Die Mitte schien stabilisiert nach den Erschütterungen von Anfang Jahr. Nun breitet sich aber wieder Unruhe aus unter den Parlamentariern der Partei.
Im Januar hatte Gerhard Pfister seinen Rücktritt als Mitte-Präsident angekündigt. Kurz darauf erklärte Viola Amherd, dass sie bald aus dem Bundesrat ausscheide.
Da erwarteten alle Beobachter, dass Pfister seine Kandidatur für die Landesregierung bekannt geben werde. In Bundesbern war der Eindruck verbreitet, dass Pfister seit Jahren auf dieses Amt hinarbeitete.
In den Medien wurde in den Tagen danach zum wiederholten Mal die Lage auf dem Generalsekretariat der Mitte thematisiert: Die hohe Fluktuation hänge zusammen mit dem Führungsstil der Generalsekretärin Gianna Luzio, lautete der Vorwurf. Und Parteipräsident Gerhard Pfister habe es versäumt, den vielen personellen Wechseln auf den Grund zu gehen.
Die Freiburger Zeitung «La Liberté» schrieb dann, dass nicht nur Pfister als Parteipräsident zurücktreten werde – auch Gianna Luzio gebe das Amt als Generalsekretärin im Sommer nach sieben Jahren ab. Sie dementierte das nicht. Kurz darauf erklärte Pfister, dass er auf eine Kandidatur für den Bundesrat verzichte.
An der Sondersession Anfang Woche diskutierten Mitte-Parlamentarier nun die Frage: Tritt Gianna Luzio wirklich ab? Einem Nationalrat war zu Ohren gekommen, dass sie weitermachen wolle. Das schreckt Parteikollegen auf. Eine Mitte-Politikerin spricht von einem «No-Go.» Auf dem Generalsekretariat brauche es einen umfassenden Neustart.
Diese Meinung wird von einigen Parteikollegen geteilt. Jemand weist darauf hin, dass Luzio und Gerhard Pfister als eingespieltes Gespann die Partei geführt hätten. Wenn jetzt Luzio entgegen früheren Ankündigungen doch Generalsekretärin bleibe, bedeute dies, dass Pfister weiterhin auf den Kurs der Mitte deutlich mehr Einfluss nehmen könne als ein gewöhnlicher Nationalrat.
Will Gianna Luzio Generalsekretärin der Mitte bleiben? Sie antwortet nicht auf diese Frage. Auch Gerhard Pfister beantwortet die schriftlich zugestellte Frage, ob Luzio über den Sommer hinaus in ihrer Funktion bleibe, nicht.
Das Parteipräsidium der Mitte ist derzeit in einer Klausur in Murten. Es ist möglich, dass das Gremium dieses Wochenende darüber informiert, wie es auf dem Generalsekretariat der Partei weiter geht.
Die Kritiker Luzios und Pfisters finden: Es wäre hinzunehmen, wenn Gianna Luzio einige Monate länger Generalsekretärin bliebe als geplant – längstens bis Ende Jahr. Ein Verbleib darüber hinaus wäre aber schlecht, denn die Turbulenzen auf der Geschäftsstelle seien erheblich gewesen.
Gerhard Pfister hatte zur Unruhe hingegen im «Tages-Anzeiger» betont: Es seien partei- und fraktionsinterne Machtkämpfe «zulasten aller unserer Mitarbeitenden ausgetragen» worden. «Wir haben auf unserem Generalsekretariat gemäss Mitte-Ombudsstelle nachweislich ein gutes Arbeitsklima. Das ganze Team leistet hervorragende Arbeit.» (aargauerzeitung.ch)