Gut auf einen Krisenfall vorbereitet sein ist das eine. Gut darüber informieren das andere. Dies zeigt ein Besuch der offiziellen Internet-Auftritte der grössten Schweizer Landes-Flughäfen.
Wer auf der Website des Flughafens Zürich nach dem Stichwort «Ebola» sucht, findet gar nichts. «Keine Resultate gefunden», lautet die automatisch generierte Antwort auf die Suchanfrage.
Wer den Bereich «Gesundheitsinformationen» aufruft, erfährt zuoberst auf der Seite, dass die Strahlenwerte bei der Sicherheitskontrolle keine gesundheitlichen Auswirkungen auf die Passagiere hätten...
Aber auch die Website des EuroAirport in Basel-Mulhouse kennt den Suchbegriff «Ebola» nicht.
Und auch in Genf läuft die Suche nach «Ebola» ins Leere.
Die Website des Flughafens Lugano bietet gar keine Suchfunktion. Eine Google-Suche zeigt, dass auch hier «Ebola» nicht existiert.
Warum informieren die Schweizer Flughafenbetreiber nicht aktiv über die Sicherheits- und Vorsichtsmassnahmen in Zusammenhang mit dem gefährlichen Virus, der am Donnerstag auf dem Flughafen Madrid für Aufregung gesorgt hat? Aus früheren Medienberichten wissen wir, dass Vorbereitungen getroffen und Notfallpläne festgelegt worden sind.
watson hat bei der Flughafen Zürich AG nachgefragt. Mediensprecherin Jasmin Bodmer verweist uns in ihrer schriftlichen Antwort an den Bund. Genauer: ans Bundesamt für Gesundheit (BAG). Dort würden die Vorsichtsmassnahmen bestimmt und als Anweisung an alle Schweizer Landesflughäfen weitergegeben.
Wir fassen zusammen: Offenbar erachtet es der Bund zurzeit nicht für nötig, dass die Schweizer Flughäfen «proaktiv» über Ebola und allfällige Vorsichts- und Sicherheitsmassnahmen informieren.
Dies bestätigt die Mediensprecherin des Bundesamts für Gesundheit auf Anfrage. «Das BAG hat bislang keine Weisung zur Information der Passagiere erlassen. Momentan ist keine zusätzliche Kontrolle vorgesehen an den Flughäfen der Schweiz.»
Bei solchen Kontrollen könnten Personen, die zwar infiziert sind, jedoch noch keine Symptome zeigen, nicht entdeckt werden. «Auch sind diese Personen nicht ansteckend», betont die BAG-Sprecherin.
Das BAG sei im regelmässigen Kontakt mit den Flughäfen, die bereits seit längerem über ein Alarmsystem verfügten. Dank standardisierten Prozessen könne sofort reagiert werden, wenn eine kranke Person per Flugzeug ankomme – ob an Ebola oder einer anderen Krankheit leidend. «Sollten sich zusätzliche Massnahmen als notwendig erweisen, könnten diese sehr rasch umgesetzt werden.»
Wäre es nicht sinnvoll, die Öffentlichkeit zu informieren, bevor der erste Verdachtsfall an einem Schweizer Flughafen auftritt? Das BAG winkt ab und argumentiert mit dem angeblich kleinen Risiko. Es gebe keine Direktflüge aus den drei hauptbetroffenen Ländern in Westafrika in die Schweiz, und die Zahl solcher Flugpassagiere sei selbst über Umwege – mit Umsteigen auf Flughäfen in anderen Ländern – klein.
Die BAG-Sprecherin: «Solange keine Symptome auftreten, besteht keine Gefährdung, und wenn sich ernsthafte Krankheitszeichen zeigen, wissen die Flughäfen, wie reagieren. Ebola ist eine sehr gefährliche Krankheit, aber sie wird nicht so einfach wie ein Schnupfen oder eine Grippe übertragen.»
Besorgte Flugreisende müssen schauen, wie sie auf anderen Wegen zu den gewünschten Informationen kommen. Auf der Website des Flughafens Zürich findet man immerhin einen
Quick-Link zum BAG , mit Antworten zu ganz unterschiedlichen Gesundheitsfragen.Kurz nach den offiziellen Anfragen von watson gibt es doch noch eine gute Nachricht: Neu sollen an den Schweizer Flughäfen sowohl Fluggäste wie auch Flugpersonal besser informiert werden, was im Falle von auftretenden Krankheitssymptomen zu tun ist, sagte Pascal Strupler, Direktor des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), der Nachrichtenagentur sda.