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Grünliberale angriffig, JSVP freudig – Parteien zum Berset-Abgang

Grüne und Grünliberale angriffig, JSVP freudig – so reagieren Parteien auf Berset-Abgang

Die Grünliberalen erheben nach dem Rücktritt von Alain Berset je nach Wahlausgang Anspruch auf einen der beiden SP-Sitze im Bundesrat. Daneben fanden sie Dankesworte. Die FDP twitterte, sie nehme vom Rücktritt Kenntnis. Die Junge SVP sprach von einem «guten Tag».
21.06.2023, 14:3321.06.2023, 17:23
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Bundespraesident Alain Berset spricht waehrend einer Medienkonferenz ueber seinen Ruecktritt aus dem Bundesrat auf Ende Jahr, am Mittwoch, 21. Juni 2023 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Wer folgt auf Berset? Der Kampf ist eröffnet.Bild: keystone

GLP greift an

Die Grünliberale Partei (GLP) teilte am Mittwoch gleich nach der Rücktrittserklärung Bersets mit, für die künftige Zusammensetzung des Bundesrats werde der Ausgang der Wahlen vom 22. Oktober massgeblich sein.

Die GLP will Anspruch auf einen Sitz erheben, wenn sie zehn Prozent Wähleranteil und die Rückkehr in den Ständerat schafft, wie sie ankündigte.

Daneben fand GLP-Präsident und Nationalrat Jürg Grossen (BE) Dankesworte und schrieb auf Twitter: «Vielen herzlichen Dank Alain Berset für das unermüdliche Engagement für unser Land in den letzten 12 Jahren und insbesondere für das Leadership in der Coronakrise.»

Die SP sei aktuell im Bundesrat übervertreten. Könne sie ihre Wähleranteile nicht entsprechend erhöhen, müsse sie einen Sitz abgeben.

Grüne betonen ihren Anspruch

Die Grünen betonen in einer Mitteilung ihren Anspruch auf einen Sitz im Bundesrat. Sie planen, bei den Gesamterneuerungswahlen im Dezember 2023 anzutreten.

«Alain Berset hat als Bundesrat gute Arbeit geleistet. Wir danken ihm für sein langjähriges Engagement im Bundesrat zugunsten der Schweiz. Sein Rücktritt auf Ende der Legislatur zeigt seinen Respekt vor den Institutionen», schreiben sie.

Die Gesamterneuerungswahlen seien der richtige Moment, um die politischen Kräfteverhältnisse wieder besser abzubilden. Man wolle im Dezember «mit guten Kandidaturen bereit sein». Man habe dazu bereits vor mehreren Monaten eine Findungskommission eingesetzt.

Mitte und FDP fordern

«Wir danken ihm für seinen Einsatz für die Schweiz», teilten auch die Freisinnigen am Mittwoch mit. Im Innendepartement hinterlasse Berset jedoch zahlreiche Baustellen, namentlich im Gesundheitswesen und in der Altersvorsorge. Die FDP erwarte, dass die Nachfolge diese Herausforderungen entschlossen angehe.

Die Mitte dankte dem scheidenden Bundespräsidenten und schob das Anforderungsprofil für dessen Nachfolge nach. Sie erwarte, dass die potenziellen Nachfolger sich an die Regeln der Kollegialität hielten und sich aktiv an der Funktionsfähigkeit des Bundesrats beteiligten, teilte sie mit.

SP dankbar

Bersets Parteigenosse und Nationalrat Fabian Molina (ZH) hielt fest, der scheidende Bundesrat habe in guten wie in schlechten Zeiten dem Land mit Hingabe, Kompetenz und Schalk gedient und die soziale Schweiz verteidigt. Mit seinem Rücktritt gehe «ein grosser Staatsmann».

«Merci. Danke. Grazie», twitterte SP-Co-Präsident Cédric Wermuth. Co-Präsidentin und Nationalrätin Mattea Meyer (ZH) schrieb, mit Covid-Hilfen, Verbesserungen bei Ergänzungsleistungen, dem Kampf gegen überhöhte Medikamentenpreise und mehr habe Berset «für die Menschen politisiert». Andere SP-Vertreterinnen und - Vertreter im eidgenössische Parlament schlossen sich dem an.

Mögliche Bundesratsnachfolge für Alain Berset

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Diese SPler wollen für Alain Berset in den Bundesrat
Evi Allemann, Berner Regierungsrätin, kandidiert bereits das zweite Mal. Sie wollte bereits 2022 als Nachfolgerin von Simonetta Sommaruga kandidieren, landete jedoch nicht auf dem Wahlvorschlag der SP. Allemann erreichte den dritten Platz und wurde nicht nominiert. Die ausgebildete Juristin hat zwei Kinder.
quelle: keystone / peter klaunzer
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JSVP freut sich

Weder Dank noch lobende Worte fand die Junge SVP. Der Mittwoch sei ein «guter Tag für die persönliche Freiheit» im Land, schrieb sie auf Twitter. Als Vertreterin der Jungen werde die Jungpartei Berset «dessen unverhältnismässige Covid-Restriktionen nicht verzeihen».

Auch die bei der Abstimmung vom Sonntag über das Covid-19-Gesetz gescheiterten Massnahmenkritiker von Mass-voll begrüssten den Rücktritt in einem Communiqué: «In der Geschichte der Schweiz hat niemand Land und Leuten mehr Schaden zugefügt.» Daneben gab die Bewegung Verbalinjurien von sich.

(aeg/sda)

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Hier verkündet Berset seinen Abgang aus dem Bundesrat
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81 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schabernack
21.06.2023 14:53registriert Oktober 2018
Mit Blick auf den Tweet der JSVP kann ich festhalten, dass dessen Werte auf der Peinlichkeitsskala mit fortschreitendem Zeichengebrauch kontinuierlich steigen.
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Snowy
21.06.2023 14:39registriert April 2016
„Grünliberale wollen Bundesratssitz der SP angreifen“

Konsequenterweise müssten sie den Sitz der FDP angreifen.
Aber auch die SP ist übervertreten.
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sowhat
21.06.2023 15:36registriert Dezember 2014
Der Tweet der liberalen finde ich ja niedlich. Ausgerechnet diejenigen, die die Lösung dieser beiden Aufgaben verhindert haben erwarten von Bersets Nachfolger, dass er sie nun löst. Heisst das, sie wollen nicht mehr verhindern oder ist das eine versteckte Einladung an den wirtschaftsfreundlichen Jositsch?
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