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Nationalrat lehnt Initiative «Keine 10-Millionen-Schweiz» ab

Nach 115 Votantinnen und Votanten spricht Bundesrat Beat Jans, vorne rechts, zur Volksinitiative "Keine 10-Millionen-Schweiz! (Nachhaltigkeitsinitiative)", an der Herbstsession der Eidgenoes ...
Bild: keystone

Nationalrat lehnt Initiative «Keine 10-Millionen-Schweiz» ab

Der Nationalrat will keine Obergrenze setzen für die Einwohnerzahl der Schweiz. Er hat nicht nur die SVP-Initiative «Keine 10-Millionen-Schweiz» abgelehnt, sondern auch einen von der Mitte-Partei vorgelegten milder formulierten Gegenvorschlag.
25.09.2025, 17:5925.09.2025, 18:35

Gut zehn Stunden debattierte der Nationalrat über die Initiative. Über hundert Ratsmitglieder, mehr als die Hälfte der grossen Kammer, äusserten sich. Der Rat beschloss sein Nein zur SVP-Initiative am Donnerstag mit 121 zu 64 Stimmen bei 6 Enthaltungen. Allein die SVP stimmte mit Ja, die Enthaltungen kamen aus der Mitte-Fraktion. Deren direkten Gegenvorschlag hatte der Rat zuvor abgelehnt.

Die Schachteln mit den gesammelten Unterschriften, fotografiert vor der Bundeskanzlei, anlaesslich der Einreichung der Unterschriften fuer die eidgenoessische Volksinitiative "Keine 10-Millionen- ...
Die SVP verlangt eine «nachhaltige Bevölkerungsentwicklung»Bild: KEYSTONE

Die SVP verlangt eine «nachhaltige Bevölkerungsentwicklung». Demnach soll die Einwohnerzahl der Schweiz 2050 zehn Millionen nicht überschreiten dürfen. Leben schon zuvor 9,5 Millionen Menschen im Land, müssen Bundesrat und Parlament handeln.

«Die EU ist unsere wichtigste Partnerin. Die Initiative würde die bilateralen Beziehungen brutal angreifen.»
Beat Jans

Etwa dürften vorläufig Aufgenommene keine Niederlassungsbewilligung mehr erhalten und nicht mehr eingebürgert werden. Der Nachzug von Familien würde eingeschränkt. Internationale Abkommen, die zu einem Bevölkerungswachstum führen, müssten mit Blick auf eine Ausnahmeklausel neu ausgehandelt werden. Genügt alles nicht, müsste als letzte Massnahme das EU-Freizügigkeitsabkommen gekündigt werden.

Bundesrat Jans: Initiative löst keine Probleme

Der Bundesrat präsentierte im März Massnahmen in den Bereichen Wohnen, Asyl und Arbeitsmarkt, um Folgen der Zuwanderung abzufedern. Justizminister Beat Jans warnte, die Initiative löse keine Probleme, sondern schaffe neue. «Die EU ist unsere wichtigste Partnerin. Die Initiative würde die bilateralen Beziehungen brutal angreifen.»

Nach 115 Votantinnen und Votanten spricht Bundesrat Beat Jans zur Volksinitiative "Keine 10-Millionen-Schweiz! (Nachhaltigkeitsinitiative)", an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete,  ...
Beat Jans bei seiner Rede.Bild: keystone

Das mit der EU ausgehandelte neue Vertragspaket sei das Gegenprojekt zu der Initiative, sagte Jans und erinnerte an die darin enthaltene und von der SVP abgelehnte Schutzklausel. «Mit ihr können wir die Zuwanderung aus der EU beschränken, ohne den bilateralen Weg infrage zu stellen.»

Kein Gegenvorschlag

Die Mitte hätte mit einem direkten Gegenvorschlag die Zuwanderung steuern wollen, ohne die Personenfreizügigkeit zu gefährden. Zuwanderung beschäftige die Menschen, und deshalb brauche es klare Regeln, um sie zu steuern, sagte Philipp Matthias Bregy (Mitte/VS). «Aber wir dürfen die bilateralen Verträge nicht aufs Spiel setzen.»

Der vom Nationalrat abgelehnte Gegenvorschlag nannte als Zielgrösse zehn Millionen Einwohner. Sobald die Zahl 9,5 Millionen überschreitet, hätte der Bundesrat handeln müssen. Als letztes Mittel wollte die Mitte Verhandlungen mit der EU über eine nachhaltige Steuerung der Zuwanderung verlangen. (sda/val)

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Das neue Bundeshaus in der Bernexpo
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Das neue Bundeshaus in der Bernexpo
Der Nationalratssaal auf dem BernExpo-Gelände.
quelle: keystone / peter klaunzer
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94 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mentos
25.09.2025 18:51registriert Mai 2020
Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht? Die SVP hat die Zauberformel gefunden: Egal, welches komplexe Problem das Land hat, die Antwort lautet erstaunlicherweise immer: 'Gegen die da oben – und vor allem gegen die da draußen.'
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Chris_A
25.09.2025 18:41registriert Mai 2021
Warum nur macht die SVP immer Initiativen die die Bilateralen gefährden? Entweder wissen sie es nicht besser oder man will den Stimmbürger in die Irre führen.
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Erwin71
25.09.2025 18:43registriert August 2025
Die SVP kann die Zuwanderung stopppen wie sie will, nutzt nur nichts! Wir hier in Berner Oberland, Interlaken werden immer volle Strassen, ÖV und keine Wohnungen haben. Das Problen heisst Übertourismus und Airbnb!
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