Das Gericht sprach den Schweizer unter anderem der versuchten schweren Körperverletzung, Sachbeschädigung, Landfriedensbruch, Widerhandlung gegen das Vermummungsverbot und Gefährdung durch Sprengstoffe schuldig.
Es verhängte eine Freiheitsstrafe von 32 Monaten, von denen der Fussballfan ein Jahr absitzen soll. Für die restlichen 20 Monate soll eine Probezeit von drei Jahren gelten, wie die Richterin bei der Urteilseröffnung ausführte. Dazu sollen eine Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu 30 Franken sowie eine Busse kommen.
Da der Mann grundsätzlich geständig war, fand der Prozess im abgekürzten Verfahren statt. Das bedeutet, dass der Urteilsvorschlag der Staatsanwaltschaft nach einer Befragung zum Urteil erhoben wurde. Plädoyers gab es keine, einzig eine Befragung.
Bei dieser zeigte der ehemalige Servette-Fan Reue und sagte, er könnte es sich bis heute nicht erklären, weshalb er das alles getan habe. Er sei hyperaktiv gewesen und unter Alkohol- und Drogeneinfluss gestanden. «Ich habe nicht viel überlegt», sagte er. Es tue ihm sehr leid, was er getan habe. «Ich wollte niemanden verletzten.»
Heute unterstütze er Servette nicht mehr. «Wenn ich von Servette höre, denke ich immer an diesen Vorfall», sagte er. Er habe sein Leben verändert, treibe viel Sport, sei nicht mehr an den Plätzen von früher anzutreffen und befinde sich viel zuhause.
Die Richterin führte aus, dass Servette das besagte Spiel gewonnen habe und es keinen Anlass gab für seine Gewaltbereitschaft. «Sie wollten nur unter dem Schutz eines gewaltbereiten Mobs in der Öffentlichkeit herumpöbeln», sagte die Richterin.
Der Mann sei bereit gewesen, Gewalt auszuüben. Dies zeige sich durch die Maskierung, die er bei sich trug und die Fackel, die er ins Stadtion schmuggelte, resümierte die Richterin.
Der Beschuldigte habe frühestens bei der Verhaftung gemerkt, dass es nicht gut war, was er gemacht habe, so die Richterin. Die Fackel in die Zuschauerreihen zu werfen, sei alleine seine Idee gewesen. Zudem habe er die Fackel in einen Sektor geworfen, in dem Menschen keine Provokationen verübten. Nur mit viel Glück sei es bei leichten Verletzungen geblieben.
Der Fackelwurf hatte am 28. April 2024 nach dem Cupspiel FC Winterthur gegen Servette FC stattgefunden. Rund 30 vermummte Genfer Fans rannten auf den Rasen - mit dabei der Schweizer. In der Hand hielt er eine brennende Signalfackel, die er dann gemäss Anklageschrift «kraftvoll und gezielt» in die voll besetzten Zuschauerreihen der Schützenwiese warf.
Die bis zu 2500 Grad heisse Fackel durchdrang das Fangnetz und landete auf den Rängen. Einer Zuschauerin flog die Fackel nah am Kopf vorbei, gestreift wurden schliesslich eine Frau und ein Mann, denen es die Kleider versengte.
Ein FCW-Fan stürzte beim Ausweichen und verletzte sich an der Schulter. Ein weiterer Zuschauer konnte sich gerade noch rechtzeitig ducken, sonst wäre sein Kopf von der Fackel getroffen worden.
Gemäss Anklageschrift blieb es zwar bei allen Betroffenen bei leichten Verletzungen. Der damalige Servette-Fan habe aber in Kauf genommen, dass er Personen treffen und ihnen schwerste Verbrennungen im Gesicht zufügen oder dass diese erblinden könnten. Zudem kam es auf dem Spielfeld zu einer Rangelei FCW-Fans.
Der Mann verwüstete zusammen mit geschätzt 40 anderen Fans auch noch die frisch renovierte Bahnhofsunterführung, indem er Feuerwerk zündete und die Deckenplatten herunter schlug. Er zerstörte Abfalleimer, warf Velos herum und attackierte Polizisten mit Schottersteinen aus dem Gleisbett. Der Bahnbetrieb musste für eine halbe Stunde teilweise eingestellt werden.
Bereits Ende März war es nach einem Ligaspiel zu gewalttätigen Szenen am Bahnhof Winterthur gekommen, in denen der Mann involviert war.
Nicht nur für den Genfer Fan sollen die unschönen Szenen Konsequenzen haben. Auch für Servette und den FCW hatte das Cup-Spiel Folgen. So bestraften die Bewilligungsbehörden die Servette-Fans mit einer Sperrung ihres Sektors beim nächsten Heimspiel. Damit büsste sie die für Ausschreitungen ausserhalb des Stadions.
Zudem brummte die Liga Servette wegen des Platzsturms eine Busse von 40'000 Franken auf. Der FCW wurde mit 5000 Franken gebüsst. Der Club sprach zudem einige mehrjährige Stadionverbote aus. (hkl/sda)