Schweiz
Geheimdienste

Thomas Fritschi leitet die neue unabhängige Aufsichtsbehörde über den Nachrichtendienst des Bundes

Er soll dem Nachrichtendienst auf die Finger schauen

10.05.2017, 14:0010.05.2017, 14:40
Mehr «Schweiz»

Thomas Fritschi leitet die neue unabhängige Aufsichtsbehörde über den Nachrichtendienst des Bundes (NDB). Der Bundesrat hat den 47-Jährigen am Mittwoch gewählt.

Thomas Fritschi.
Thomas Fritschi.Bild: so.ch

Fritschi werde seine Stelle am 1. August antreten und die Aufsichtsbehörde aufbauen, teilte das Verteidigungsdepartement (VBS) mit. Der offizielle Amtsantritt werde am 1. September erfolgen. Dann tritt voraussichtlich das neue Nachrichtendienstgesetz in Kraft.

Fritschi hat an der Universität Bern Rechtswissenschaft studiert und mit dem Examen als Fürsprecher abgeschlossen. Seit 2010 führt er das Amt für Justizvollzug des Kantons Solothurn. Gleichzeitig ist er seit einem Jahr Präsident der Konferenz der kantonalen Leiter Justizvollzug.

Früher war Fritschi im Rechtsdienst des Generalstabes im VBS tätig gewesen. Nach einem Einsatz bei der Swisscoy im Kosovo arbeitete er in verschiedenen Funktionen für die Bundeskriminalpolizei im Bundesamt für Polizei, zuletzt als Abteilungschef Ermittlungen Staatsschutz und stellvertretender Geschäftsbereichsleiter Ermittlungen.

Auch für Externe zuständig

Die unabhängige Aufsichtsbehörde beaufsichtigt die nachrichtendienstliche Tätigkeit des NDB, der kantonalen Vollzugsbehörden sowie der vom NDB beauftragten Dritten und anderer Stellen. Sie hat den Auftrag zu prüfen, ob der Nachrichtendienst rechtmässig, zweckmässig und wirksam handelt.

Diese Tätigkeiten koordiniert sie mit der parlamentarischen Oberaufsicht und anderen Aufsichtsstellen des Bundes und der Kantone. Die Verordnung zur Aufsichtsbehörde hatte der Bundesrat im März in die Vernehmlassung geschickt. Vorgesehen ist, dass die Aufsichtsbehörde dem Generalsekretariat des VBS zugeordnet ist.

Die neue Aufsichtsbehörde soll sämtliche Unterlagen über die nachrichtendienstlichen Aktivitäten erhalten und könnte unter anderem Mitarbeitende von beaufsichtigten Organisationseinheiten befragen oder schriftliche Stellungnahmen einholen. Den Befragten dürften dadurch keine Nachteile erwachsen.

Missbrauch verhindern

Das Parlament hatte die Schaffung einer unabhängigen Aufsichtsbehörde beschlossen, weil der NDB mit dem neuen Gesetz erheblich mehr Kompetenzen erhält. Bisher durfte er Personen nur in der Öffentlichkeit beobachten. Künftig darf er Telefongespräche abhören, Privaträume durchsuchen und verwanzen und in Computer eindringen.

Das Gesetz ermöglicht dem Nachrichtendienst auch die sogenannte Kabelaufklärung, die Auswertung von Daten aus der Internetkommunikation. Der Bundesrat versicherte vor der Volksabstimmung, die neuen Überwachungsmassnahmen würden lediglich in etwa zehn Fällen pro Jahr angewendet.

Zustimmen muss jeweils der Verteidigungsminister nach Konsultation der Justizministerin und des Aussenministers sowie ein Richter des Bundesverwaltungsgerichts. Im Ausland darf der NDB ohne richterliche Genehmigung Computer hacken. Das Gesetz schafft auch eine explizite Grundlage für die Zusammenarbeit mit ausländischen Nachrichtendiensten. (sda)

«Der gläserne Bürger droht Realität zu werden!» Moment – über welches Gesetz haben wir gerade abgestimmt?

1 / 12
«Der gläserne Bürger droht Realität zu werden!» Moment – über welches Gesetz haben wir gerade abgestimmt?
Der Nationalrat hat dem neuen Nachrichtendienstgesetz zugestimmt. Künftig soll der NDB auch Telefone abhören, Privaträume verwanzen und in Computer eindringen dürfen. Unter den Ja-Stimmen waren einige, die mal noch ganz anders über Privatsphäre und Überwachung sprachen …
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Senior stirbt nach Frontalkollision in Sarmenstorf AG

Ein 86-jähriger Autofahrer ist am Dienstagabend zwischen Hilfikon AG und Sarmenstorf AG auf die Gegenfahrbahn geraten und mit einem entgegenkommenden Auto kollidiert. Er wurde mit der Ambulanz in ein Spital gebracht, wo er kurze Zeit später starb.

Zur Story