Schweizer Jugendliche treffen auf 10 Anreize, Tabak oder Alkohol zu konsumieren – pro Tag
In der Schweiz dürfen Jugendliche per Gesetz erst ab 16 – in den meisten Kantonen gar ab 18 – Tabakprodukte kaufen. Zudem hat das Schweizer Stimmvolk am 13. Februar 2022 die Volksinitiative «Kinder und Jugendliche ohne Tabakwerbung» angenommen. Diese soll Tabakwerbung, die Kinder und Jugendliche erreichen kann, verbieten. Und trotzdem erreichen besonders Jugendliche tagtäglich Anreize, Tabak oder Alkohol zu konsumieren, wie eine Studie von Sucht Schweiz zeigt.
Diese wurde im Auftrag der Gesundheitsdirektion im Kanton Genf durchgeführt. Hier gelten im Schweizer Vergleich bereits verschärfte Regeln zur Werbung für solche Produkte. Trotzdem stellt die Untersuchung eine «erschreckende Normalität von Alkohol, Tabak- und Nikotinprodukten im Alltag der Jugendlichen» fest.
Auf dem Schulweg und im Netz
Auf dem Schulweg begegneten 16- bis 18-Jährigen durchschnittlich 15 Anreize pro Kilometer. Das ergibt im Schnitt einen Anreiz pro 65 Meter. Noch schlimmer sei dies im digitalen Raum. Hier kommen die Studienautoren im Schnitt pro Wochentag auf 10 und am Wochenende sogar auf 15 Anreize pro Tag und Jugendlichen.
Dabei seien es besonders Gleichaltrige, die in den sozialen Medien Konsumanreize setzen. Am zweithäufigsten werden die Jugendlichen von Influencern zum Konsum angeregt. «All diese Anreize widerspiegeln die Normalisierung des Konsums und können diesen für Jugendliche als akzeptierbar darstellen», erklärt Nicole Egli Anthonioz, Studienleiterin bei Sucht Schweiz.
Wie die Jugendlichen Alkohol und Tabak im Alltag begegnen
Der Einfluss von Werbung auf den Konsum ist mittlerweile hinreichend belegt. Doch wie wirkt sich die blosse Begegnung mit einem Produkt – etwa einer herumliegenden Bierdose – auf die Jugendlichen aus? «Die Forschung zeigt, dass eine wiederholte und unbewusste Exposition eine positive Einstellung gegenüber einem Produkt hervorrufen kann», schreibt Sucht Schweiz.
Dazu zählt somit auch die tägliche Begegnung mit herumliegenden Bierdosen und Zigarettenpackungen sowie die Hervorhebung der Produkte in Verkaufsgeschäften. Eben deshalb sei es besonders gefährlich, wenn Jugendliche tagtäglich solchen Produkten und deren Konsum begegnen.
Laut einer Studie des Bundesamtes für Statistik von 2017 rauchten in der Schweiz 22,5 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren. Zudem leben nur gerade 21 Prozent der Schweizer Bevölkerung zwischen 15 und 24 Jahren abstinent. (leo)
Hier gibt's Hilfe bei Suchtproblemen!
Alkohol und andere Drogen sind nie die Lösung. Bei Suchtproblemen gibt es in der Schweiz diverse Anlaufstellen. Beispielsweise die kantonalen und lokalen Angebote der Schweizerischen Koordinations- und Fachstelle Sucht, die unter suchtindex.ch einfach nach Region und Thematik herausgefiltert werden können. Eine weitere Anlaufstelle ist Safezone.ch, die Online-Beratung des Bundesamtes für Gesundheit in Zusammenarbeit mit Kantonen und Suchtfachstellen.
