Sie heissen Ozempic oder Wegovy und versprechen den garantierten Abnehmerfolg.
In den USA gehen die Verkäufe bereits durch die Decke. Und der Blockbuster, wie es im Branchenjargon heisst, hat den dänischen Hersteller Novo Nordisk zur wertvollsten Pharmafirma Europas gemacht. Sie wird mittlerweile mit 400 Milliarden Dollar bewertet.
Lange wurde darüber gerätselt, wann die Fettweg-Spritze Wegovy, ein Adipositas-Medikament, in der Schweiz erhältlich sein wird. Denn während das Diabetesmittel Ozempic in der Schweiz zur Gewichtsreduktion nur «off label» eingesetzt werden darf, hat die Behörde Swissmedic der «Wegovy»-Spritze im Jahr 2022 die Zulassung erteilt. Bisher kamen jedoch bei den Apotheken und Ärzten keine Lieferungen an.
Das ändert sich jetzt: Ab dieser Woche können Ärztinnen und Ärzte die Spritze an Patienten verschreiben. Wie Novo Nordisk mitteilt, werde das Produkt «im Rahmen einer kontrollierten und kontingentierten Einführung aufgrund eingeschränkter Produktionskapazität erhältlich sein». Der Konzern empfiehlt die Anwendung «alleinig innerhalb der Zulassung».
Gemäss Swissmedic kann das Mittel demnach an Personen mit einem Body-Mass-Index von 27 bis 30 (starkes Übergewicht) und einer Begleiterkrankung oder von über 30 (Adipositas) verschrieben werden. Und auch dies nur zur «Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität zur Gewichtsregulierung bei erwachsenen Patienten».
Die offizielle Zurückhaltung hat einen Grund: Der Hype um die Abnehmspritzen als Lifestyle-Medikament hat dazu geführt, dass Novo Nordisk mit der Produktion kaum mehr nachkommt. Mit einschneidenden Folgen für Diabetikerinnen und Diabetiker, für die der Wirkstoff Semaglutid, auf dem Wegovy oder Ozempic aufbauen, wichtig ist. Aufgrund der starken Nachfrage zur Behandlung von Übergewicht kommen Diabetiker teils nicht mehr an ihre Medikamente.
Die beiden Mittel unterscheiden sich einerseits in der Dosierung. Wegovy enthält mehr als doppelt so viel des Wirkstoffs. Andererseits ist Ozempic nur für die Behandlung von Diabetes Typ 2 zugelassen, während Wegovy explizit als Medikament gegen Adipositas entwickelt worden ist.
Wie viele Wegovy-Spritzen Novo Nordisk diese Woche an die Apotheken verteilt, will der Konzern auf Anfrage nicht preisgeben. «Angesichts der kontrollierten und kontingentierten Einführung stehen wir mit den medizinischen Fachpersonen im Austausch, um sicherzustellen, dass die Patienten mit dem höchsten medizinischen Bedarf vorrangig behandelt werden und eine kontinuierliche Versorgung erhalten können», sagt eine Sprecherin zu CH Media.
Sie betont, man spreche sich «klar für einen verantwortungsvollen Umgang mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln aus, um eine kontinuierliche Versorgung der Patienten sicherzustellen, die aus medizinischen Gründen auf ihr Medikament angewiesen sind. Darauf weisen wir Ärztinnen und Ärzte explizit hin.»
Novo Nordisk betont zudem, dass man die weltweite Produktionskapazität erweitere und die vorhandenen Anlagen rund um die Uhr laufen lasse.
Der Erfolg der dänischen Fettweg-Spritzen liegt darin, dass sie das Hungergefühl im Gehirn beeinflussen. Sie ahmen das Sättigungshormon GLP-1 nach und sorgen dafür, dass der Appetit gezügelt wird. Das Hormon wird zum einen im Darm produziert und, wenn wir uns überessen, im zentralen Nervensystem. Bei Letzterem registriert das Gehirn nicht nur das Signal «Ich bin satt», sondern zusätzlich geht auch der Appetit verloren. Der Effekt könnte auch volkswirtschaftlich zu spüren sein: In den USA hat der Hype um den Appetitzügler bereits dazu geführt, dass die Aktien von McDonald’s & Co. kurzzeitig eingebrochen sind.
Gemäss Studien liegt der durchschnittliche Gewichtsverlust bei Wegovy innert zwei Jahren bei satten fünfzehn Prozent des Körpergewichts. «Es ist wirklich erstaunlich, wie gut die Medikamente wirken. Wie manche Leute damit einfach nicht mehr ans Essen denken und es ihnen damit irrsinnig gut geht», erklärte Ralph Peterli, Übergewichtschirurg und stellvertretender Chefarzt Viszeralchirurgie am Universitären Bauchzentrum Basel, gegenüber CH Media.
Gleichzeitig mahnen Kritiker zur Vorsicht. Denn die Fettweg-Spritzen zügeln den Appetit nur solange, wie der Patient sie tatsächlich nutzt. Das ist gut fürs Geschäft von Novo Nordisk, weil es die Kundschaft bindet. Für Patienten heisst es aber, dass sie beim Absetzen nicht darum herumkommen, auf gesunde Ernährung und Sport zu setzen, um den Jo-Jo-Effekt abzuwenden.
Ozempic hat mir vor einem Jahr geholfen, diese Blockade zu durchbrechen. Dass ich jetzt aber aber mit Feel Good Abnehmern zusammen kritisiert werde, nervt.
Ist abnehmen nur gut, wenn man richtig krass leiden muss und sich quälen dafür?
Muss der verunfallte risikobereite Motorradfahrer ohne Narkose operiert werden, damit er auch ja was daraus lernt? sorry, ich bin froh um wissenschaftliche Errungenschaften und total dafür, dass man sie auch nutzt um Mneschen zu helfen.