Zur Erinnerung: Nils Fiechter ist Co-Präsident der Jungen SVP des Kantons Bern, Verwalter der Gemeinde Oberwil im Berner Simmental und seit November gewähltes Mitglied des Berner Kantonsparlaments. Gemeinsam mit dem zweiten Co-Präsidenten, Adrian Spahr, sorgt Herr Fiechter gerne mal für Schlagzeilen: Da war zum Beispiel der harte Einsatz gegen das Stimmrechtsalter 16 im Kanton Bern. Oder die Verurteilung der beiden wegen Rassendiskriminierung aufgrund einer Karikatur über Fahrende in der Schweiz.
Nils Fiechter weht deshalb oft ein rauer Wind entgegen – allerdings nicht nur: Sie sei zwar keine SVP-Wählerin, Fiechter mache ihr aber «einen soliden Eindruck», will «Sarah Löchlinger» unter einem Artikel über den Jung-Politiker kommentieren. Das berichtet eine Journalistin der Berner Tageszeitung «Der Bund» in der Kolumne «BE-Post».
So weit, so normal. Doch: Es tue ihr leid, schreibt die Journalistin an Fiechter gewandt, man habe den Kommentar von «Sarah Löchlinger» leider nicht freischalten können. In voller Länge lautete dieser folgendermassen:
Der Grund für die Nicht-Veröffentlichung: «Seltsamerweise» habe sich die Leserin «Sarah Löchlinger» über eine Mailadresse beim «Bund» eingeloggt, die mit «nils.fiechter@» beginnt. Ein Zufall? Das kann bezweifelt werden. Denn, so schreibt die Kolumnistin weiter, man habe die Mailadresse überprüft und sie auf einer SVP-Webseite neben Fiechters restlichen Koordinaten gefunden. Und: «Sie (Nils Fiechter) haben mir sogar vor einiger Zeit von dieser Adresse aus die Anmeldung an eine Medienkonferenz bestätigt.»
Zu Nils Fiechters Verteidigung: Damit ist natürlich noch nichts bewiesen. Rein theoretisch könnte jemand seinen Mail-Account gehackt haben, um unter einem Pseudonym positive Worte über den Gehackten zu verlieren. Oder Sarah Löchlinger könnte tatsächlich eine real existierende Person sein, die durch enge Bekanntschaft zu ihm einen Zugang zum Mail-Account des JSVP-Politikers hat.
Obwohl – weder auf Google oder Telsearch noch in den sozialen Medien gäbe es eine Person mit diesem Namen, schreibt der «Bund».
Wo nun die Wahrheit genau liegt, kann nur Nils Fiechter selber wissen. Eines ist klar: Der Kommentar in, nennen wir es mal, «Sandwich-Aufmachung» verfolgt eine clevere Strategie. Denn «Sarah Löchlinger» geht genau so vor, wie man es laut Lehrbuch auch mit dem Anbringen von Kritik tun sollte: Willst du jemanden kritisieren, dann verpacke die Kritik im Sandwich. Das heisst, zuerst wird ein Lob ausgesprochen, dann kommt die eigentliche Kritik und zum Schluss gibt es noch mal ein Lob. Die Kritik ist auf diese Weise nicht nur leichter verdaubar, das «Sandwich» soll auch dazu führen, dass sich die Person trotzdem wertgeschätzt fühlt und damit das Bemängelte eher zu beheben versucht.
Damit zurück zu «Sarah Löchlinger», die ebendies zu tun scheint – einfach mit «Argumenten» statt Kritik:
1. Sie ist keine SVP-Wählerin.
2. Aber Nils Fiechter macht «einen soliden Eindruck» und die Verurteilung wegen angeblicher Rassendiskriminierung «ist ein Witz».
Und schliesslich 3.: Die Verurteilung der linken Brasserie Lorraine – nicht gerade als SVP-Hochburg bekannt – wegen Rassendiskriminierung (watson berichtete) könne man allerdings auch nicht ernst nehmen.
«Sarah Löchlinger» wählt also nicht nur «nicht SVP», sie stellt sich auch auf die Seite der Brasserie Lorraine. Ganz im Gegensatz zum Mann, mit dessen E-Mail-Adresse sie sich offenbar eingeloggt hat: 2022 war es die Junge SVP des Kantons Bern – unter Führung von Fiechter und Co-Präsident Adrian Spahr –, welche die Brasserie Lorraine wegen Rassendiskriminierung angezeigt hat. Und trotzdem kann sie dem JSVP-Politiker durchaus etwas abgewinnen.
Wollt ihr also, liebe watson-User:innen, das nächste Mal jemanden in unserer Kommentarspalte überzeugen, dann denkt an die clevere «Sarah Löchlinger» und benutzt die Sandwich-Taktik.
Oder umgekehrt: Lasst euch nicht von den Frauen und Herren Löchlinger hinters Licht führen.
Super haben Sie selbst kommentiert statt jemanden dafür zu bezahlen. Das zeugt von Motivation.
Aber Sie sollten wirklich nicht ihre Bürger täuschen und anlügen. Mit etwas Mut könnten sie jetzt Fehler eingestehen und versuchen das Vertrauen zurückzugewinnen.
Aber toll wie gut Sie mit Computer und Internet umgehen können. Der Neid von Parteikollegen ist Ihnen sicher.
Ausnahmen bestätigen die Regel. Dieser Fall ist keine Ausnahme.