Schweiz
Gesellschaft & Politik

Wahlen: Wo du für die briefliche Stimmabgabe zahlen musst und wo nicht

A woman drops an envelope with her vote-by-mail ballot in a letterbox on the occasion of the second tour of the election for the canton of Zurich's seat in the federal Council of States, pictured ...
Nicht in allen Kantonen und Gemeinden der Schweiz ist die Stimmabgabe gratis.Bild: KEYSTONE

Nicht überall ist die Briefwahl gratis – diesen Einfluss hat das auf die Stimmbeteiligung

Seit den 1970er-Jahren wurde in der Schweiz Schritt für Schritt die briefliche Stimmabgabe eingeführt. Heute kann in allen Kantonen per Post gewählt oder abgestimmt werden. Die Portokosten sind kantonal allerdings unterschiedlich geregelt, was sich auf die Stimmbeteiligung auswirkt.
18.10.2023, 15:1219.10.2023, 09:49
Mehr «Schweiz»

In der letzten Septemberwoche gab’s dicke Post von den Behörden. Die Couverts für die eidgenössischen Wahlen 2023 vom kommenden Sonntag trudelten in den Schweizer Haushalten ein. Von Kanton zu Kanton unterscheidet sich nicht nur die Länge des Wahlzettels, auch die Frankierung der Rücksendecouverts wird in den 26 Ständen verschieden gehandhabt.

In zehn Kantonen werden die Kosten übernommen, sechs verpflichten ihre Stimmbürgerinnen und Stimmbürger dagegen, die 90 Rappen für einen B-Post-Versand selber zu bezahlen. Die restlichen zehn Kantone überlassen den Gemeinden den Entscheid darüber, ob die Wahl- und Abstimmungsunterlagen vorfrankiert versendet werden oder nicht.

Motion 2018 gescheitert

Doch warum sind die Portokosten für die Wahl- und Abstimmungscouverts eigentlich nicht national geregelt? Das fragte sich 2018 auch die Luzerner SVP-Nationalrätin Yvette Estermann und forderte mit einer Motion, dass die Versandkosten für die briefliche Stimmabgabe bei eidgenössischen Wahlen und Abstimmungen von der Post als bundeseigenem Betrieb übernommen werden. Pro Urnengang hätte dies rund eine Million Franken gekostet.

Der Bundesrat aber wehrte sich: Es sei Aufgabe der Kantone und Gemeinden, Urnengänge zu organisieren und durchzuführen. Auch die Kosten dafür würden demnach bei ihnen anfallen, so die Argumentation des Bundesrats. Dennoch nahm der Nationalrat die Motion mit 109 zu 73 Stimmen an, der Ständerat schickte sie allerdings mit 29 zu 10 Stimmen bachab. Deshalb sind auch heute noch Kantone und Gemeinden für die Festlegung der Portokosten zuständig.

Gratis-Porto steigert Stimmbeteiligung

Nicht ohne Folgen: Studien der Universitäten Zürich und Freiburg haben in den letzten Jahren gezeigt, dass ein hürdenloser Zugang zu Abstimmungen und Wahlen Einfluss auf die Stimmbeteiligung hat.

Mark Schelker, Professor für Volkswirtschaftslehre, und seine Kolleginnen und Kollegen an der Uni Freiburg haben Gemeinden des Kantons Bern untersucht, die auf ein portofreies System gewechselt haben. Resultat: Die Stimmbeteiligung wurde um 1,8 Prozentpunkte gesteigert. Die Studie der Uni Zürich kam mit Daten aus der ganzen Schweiz auf einen ähnlichen Wert von 1,3 Prozentpunkten. Dies entspricht bei einer Stimmbeteiligung von ungefähr 42 Prozent einer Erhöhung um 3 bis 4 Prozent.

Vor allem in grösseren Gemeinden war der Unterschied markant. Dass 90 Rappen Portokosten aber einen solchen Effekt haben können, erklären sich die Wissenschaftler wie folgt: Nur noch wenige Menschen hätten heute stets eine Briefmarke zur Hand oder wissen, dass eine solche auch digital per Handy gekauft werden könne. In kleineren Gemeinden erhöhte sich die Stimmbeteiligung durch das Gratis-Porto hingegen weniger stark. Grund dafür könnte sein, dass dort der Post-Briefkasten ohnehin gleich neben demjenigen der Gemeinde steht.

Die Uhr tickt

Ob du die Portokosten selbst bezahlen musst oder nicht – die letzte Frist für die briefliche Stimmabgabe für die Wahlen vom kommenden Sonntag läuft bald ab. Mit A-Post kann das Wahlcouvert gemäss ch.ch noch bis morgen Donnerstag auf die Post gebracht werden. Ansonsten musst du das Couvert direkt bei der Gemeinde einwerfen oder an der Urne wählen gehen. (pre)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Mögliche Bundesratsnachfolge für Alain Berset
1 / 8
Diese SPler wollen für Alain Berset in den Bundesrat
Evi Allemann, Berner Regierungsrätin, kandidiert bereits das zweite Mal. Sie wollte bereits 2022 als Nachfolgerin von Simonetta Sommaruga kandidieren, landete jedoch nicht auf dem Wahlvorschlag der SP. Allemann erreichte den dritten Platz und wurde nicht nominiert. Die ausgebildete Juristin hat zwei Kinder.
quelle: keystone / peter klaunzer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
So füllst du deine Wahlunterlagen richtig aus
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
167 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Janster
18.10.2023 15:23registriert März 2021
What? Das ist ja verrückt! ich habe bisher in 3 Kantonen gelebt und da war es überall gleich. Deshalb bin ich bis eben davon ausgegangen dass es in der ganzen Schweiz so läuft. Kantönligeist....
1426
Melden
Zum Kommentar
avatar
Garp
18.10.2023 16:09registriert August 2018
„Nur noch wenige Menschen hätten heute stets eine Briefmarke zur Hand oder wissen, dass eine solche auch digital per Handy gekauft werden könne.“

Haha um eine Briefmarken Code zu bekommen reichte früher ja eine SMS. Jetzt braucht man eine Swiss ID.
1263
Melden
Zum Kommentar
avatar
Glücklich
18.10.2023 15:24registriert August 2022
Wer die 90 Rp. nicht ausgeben will kann sein Couvert direkt bei der Gemeinde in den Briefkasten werfen oder man geht am Wahlsonntag ins Wahlbüro.
6616
Melden
Zum Kommentar
167
Diplomatenmord in Genf: Hauptangeklagter widerlegt Vorwürfe vor dem Bundesstrafgericht

Das Bundesstrafgericht hat am Freitag die Untersuchung im Fall des Mordes an einem ägyptischen Diplomaten 1995 in Genf abgeschlossen. Konfrontiert mit den belastenden Fakten und Zeugenaussagen widerlegte der Hauptangeklagte weiterhin die schwerwiegendsten Vorwürfe.

Zur Story