Medikamente sind in der Schweiz so teuer wie noch nie
Die Kosten für Medikamente in der Grundversicherung haben 2024 eine Rekordmarke gebrochen. Sie betrugen 9,4 Milliarden Franken und stiegen somit um 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein wesentlicher Mitgrund sei die zunehmende Intransparenz bei der Preisbildung.
Das heisst es im neusten Helsana-Arzneimittelreport, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Die Preisverhandlungen zwischen den Pharmaherstellern und dem Bund orientieren sich oft an «künstlich überhöhten Schaufensterpreisen», wie aus dem Bericht hervorgeht.
Helsana empfiehlt, solche Preise nicht mehr als Grundlage für die Kostenbildung zu nehmen. Ausserdem würde eine jährliche Überprüfung der Kosten die Preissenkungen beschleunigen. Aktuell geschieht diese Überprüfung alle drei Jahre.
In den vergangenen zehn Jahren hätten sich die Preise neuer Medikamente beinahe verdoppelt. Dies gelte auch für Produkte, die keinerlei Innovation beinhalten. Eine rasche und konsequente Umsetzung des vom Parlament beschlossenen Kostenfolgemodells sei unumgänglich.
Reformen nützen noch zu wenig
Für eine Kostensenkung wollte der Bund im vergangenen Jahr Generika fördern. Zwar stieg die Quote entsprechender Produkte, doch das Einsparziel von 250 Millionen Franken ist mit 76 Millionen Franken «deutlich verfehlt» worden, wie es im Report weiter heisst. Es brauche eine konsequente Umsetzung der gesetzlichen Neuerungen und zusätzliche Anreize.
Der Arzneimittelreport zeigt auch auf, dass es weitere Forschung im Bereich der geschlechtsspezifischen Behandlungen braucht. Gemäss einer Analyse werden beispielsweise Antidepressiva bei Männern und Frauen oft gleich dosiert, obschon es wissenschaftliche Hinweise dafür gibt, dass Frauen und Männer das Medikament unterschiedlich aufnehmen und verarbeiten.
Bund erwartet Einsparungen
Anfang November gab der Bund bekannt, dass er die Preise von fast 300 Medikamenten in diesem Jahr um durchschnittlich 12 Prozent gesenkt hat. Auf der Grundlage der per 1. Dezember beschlossenen Preissenkungen werden Einsparungen in Höhe von mindestens 65 Millionen Franken erwartet.
Seit 2017 überprüft das Bundesamt für Gesundheit (BAG) jedes Jahr die Preise eines Drittels der von den Krankenkassen erstatteten Medikamente. Dabei werden die Kriterien Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit berücksichtigt.
Der Überprüfungszyklus für den Zeitraum 2023 bis 2025 dürfte insgesamt Einsparungen von mindestens 335 Millionen Franken ermöglichen. Die beiden letzten Zyklen (2017 bis 2019 und 2020 bis 2022) hatten Einsparungen von insgesamt 740 Millionen Franken für die obligatorische Krankenversicherung gebracht. (sda)
