Schweiz
Gesundheit

Schweizer Forscher behandeln Querschnittgelähmte erfolgreich

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Eine Regeneration des Rückenmarks bedeutet eine riesige Steigerung der Lebensqualität.Bild: KEYSTONE

Zürcher Forscher können mit Injektionen beschädigtes Rückenmark teilweise regenerieren

Eine internationale Studie unter Führung von Schweizer Wissenschaftlern zeigt, dass sich mit bestimmten Antikörpern das Rückenmark besser erholt.
04.01.2025, 21:2604.01.2025, 21:33
Bruno Knellwolf / ch media
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Gelähmte zum Laufen oder überhaupt zur Bewegung zu bringen, ist ein Traum. Nun haben die Universität Zürich und die Universitätsklinik Balgrist «ermutigende Erfolge» erzielt, die sie zusammen mit weiteren europäischen Kliniken in der Fachzeitschrift «The Lancet Neurology» publiziert haben.

An der klinischen Studie nahmen 126 Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren teil, die entweder vollständig oder teilweise an einer Querschnittlähmung durch eine Rückenmarksverletzung im Halsbereich litten. Davon wurden 78 Personen mit dem Antikörper NG 101 behandelt. Diese wurden den Patienten direkt in den Spinalkanal injiziert. Ein vollständiger Behandlungszyklus bestand aus sechs Injektionen parallel zur normalen stationären Behandlung.

Dieser Antikörper blockiert ein körpereigenes Protein, das bei einer Verletzung die Regeneration von geschädigten Nervenfasern im Rückenmark verhindert. Dass dies möglich ist, konnte bis anhin in internationalen Studien im Tiermodell gezeigt werden. Mit der Behandlung mit den Antikörpern NG 101 sollen diese die hemmenden Mechanismen im Körper eines Menschen bremsen und damit eine Erholung des Rückenmarks ermöglichen.

Neben den 78 Personen, denen die Antikörper gespritzt wurden, führten die Forscher eine Gruppe, die nur ein Placebo erhielt. Weder die Behandelten noch die Forscher wussten, wer den Antikörper und wer das Placebo erhalten hatte.

Untersucht wurde dabei an Hand-Arm-Muskeln, ob sich motorische Funktionen bei den Patienten erholen. Dabei zeigte sich, dass Patientinnen und Patienten mit einer kompletten Querschnittlähmung nicht von der Antikörper-Therapie profitieren.

Deutliche Verbesserungen bei Teil-Lähmung

Die Patientengruppe mit nicht kompletter Lähmung allerdings schon. Die Behandlung brachte signifikante Verbesserungen sowohl in der willkürlichen Ansteuerung der gelähmten Muskeln als auch in der Selbstständigkeit der Patientinnen und Patienten im Alltag. Darüber hinaus zeigte sich, dass der Antikörper allgemein gut verträglich ist und dass bisher keine damit verbundenen Nebenwirkungen aufgetreten sind, wie die Universitätsklinik Balgrist schreibt.

Der Erfolg der Antikörperbehandlung bei inkompletter Querschnittlähmung müsse nun mit weiteren Studien bestätigt werden, schreiben die Forscher um Martin Schwab von der Universität Zürich und Armin Curt von der Universitätsklinik Balgrist. Eine Folgestudie mit einem weiterentwickelten Antikörper ist bereits für diese Tage angekündigt. Dort sollen dann vor allem jene Patientinnen und Patienten untersucht werden, die aufgrund der aktuellen Studie das höchste Potenzial für eine Genesung besteht, also solche ohne komplette Querschnittlähmung.

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Poci
04.01.2025 22:31registriert November 2017
Es ist schon extrem spannend zu was Forschung und die Wissenschaft alles imstande sind. Ich wünsche ihnen, dass weitere Studien ebenfalls zu Erfolgen führt.
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Rolli-Werner
05.01.2025 06:38registriert November 2024
Ich bin selbst kompletter Paraplegiker und lese diese Berichte mit grossem Interesse. Für das bessere Verständnis wäre es besser von Tetraplegikern zu sprechen und auch zu erklären was eine inkomplette Lähmung ist: da sind noch Restfunktionalitäten vorhanden. Interessant wäre es auch zu wissen, ob es frisch waren oder auch langjährig Verunfallte. Dies vor allem auch, um nicht falsche Hoffnungen zu machen.
In Zürich, wie auch in Lausanne wurden die letzten Jahre sehr ermutigende Resultate in dieser Forschung gemacht und für die nächste Generation sehe ich da eine standardisierte Heilungsmethode
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