Schweizer Rüstungsfirmen treffen sich in Bern – ein chinesischer Militärattaché war dabei
Jährlich findet in Bern eine Tagung der Schweizer Rüstungsindustrie statt, so auch in der vergangenen Woche. Erstmals wurden zur Tagung auch ausländische Militärattachés eingeladen.
Der Gedanke dahinter ist es, gemeinsam an Vorträgen und Diskussionen teilzunehmen und eine Networking-Gelegenheit zu bieten.
Militärattachés sind sicherheitspolitische Vertreter ihres jeweiligen Staates. Mit ihren diplomatischen Funktionen bearbeiten sie bilaterale Fragen und erstatten Berichte über die militärische Lage im Gastland.
Eingeladen wurden die Attachés dieses Jahr, weil ein westlicher Attaché um eine Teilnahme angefragt hatte, wie das SRF berichtet. Teilgenommen hätten jedoch nur Vertreter aus China, Südkorea, Deutschland und Österreich.
Bedrohung durch chinesische Atachés
Laut dem Nachrichtendienst des Bundes gehe die grösste Bedrohung von China und Russland aus. Insbesondere habe der NDB Leute im Visier, die Zugänge zu sensiblen Branchen wie der Rüstungsindustrie haben.
Entsprechend skeptisch sieht der Historiker Adrian Hänni, der zu Geheimdiensten forscht, die Einladungen. Ein potenzieller Spion hätte sich so einen Überblick über interessante Persönlichkeiten verschaffen können, welche später rekrutiert werden könnten.
Der Attaché hätte auch versuchen können, Gespräche mit technischen Geräten, wie einem Handy oder Laptop, aufzunehmen. Dies wäre jedoch durchaus riskant gewesen, wie auch Hänni zugibt.
Ralph Weber, Professor für European Global Studies am Europainstitut der Universität Basel, sagt ebenfalls, dass die Tagung ideal für Spionageziele gewesen sei. Davor würde auch der DNB immer wieder warnen. Aus diesem Grund müsse man vorsichtig mit solchen Akteuren umgehen.
Der Direktor des Bundesamtes für Rüstung, Urs Loher, sieht das Spionagerisiko hingegen als gering an. Er sagt, die Tagung sei öffentlich gewesen und es seien keine vertraulichen Informationen preisgegeben worden. Er räumt jedoch ein, dass die chinesische Präsenz auch im Verteidigungsdepartement zu reden gegeben habe.
Loher wolle die Atachés auch nächstes Jahr wieder einladen. Ziel der Tagung sei es auch gewesen, den ausländischen Gästen zu zeigen, dass die Schweiz bereit sei, die Exportregeln für Kriegsmaterial zu lockern. (nib)
