Über ein Jahr dauert der brutale Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine bereits. Zehntausende unschuldige Menschen mussten ihr Leben lassen.
Das grosse Leid der Ukrainerinnen und Ukrainern scheint SVP-Nationalrat und «Weltwoche» Chefredaktor Roger Köppel jedoch nicht davon abzuhalten, nach Russland zu reisen und im Rahmen seines Formats «Weltwoche daily» von dort zu berichten.
Nebst den Videos, die er auf dem «Weltwoche»-YouTube-Kanal und der Weltwoche-Website hochlädt, twittert Köppel fleissig während seines Aufenthalts in Russland. So schreibt er beispielsweise, dass Russland aktuell viel Strom hätte und das Handynetz viel schneller sei als in Berlin.
Deutschland aufgepasst: In Moskau leuchten nicht nur die Lampen (viel Strom). Auch das Handynetz ist viel schneller als in Berlin. Viel schneller. pic.twitter.com/MVGQW7ngVq
— Roger Köppel (@KoeppelRoger) April 23, 2023
Köppel fühlt sich in den Strassen Moskaus sichtlich wohl, er strahlt in die Kamera und berichtet davon, wie gut es dem russischen Volk gehen würde und dass es auch andere Narrative gäbe, als jene der Schweizer Medien.
Brisant: Köppel tritt die Russlandreise an, just nachdem die russische Botschaft in der Schweiz verkündet hatte, dass dem Osteuropa-Korrespondenten der NZZ, Ivo Mijnssen, Haft drohte, sollte dieser versuchen, nach Russland einzureisen. Dies, weil der russischen Botschaft die Berichterstattung Mijnssens über die russische Aggression gegen die Ukraine missfällt.
Weil Köppel diese Reise nicht nur als Journalist, sondern auch als ein Vertreter des Schweizer Parlaments und der Aussenpolitischen Kommission unternimmt, hat watson bei Mitgliedern der Kommission nachgefragt, was sie von Köppels Russlandreise halten.
Elisabeth Schneider-Schneiter von der Mitte sagt gegenüber watson: «Ich erachte diese Reise als hochproblematisch. Roger Köppel, ein Mitglied des Schweizer Parlaments, hofiert mit seinem Verhalten Russland, dem Aggressor in diesem internationalen Konflikt. Aber die Reise überrascht mich nicht wirklich, da Herr Köppel diese Haltung schon seit Beginn des Konflikts vertreten hat.»
Fabian Molina, SP-Nationalrat, findet klare Worte für die Reise und verurteilt diese scharf: «Roger Köppel ist ein Kollaborateur des Putin-Regimes, das vom internationalen Strafgerichtshof der Kriegsverbrechen beschuldigt wird. Ein Platz als besonderer Schandfleck in der Schweizer Geschichte ist ihm sicher.»
Der Parteikollege von Köppel, Roland Rino Büchel, der ebenfalls in der APK sitzt, sagt, dass er die Videos noch nicht alle angeschaut habe. Er sieht das Ganze jedoch gelassen: «Ich finde das insgesamt eine gute Sache. Es ist mehr als in Ordnung, dass jemand den Anspruch hat, einen anderen Blickwinkel zu präsentieren. Vielfältigkeit in der Berichterstattung ist immer wünschenswert.»
Der SVP-Ständerat Werner Salzmann zeigt sich erstaunt, aber unterstützend. Er sagt gegenüber watson: «Ich war überrascht, in der Presse zu lesen, dass Roger Köppel in Moskau ist. Sicherlich ist die Reise in der aktuellen Situation nicht ideal. Allerdings handelt es sich um eine private Angelegenheit. Er ist Journalist und es ist sein gutes Recht, diese Reise zu machen.»
Das SVP-Sekretariat schreibt auf Anfrage von watson: «Die SVP Schweiz äussert sich nicht zu Aktivitäten der gewählten SVP-Vertreterinnen und -Vertreter.»
Mitarbeit: Alexandre Cudré/watson Romandie
Sie äussert sich aber sehr gerne zu Aktivitäten anderer Parteivertreter*innen.
In jedem Fall ist es äußerst fragwürdig, dass ein Mitglied unseres Nationalrats, ein demokratisch gewählter Volksvertreter, ein Land besucht, das einen Angriffskrieg begonnen hat.