Auf der Suche nach «den Bildern des Jahres» überkommt mich ein unschönes Gefühl. Denn ich scrolle durch Bilder von Krieg, Katastrophen und Leid. Menschen, die ihr Zuhause verlieren, Menschenrechte, die verletzt werden. Menschen, die um ihre Rechte und ihr Leben kämpfen. Weltschmerz überkommt mich und ich breche meine Suche ab. Für den Moment.
Ein paar Tage später scrolle ich erneut durch die endlosen Bilddatenbanken im Internet. Zwischen all dem Leid und den besorgniserregenden Ereignissen sehe ich plötzlich auch Bilder von Menschen, die ihr Leben für andere riskieren, die für Rechte kämpfen, die Zeit und Mitgefühl schenken. Deshalb sollen die Bilder des Jahres nicht nur Krieg, Tod, Leid und Schmerz zeigen, sondern auch Mut, Kampf, Hoffnung, Widerstand und Solidarität.
Es ist eine persönliche Auswahl und keine abschliessende Liste, denn eine solche könnte der Fülle an grossartigen Bildern, die dieses Jahr entstanden sind, ohnehin niemals gerecht werden.
Der 85-jährige, pensionierte Olexiy ruht sich in seinem kriegszerstörten Haus in Vil'khivka in der Ukraine aus. Die Stadt war bis vor Kurzem von russischen Truppen besetzt.
Ältere Menschen sind im Krieg mit am verwundbarsten. Viele von ihnen sind nicht mehr sehr mobil – wollen oder können die Ukraine nicht verlassen. Häufig bleiben sie allein zurück, ohne Familie und ohne ausreichende medizinische Versorgung.
Ein Mitglied des ukrainischen Militärs hilft einer älteren Dame, einen reissenden Strom über eine bereits teilweise zerstörte Holzplanke zu überqueren.
Ein Vater verabschiedet sich in der Ukraine von seiner Familie, als diese in Lwiw in einem Bus nach Polen fährt.
Das Foto ist Teil einer Fotoserie, welche dokumentiert, wie Menschen aus Venezuela den Darién Gap zu überqueren versuchen.
In diesem Jahr haben so viele Menschen wie noch nie den Weg über die gefährlichste Fluchtroute auf sich genommen – mit dem Ziel, die Grenze zu den Vereinigten Staaten zu erreichen. Die Wanderung dauert zwischen 8 und 15 Tagen, und auf der Route lauern Gefahren wie wilde Tiere und Giftschlangen oder bewaffnete Gangs, die kidnappen, erpressen, vergewaltigen. Viele Migrantinnen und Migranten sind auf einen Dschungel wie diesen nicht vorbereitet und längst nicht alle kommen durch.
Ein Mitglied der Coldstream-Garde geht während des Staatsbegräbnisses von Königin Elizabeth II. an einem Blumenmeer vorbei.
Die britische Monarchin Queen Elizabeth II. stirbt am 8. September mit 96 Jahren auf Schloss Balmoral in Schottland. Neuer britischer König ist automatisch ihr Sohn Charles.
Die Folgen des Hurrikans Ian, der im September wütete, hinterliessen vor allem in Florida schwere Schäden.
Über hundert Menschen kamen dabei ums Leben, etwa 40'000 verloren ihr Zuhause und der Schaden wird auf rund 100 Milliarden Dollar geschätzt.
Die Abtreibungsrechtsaktivistin Caroline Rhodes protestiert vor dem Gebäude des Obersten Gerichtshofs nach der Verkündung des Urteils im Fall Dobbs vs. Jackson Women's Health Organization über Abtreibungen.
In den USA gilt kein nationales Recht mehr auf Schwangerschaftsabbruch. Der Supreme Court hat das fast fünfzig Jahre alte Grundsatzurteil Roe v. Wade aufgehoben. Damit ist ein Flickenteppich mit unterschiedlichen Abtreibungsregeln entstanden.
In mehreren Städten Chinas haben Menschen gegen die strikte Corona-Politik demonstriert. Das weisse Blatt Papier wurde zum Zeichen der Proteste gegen die Zensur in China. Es waren die grössten Demonstrationen seit der Demokratiebewegung 1989 in China.
Der Tod der 22-jährigen Jina Mahsa Amini löst im Iran eine Protestwelle aus. Sie wurde festgenommen, weil ihr Kopftuch nicht korrekt sass, wenig später stirbt sie im Spital. Kurz nachdem der Vorfall bekannt wurde, kam es zu landesweiten Protesten.
Ein Anwohner versucht, mit einem Ast ein Feuer zu löschen, als er sieht, dass die Waldgebiete um sein Haus herum brennen.
Bei Temperaturen von über 40 Grad Celsius sind im zentralen Teil des Landes Waldbrände ausgebrochen. Extreme Hitze und Trockenheit haben in Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland und der Türkei viele Wandbrände ausgelöst.