Wie schon 2019 hat auch 2023 Untersiggenthal AG praktisch gleich abgestimmt wie die ganze Schweiz. Die Aargauer Gemeinde hat also die «durchschnittlichsten» Wählerinnen und Wähler. Vielleicht kann man im Wahljahr 2027 gleich auf das Resultat der knapp 4300 Wahlberechtigten schauen, damit man eine allererste Hochrechnung erhält.
Ähnlich durchschnittlich stimmten auch die Gemeinden Schönenbuch BL, Kreuzlingen TG, Schönenwerd SO, Oekingen SO, Frauenfeld TG, Gebenstorf AG, Biel-Benken BL oder Wädenswil ZH.
Die grösste Abweichung gibt's in Gonten AI. Hier wählten fast 92 Prozent Die Mitte. Die SP erhielt keine einzige Stimme, die SVP deren 0,37 Prozent.
Auch die pflichtbewussteste Gemeinde ist die gleiche wie 2019. In Ergisch VS gingen 84,67 Prozent zur Wahlurne. Das ist zwar fast ein Prozent weniger als noch 2019, aber immer noch der Schweizer Höchstwert. Allerdings sind in Ergisch auch nur 150 Personen wahlberechtigt. 125 gültige Stimmen wurden gezählt.
Auch die weiteren Gemeinden mit hoher Wahlbeteiligung zeichnen sich dadurch aus, dass sie wenige Einwohner zählen und darum der Einfluss auf das Schweizer Resultat auch eher klein ist.
Am anderen Ende der Wahlbegeisterung liegt Schlatt-Haslen AI. Von den 814 Wahlberechtigten gaben nur 173 ihre Stimme ab. Allgemein lag die Wahlbeteiligung in Appenzell Innerrhoden mit 24,5 Prozent im ganzen Halbkanton tief. Allerdings muss zur Verteidigung gesagt werden: Der Ständerat von Appenzell Innerrhoden wurde schon im April an der Landsgemeinde gewählt und für den Nationalrat stand nur ein Bisheriger zur Wahl.
Von 241 eingereichten Wahlzetteln in Anwil BL waren deren 22 ungültig. Also fast jeder zehnte Wahlzettel war fehlerhaft. Eine so hohe Fehlerquote hatte sonst keine Gemeinde.
Im Gegensatz dazu waren in 326 Gemeinden alle eingereichten Wahlzettel gültig.
In der Gemeinde Muotathal SZ gingen in diesem Jahr rund 14 Prozent mehr Wahlberechtigte zur Urne als noch 2019. In keiner anderen Gemeinde mit mindestens 2000 Wahlberechtigten wurde so stark mobilisiert. In sieben Gemeinden kam es gar zu noch grösseren Zuwächsen, allerdings leben dort jeweils (deutlich) weniger als 2000 Wahlberechtigte und somit können wenige Stimmen die Wahlbeteiligung stark verändern.
Deutlich weniger Lust auf die Wahlen verspürten die Einwohner von Schwende-Rüte AI. Von den 4400 Einwohnerinnen und Einwohnern legten 28 Prozent weniger als 2019 ihre Stimme ein.
Eigentlich dürften Wahlresultate jeweils erst ab 12 Uhr publiziert werden. Doch wie so oft bei Abstimmungen und Wahlen ist es eine Aargauer Gemeinde, die sich nicht an die bundesrätliche Sperrfrist hält. Letztes Jahr war es Islisberg AG. Dieses Mal ist es Killwangen AG, das die Wahldokumente zu früh auf die Gemeindewebsite gestellt hat. Die Wahlbeteiligung liegt bei 40,2 Prozent.
In diesen Gemeinden erzielten die jeweiligen Parteien ihre Bestmarken. Während die SVP in Ederswiler im Jura 93,48 Prozent Wähleranteil erreichte (bei 46 eingereichten Stimmen), liegt die SP-Hochburg Fontenais JU (46,3% der Stimmen bei 649 eingereichten Stimmen) nur wenige Kilometer entfernt.
In Illgau SZ erreichte eine Kleinstpartei ihren höchsten Anteil. Mit 31,2 Prozent musste sich die Freie Liste hier nur knapp der SVP (32,6%) geschlagen geben.
Blicken wir noch etwas genauer auf die Zusammensetzung des Nationalrats. In sieben Kantonen wurden mindestens gleich viele Frauen wie Männer gewählt (Obwalden, Nidwalden, Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Fribourg, Schaffhausen und Thurgau).
In Ob- und Nidwalden ist dies je nur ein Sitz. Ebenfalls auf 100 Prozent Frauenquote kommt Basel-Stadt, wo immerhin vier Sitze vergeben wurden.
Sieben Kantone haben keine einzige Frau im Nationalrat. Auch hier sind dies meist die kleinen Kantone mit einem oder zwei Sitzen. Die Ausnahmen sind Wallis (8 Sitze) und Neuenburg (4 Sitze).
Der Ständerat wurde an der Landsgemeinde im April gewählt und für den NR stellte sich nur der bisherige Amtsinhaber zur Wahl.
Am Ende sind Wahlen kein Wettrennen. Auszählen braucht Ruhe und Konzentration. Umso mehr Listen umso höher der Aufwand. Deshalb lasst den Wahlbüros die Zeit die sie brauchen. Im Internationalen Vergleich haben wir extrem schnell Resultate.
Das wär aber eine sehr lange 4-Jahres-Periode. Danke für die sehr interessanten Datenaufbereitung!