Schweiz
Gesellschaft & Politik

Der E-Mail Streit zwischen Thomas Aeschi und den Titlis-Bahnen.

ARCHIVBILD ZUR WAHL VON THOMAS AESCHI ZUM NEUEN FRAKTIONSCHEF DER SVP, AM FREITAG, 17. NOVEMBER 2017 - Portrait von Thomas Aeschi, Nationalrat der SVP des Kantons Zug, aufgenommen am 8. Dezember 2015  ...
Lässt nicht schnell locker: SVP-Fraktionschef und Skifahrer Thomas Aeschi.Bild: KEYSTONE

Es hat ihm zu viele Touristen auf dem Berg: So zofft sich SVP-Aeschi mit den Titlis-Bahnen

Der SVP-Fraktionschef legte sich auf Twitter mit den Verantwortlichen des Zentralschweizer Wintersportorts an. Dann verlagerte sich die Debatte aufs E-Mail – mit mehr als einem halben Dutzend Bundeshaus-Journalisten im CC.
01.05.2019, 05:5001.05.2019, 07:06
Lorenz Honegger / ch media
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Eines muss man SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi lassen: Der Mann gibt sich nicht so schnell geschlagen. Am vergangenen Karfreitag beklagt sich der Zuger Politiker während eines Skiausflugs per Twitter über lange Wartezeiten und den «Übertourismus» auf dem Titlis, und er bringt die Touristenmassen mit dem Schengen-Dublin-Abkommen in Verbindung.

Die Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten. «Ich bin befremdet», sagt Peter Reinle, Marketing-Leiter der Titlis Bergbahnen, gegenüber Journalisten. Doch Aeschi lässt nicht locker: Inzwischen hat er den Hinweis erhalten, dass indische Touristen für einen Tagesausflug auf den Titlis mit Mittagessen und Abholung im Hotel im Bernbiet 45 Franken bezahlen würden.

Auf Twitter konfrontiert er am Montag Marketing-Chef Reinle mit der Information, fragt ihn, ob ausländische Touristengruppen tatsächlich günstiger auf den 3200 Meter hohen Berg reisten als Schweizer Familien.

Um sicher zu gehen, dass ihm der Angeschriebene eine Antwort gibt, kontaktiert er Reinle auch noch per E-Mail – mit über einem halben Dutzend Bundeshaus-Journalisten im CC. Der SVP-Fraktionschef schreibt dem Marketing-Leiter:

«Da die Titlis-Bahnen nur alle drei Monate twittern, haben Sie eventuell nicht gemerkt, dass ich Sie angeschrieben habe. (...) Im Gegensatz zu Ihrem Verwaltungsratspräsidenten stand ich noch keinen einzigen Tag in Österreich auf der Skipiste.»

«Wir reagieren nicht auf Belanglosigkeiten»

Kurze Zeit später folgt die nicht minder scharfe Replik des Titlis-Marketing-Chefs. Die Journalisten immer noch im CC. Reinle schreibt:

«Wir reagieren nicht auf Belanglosigkeiten und fragwürdige Posts in den Sozialen Medien. (...) Den tiefsten Preis für ein Billett Engelberg-Titlis retour erhält ein Schweizer Gast mit Halbtax-Abo. Die Aussage, dass ausländische Touristengruppen billiger auf den Titlis kommen als Schweizer Familien, ist falsch.»

Thema erledigt?

Nein, Aeschi ist nicht zufrieden. Er schreibt:

«Leider beantworten Sie viele nicht gestellte Fragen, jedoch nicht meine Frage nach der Kostenstruktur für ausländische Pauschaltouristen.»

Der SVP-Politiker bietet dem Titlis-Verantwortlichen ein Gespräch an. «Gerne erwarte ich Ihre Terminvorschläge.»

Marketing-Chef Reinle scheint die Geduld zu verlieren und schickt Aeschi noch einmal fast die identische Antwort wie im vorherigen E-Mail: Der Durchschnittsertrag eines ausländischen Gruppengastes sei höher als der Durchschnittsertrag eines Schweizer Skifahrers. Punkt. «Freundliche Grüsse vom TITLIS.»

Doch Aeschi will weitere Informationen. Es ist das letzte E-Mail, das die acht Journalisten im CC mitlesen dürfen:

«Könnten Sie mir bitte schreiben, wie viel ein Tourist, der in einer Touristengruppe reist, für eine Fahrt auf den Titlis bezahlt?»

Aussprache ist geplant

Nachfrage bei den beiden Beteiligten: Wie ist das E-Mail-Duell ausgegangen? Thomas Aeschi sagt: «Die Titlis-Bergbahnen und ich haben vereinbart, uns in den kommenden Wochen zu einer Aussprache zu treffen, um allfällige noch offene Fragen im bilateralen Gespräch zu klären.» An seiner Hauptaussage halte er fest: «Auch beim Tourismus muss die Schweiz auf Qualität und nicht auf Quantität setzen. Ich möchte nicht, dass wir in der Schweiz eines Tages Szenen haben wie in der Altstadt von Barcelona oder Venedig.»

Wenig überraschend klingt es bei Titlis-Mann Peter Reinle leicht anders. Er sagt, die Sache sei «vom Tisch». «Herr Aeschis Frage ist beantwortet. Ausländische Touristen bezahlen nicht weniger.» Ob sich beim direkten Gespräch eine Einigung erzielen lässt, wird sich zeigen.

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129 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Yolo
01.05.2019 06:03registriert Mai 2015
Es hat mir zu viel SVPler in der Schweiz. Es stört mich, dass die aus jeder Mücke einen richtigen Elefanten machen.
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Ichsagstrotzdem
01.05.2019 06:07registriert Juni 2016
Währenddessen besucht sein Parteikollege China und handelt im Rahmen des neuen Seidenstrassenprojektes Top-Kondition für chinesische Pauschaltou... äh, ich meine natürlich Schweizer Familen aus.
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Ichsagstrotzdem
01.05.2019 06:04registriert Juni 2016
Und so einer wäre beinahe Bundesrat geworden!
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