spricht Fleischliebhabern jede Kompetenz ab und sieht in der Verpackung von 2021 eine Täuschung», wird deswegen kritisiert. Gleichzeitig zeigt sich Planted damit zufrieden, «dass generelle Begriffe wie Steak, Filet, sprich Begriffe, die keine Tierart erwähnen klar gestärkt wurden».

Die Hintergründe

Das kantonale Labor Zürich untersagte der Beschwerdegegnerin im Jahr 2021 die Verwendung von Bezeichnungen wie «planted.chicken» oder «wie poulet». Das Zürcher Verwaltungsgericht erachtete dies nach einer Beschwerde der Firma Planted Foods jedoch als zulässig.

Es war der Ansicht, dass die Angabe einer Tierbezeichnung den Konsumenten den Verwendungszweck des Produktes aufzeige. Allein mit der Sachbezeichnung «pflanzliches Lebensmittel aus Erbsenproteinen» werde nicht klar, wie das Erzeugnis verwendet werden könne.

Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) focht den Entscheid der kantonalen Vorinstanz vor Bundesgericht an. (sda)

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358 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Walter Sahli
02.05.2025 07:40registriert März 2014
Einerseits wird uns gesagt, wir Konsument-innen seien mündig genug, um aufgrund der langen, kleingedruckten Liste unaussprechlicher Inhaltsstoffe entscheiden zu können, ob ein Produkt gesund oder ungesund sei und andererseits heisst es, wir seien zu doof, um ein Produkt als vegan zu erkennen, weil neben vegan auch noch chicken auf der Packung steht.
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M3rmegil
02.05.2025 08:03registriert Oktober 2023
das "chickrn" oder "poulet" vor eem vegan hilft doch nur wen man umsteigt zu wissen wie es in etwa schmeckt was den umstieg erleichtert oder auch nur wen man einen veganen/vegetarischen besuch hat bei grillieren diesem etwas anbieten kann das ähnlich schmeckt und aussieht wie der rest.
ie bezeichnung ist dafür da das mündige konsumenten schnell erkennen was zum restlichen menü passt.
da ist nur die fleischlobby am heulen da der vileicht 2-300leute weniger das hoch subventionierte fleisch kaufen.
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Nix sagen
02.05.2025 08:20registriert August 2020
Hat vermutlich mehr mit Poulet zu tin als manches Discounter Wienerli.
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