Schweiz
Gesundheit

Studie von Sucht Schweiz: Tabak und Alkohol erreicht zu häufig Kinder

Schweizer Jugendliche treffen auf 10 Anreize, Tabak oder Alkohol zu konsumieren – pro Tag

13.06.2023, 14:2113.06.2023, 15:06
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In der Schweiz dürfen Jugendliche per Gesetz erst ab 16 – in den meisten Kantonen gar ab 18 – Tabakprodukte kaufen. Zudem hat das Schweizer Stimmvolk am 13. Februar 2022 die Volksinitiative «Kinder und Jugendliche ohne Tabakwerbung» angenommen. Diese soll Tabakwerbung, die Kinder und Jugendliche erreichen kann, verbieten. Und trotzdem erreichen besonders Jugendliche tagtäglich Anreize, Tabak oder Alkohol zu konsumieren, wie eine Studie von Sucht Schweiz zeigt.

Diese wurde im Auftrag der Gesundheitsdirektion im Kanton Genf durchgeführt. Hier gelten im Schweizer Vergleich bereits verschärfte Regeln zur Werbung für solche Produkte. Trotzdem stellt die Untersuchung eine «erschreckende Normalität von Alkohol, Tabak- und Nikotinprodukten im Alltag der Jugendlichen» fest.

Auf dem Schulweg und im Netz

Auf dem Schulweg begegneten 16- bis 18-Jährigen durchschnittlich 15 Anreize pro Kilometer. Das ergibt im Schnitt einen Anreiz pro 65 Meter. Noch schlimmer sei dies im digitalen Raum. Hier kommen die Studienautoren im Schnitt pro Wochentag auf 10 und am Wochenende sogar auf 15 Anreize pro Tag und Jugendlichen.

In den USA können Jugendliche künftig erst ab 21 Jahren Tabak und E-Zigaretten kaufen. (Symbolbild)
Symbolbild: Kinder dürften in der Schweiz eigentlich nicht in Kontakt mit Tabak und Alkohol kommen.Bild: KEYSTONE

Dabei seien es besonders Gleichaltrige, die in den sozialen Medien Konsumanreize setzen. Am zweithäufigsten werden die Jugendlichen von Influencern zum Konsum angeregt. «All diese Anreize widerspiegeln die Normalisierung des Konsums und können diesen für Jugendliche als akzeptierbar darstellen», erklärt Nicole Egli Anthonioz, Studienleiterin bei Sucht Schweiz.

Wie die Jugendlichen Alkohol und Tabak im Alltag begegnen

Der Einfluss von Werbung auf den Konsum ist mittlerweile hinreichend belegt. Doch wie wirkt sich die blosse Begegnung mit einem Produkt – etwa einer herumliegenden Bierdose – auf die Jugendlichen aus? «Die Forschung zeigt, dass eine wiederholte und unbewusste Exposition eine positive Einstellung gegenüber einem Produkt hervorrufen kann», schreibt Sucht Schweiz.

epa08746949 An empty beer can is seen near the terrace of Cafe Luden on the Plein in The Hague, The Netherlands, 15 October 2020. There was an exuberant party on the terrace just before the time when  ...
Herumliegende Bierdosen normalisieren den Alkoholkonsum in der breiten Gesellschaft.Bild: keystone

Dazu zählt somit auch die tägliche Begegnung mit herumliegenden Bierdosen und Zigarettenpackungen sowie die Hervorhebung der Produkte in Verkaufsgeschäften. Eben deshalb sei es besonders gefährlich, wenn Jugendliche tagtäglich solchen Produkten und deren Konsum begegnen.

Laut einer Studie des Bundesamtes für Statistik von 2017 rauchten in der Schweiz 22,5 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren. Zudem leben nur gerade 21 Prozent der Schweizer Bevölkerung zwischen 15 und 24 Jahren abstinent. (leo)

Hier gibt's Hilfe bei Suchtproblemen!
Alkohol und andere Drogen sind nie die Lösung. Bei Suchtproblemen gibt es in der Schweiz diverse Anlaufstellen. Beispielsweise Sucht Schweiz oder Safezone.ch, die Online-Beratung des Bundesamtes für Gesundheit in Zusammenarbeit mit Kantonen und Suchtfachstellen.

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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chalbsbratwurst
13.06.2023 14:38registriert Juli 2020
Zitat: "Am zweithäufigsten werden die Jugendlichen von Influencern zum Konsum angeregt."

Stimmt. Bei mir war es der Marlboro-Cowboy... nur wusste der damals noch nicht das er Influencer ist :-)
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PhilippS
13.06.2023 15:10registriert September 2016
[...Der Einfluss von Werbung auf den Konsum ist mittlerweile hinreichend belegt...]

Aha. Wer hätte auch erwartet, dass die Firmen kaum Unsummen zum Spass ausgeben. Für diese Erkenntnis war eine Studie schon wichtig.

[...Und trotzdem erreichen besonders Jugendliche tagtäglich Anreize, Tabak oder Alkohol zu konsumieren...]

Und es ist Aufgabe der Eltern und Schule den Kindern beizubringen, mit solchen Reizen umzugehen, diese einsortieren zu können.

Wenn ich das so lese frage ich mich schon:
Wie war es bloss möglich, das wir vor 2010 geborenen nicht alle zu Zigi- und Alksüchtigen wurden?!?!
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