Schweiz
Gesellschaft & Politik

Bund prüft Entscheid: Ohne Geschlechterquote kein J+S-Geld für Vereine

Ohne Geschlechterquote keine J+S-Gelder für Vereine – Entscheid wird nochmals geprüft

Auch Dorfvereine und die Pfadi müssen per Anfang Jahr eine Geschlechterquote in die Statuten schreiben, sonst droht der Wegfall von J+S-Geldern. Doch jetzt stellt Sportminister Martin Pfister diese Regeln auf den Prüfstand.
17.12.2025, 07:3517.12.2025, 07:37
Kari Kälin / ch media

Er habe seinen Augen nicht getraut, schrieb Nationalrat Leo Müller in einer Kolumne in der «Luzerner Zeitung». Ungläubig zurück liess den Mitte-Politiker ein Artikel von CH Media über Anforderungen, die per 1. Januar 2026 auch ehrenamtlich geführte Sportvereine und Jugendorganisationen wie Pfadi und Blauring zu erfüllen haben.

Um Bundesgelder aus dem «Jugend+Sport»-Topf zu erhalten, müssen sie neu eine individuelle Geschlechterquote sowie eine Amtszeitbeschränkung in ihren Statuten verankern. Betroffen vom sogenannten Branchenstandard sind Tausende Vereine.

Bundesrat Martin Pfister spricht zur Kleinen Kammer, an der Wintersession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 3. Dezember 2025 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Bundesrat Martin Pfister während der Wintersession.Bild: KEYSTONE

Die Frauenquote für Dorfvereine ist ein Erbe der vor einem Jahr zurückgetretenen Bundesrätin Viola Amherd (Mitte). Müller spricht von einem «unglaublichen Bürokratismus». Man dürfe Jugendlichen und Erwachsenen, die sich für die Gesellschaft einsetzen, nicht den «Verleider» machen. Der Luzerner Nationalrat wollte deshalb vom Bundesrat wissen: Ist er bereit, auf Auflagen wie Geschlechterquoten und Amtszeitbeschränkungen zu verzichten, um ehrenamtliches Engagement nicht unsinnig zu belasten?

Seit Anfang dieser Woche liegt die Antwort aus dem Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport vor. Und tatsächlich geht Martin Pfister nochmals über die Bücher. Der neue Sportminister zeigt sich nämlich bereit, die Vorgaben für den Erhalt von J+S-Geldern im Sinne Müllers zu überprüfen.

Wichtige finanzielle Stütze

Die Ehrenamtlichkeit in den Sportvereinen bezeichnet der Bundesrat in seiner schriftlichen Antwort auf Müllers Frage als «zentrale Stütze» des Sports. Eine wichtige finanzielle Stütze ist für Vereine auch der Zustupf aus dem J+S-Topf des Bundesamtes für Sport. Im letzten Jahr erhielten knapp 10'500 Organisationen 113,6 Millionen Franken, darunter knapp 8000 Sportvereine.

Ziel des Branchenstandards ist es laut dem Bundesamt für Sport (Baspo), ethische Grundsätze im Schweizer Sportsystem stärker und verbindlicher zu verankern. Es geht dabei auch um ein Bekenntnis zu sauberem, dopingfreiem Sport und einem respektvollen Umgang von Trainern mit Sportlern. «Geprüft wird nun, wie das Ziel eines ethischen Sports erreicht werden kann, ohne das ehrenamtliche Engagement kleiner Sportclubs unnötig zu belasten», sagte Baspo-Sprecherin Rebekka Balzarini auf Anfrage.

Bereits heute werde die Umsetzung des Branchenstandards für den Schweizer Sport mit Augenmass durchgeführt, um gerade kleinen Sportvereinen und Sportclubs nicht unnötig Aufwand zu bescheren.

Das Baspo hatte angekündigt, jährlich etwa 100 bis 400 Vereine bezüglich der neuen Anforderungen zu kontrollieren. Die Verweigerung oder Kürzung von Subventionen sei nur vorgesehen, wenn ein Verein trotz vorgängiger formeller Mahnung und Nachfrist die Bedingungen nicht einhalte.

Anders als bei nationalen Verbänden (40 Prozent) verlangt das Baspo bei Dorfvereinen keine fixen Frauenquoten. Sie müssen aber gemäss geltendem Recht eine individuelle Geschlechterquote in den Statuten festhalten. Swiss Olympic, der Dachverband des Schweizer Sports, empfiehlt 40 Prozent oder einen eigenen Wert.

Jungwacht Blauring begrüsst die Vorgaben

Zuspruch erfahren die Vorgaben derweil von Jungwacht Blauring Schweiz, dem Kinder- und Jugendverband, der rund 33'000 Mitglieder zählt und von J+S-Beiträgen profitiert.

Luca Belci ist Co-Präsident von Jungwacht Blauring Schweiz.
Luca Belci ist Co-Präsident von Jungwacht Blauring Schweiz.Bild: zvg / ch media

Co-Präsident Luca Belci sagt: «Die Geschlechterquote stärkt die Gleichstellung durch eine ausgewogene Vertretung in unseren Gremien. Wir begrüssen die neuen Regelungen und setzen diese auf allen Ebenen um.» Zudem stelle die Amtszeitbeschränkung die regelmässige Erneuerung der lokalen, kantonalen und nationalen Vorstände sicher. (aargauerzeitung.ch)

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Die beliebtesten Kommentare
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Shadow69
17.12.2025 08:23registriert Februar 2014
Als das gerade gelesen habe hat mir glatt "de Nuggi useghaue"

Was denken sich diese Leute eigentlich wie schwierig es ist Leute für die Vorstandstätigkiet zu begeistern. Wenn wir in unseren Vereinen jemanden suchen ist enorm schwierig. Als logische konsequenz müssten wir Frauen zwingen ein Amt auszuüben nur um vom Bund Gelder zu erhalten welche wir benötigen um Jugendarbeit durchzuführen. Was ist das nächste .... eine Quote bei den Mitgliedern?

Wir entwickeln uns in eine falsche Richtung!
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Garp
17.12.2025 08:11registriert August 2018
Amtszeitbeschränkung für Freiwillgen Arbeit. 🤦🏻‍♀️
Gibt es dann auch eine Bubenquote z.B. für einen Cheerleader Verein?
Wieviel Angestellte wird es brauchen alles zu kontrollieren?

Man muss grosszügig in die junge Generation investieren, jede Stunde in einem Verein, verbringen die Jungen nicht am Handy.
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Müller Lukas
17.12.2025 08:03registriert August 2020
Amtszeitbeschränkung für ehrenamtliche Tätigkeit in Dorfvereinen? 😂
Herrje, viel deutlicher könnten diese Bürokraten ja nicht zeigen, dass sie nicht den blassesten Schimmer haben, wie es in den meisten Vereinen heute aussieht...
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