Die Diskussion um das Geschlecht der Nachfolgerin (oder des Nachfolgers) von SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga beschäftigt weiterhin. Nachdem der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch den frühzeitig verkündeten Ausschluss von Männerkandidaturen seitens der SP-Parteileitung um Mattea Meyer und Cédric Wermuth als «diskriminierend» bezeichnet hatte, reagiert nun mit Eva Herzog eine der Bundesratskandidatinnen auf die Äusserungen Jositschs.
Herzog hat wenig Verständnis für die Position ihres eventuellen Kontrahenten. Gegenüber dem «SonntagsBlick» sagt sie: «Frauenförderung führt dazu, dass es weniger Platz für Männer gibt.» Es sei nun mal so, dass sich Frauen in Führungspositionen nicht auf wundersame Art und Weise vermehrten. Dabei von Diskriminierung der Männer zu sprechen, fände sie «schwierig».
Sie sieht die Diskriminierung an einem ganz anderen Ort – nämlich bei den Frauen. Die familiäre Situation bei Kandidaturen für ein Amt sei nach wie vor immer nur bei den Frauen ein Thema. «Es ist so, als ob man uns mit irgendwelchen Argumenten von diesen Ämtern fernhalten will», kritisiert die Basler Ständerätin.
Tatsächlich wurde bisher kaum thematisiert, dass Daniel Jositsch einen Sohn hat, während bei den SP-Kandidatinnen ihre jeweilige familiäre Situation immer wieder angeschnitten wurde. Allerdings geschah dies auch auf Aussagen aus der Politik hin, wonach es Zeit für eine junge Mutter im Bundesrat sei – dies sagte beispielsweise SP-Nationalrätin Tamara Funiciello.
Mehr Verständnis für Daniel Jositsch bringt eine ehemalige bekannte SP-Politikerin auf: Chantal Galladé. Sie sieht das Vorgehen der SP-Parteiführung gleich wie ihr ehemaliger Lebensgefährte Jositsch: «Ich finde das diskriminierend. Es schliesst Männer oder eine Person, die sich nicht klar als Frau fühlt, vom Verfahren aus», sagt sie gegenüber der «NZZ am Sonntag».
Ueli Maurer habe man seine Äusserung bezüglich seines Nachfolgewunsches – er wünschte sich «kein ‹Es›» – übelgenommen. Nun mache die SP das genau Gleiche, indem sie auf zwei Geschlechter reduziere.
Galladé galt lange als grosse Hoffnungsträgerin in der sozialdemokratischen Partei, ehe sie aufgrund von Differenzen – beispielsweise in der Europapolitik – dem linken Lager den Rücken kehrte und sich mit einem Wechsel in die GLP der Mitte zuwandte.
Die 49-Jährige äussert im Interview mit der «NZZ am Sonntag» weitere Kritik an ihrer ehemaligen Partei, sagt unter anderem, dass die Vorgehensweise in der aktuellen Debatte um die Bundesrats-Nachfolge jener der SVP ähneln würde und dass die Partei «ideologisch abdrifte». «Offene Diskussionen und andere Meinungen sind kaum mehr möglich», so Galladé. Das habe sich ihrer Meinung nach in letzter Zeit noch verschärft. (con)
Hier wird zuviel kaputtgeredet.
Klar, es ist jedem seine eigene Entscheidung. Als junger Vater würde ich mich aber nicht für ein Amt bewerben welches wohl regelmässig 60-70h Wochen mitsich bringt. Wenn die Kinder mal erwachsen sind ist dies sicher etwas anderes.