Der SVP-Kandidat Pierre Alain Schnegg geht mit leichten Vorteilen in die Ersatzwahl vom 3. April. Sein Konkurrent ist der Sozialdemokrat Roberto Bernasconi. Beide Bewerber stammen aus dem Berner Jura, sitzen im Kantonsparlament und wollen das Erbe des amtsmüden Philippe Perrenoud (SP) antreten.
Entschieden ist das Rennen noch nicht, zumal die Wahl ihre Besonderheiten hat: Der Jura-Sitz in der Berner Regierung wird nach einer besonderen Formel vergeben. Eine Stimme aus dem Berner Jura zählt dabei 20-mal so viel wie jede andere. Der kleine Wahlkreis spielt im grossen Machtpoker also das Zünglein an der Waage.
Kein Wunder, buhlen Schnegg und Bernasconi in ihrer Heimat um jede Stimme. Im ersten Wahlgang am 28. Februar lag der Wirtschaftsberater Schnegg dort 708 Stimmen vor dem Schulleiter Bernasconi.
Damals mischte allerdings noch ein EVP-Kandidat mit, der sich mittlerweile zurückgezogen hat. Bernasconi hofft, dass ihm zumindest ein Teil der Mitte-Stimmen zufällt. Ausserdem unterstützen ihn dieses Mal die linken Separatisten. Ein Berntreuer sei das kleinere Übel als ein SVP-Mann, findet die PSA.
Siegt Bernasconi im eigenen Wahlkreis, kann er Schnegg aufgrund der Jura-Formel noch überholen. Und dann könnte sich das Kuriosum von 2014 wiederholen: Der bürgerliche Kandidat hätte kantonsweit mehr Stimmen, müsste aber dem SP-Mann den Vortritt lassen.
Im andern Fall ist die bürgerliche Wende perfekt. Für SVP, FDP, BDP und EDU ginge damit ein politischer Alptraum zu Ende, der 2006 seinen Anfang nahm. Seither hat Rot-Grün die Mehrheit in der Regierung in zwei Gesamterneuerungswahlen hartnäckig verteidigt, obwohl das Volk stets ein klar bürgerliches Parlament wählte.
Als sich letzten Spätsommer gleich zwei SP-Regierungsräte zum Rücktritt entschlossen, witterten die Bürgerlichen Morgenluft. Den Lead in der «Operation Machtwechsel» übernahm die SVP, die es für angemessen hielt, gleich beide Sitze mit eigenen Kandidaten anzugreifen.
Am 28. Februar hatten die bürgerlichen Wahlstrategen die Hand schon am Korken der Champagnerflasche: SVP-Mann Lars Guggisberg lag nach neun von zehn Verwaltungskreisen souverän vorne. Doch dann kam die linke Stadt Bern und verhalf dem umgänglichen SP-Mann Christoph Ammann zum Sieg um den einen Regierungssitz.
Beim Jura-Sitz erreichte auf Anhieb niemand das absolute Mehr. Deshalb kommt es am 3. April zur Stichwahl – und zur Entscheidung im Kampf um die Macht im Kanton.
Klar ist eins: In neuer Zusammensetzung tagt die Berner Regierung ab dem kommenden Juli. Welches Lager dann auch immer die Mehrheit hat – 2018 finden bereits wieder Gesamterneuerungswahlen statt. (viw/sda)