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Entwässerungsstollen sichert Bündner Dorf Brienz die Zukunft

Entwässerungsstollen sichert Bündner Dorf Brienz die Zukunft

03.06.2024, 22:04
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In Brienz in Graubünden haben am Montag Sprengungen für den Entwässerungsstollen begonnen. Ein 2,3 Kilometer langes unterirdisches Entwässerungssystem soll das auf instabilem Untergrund stehende Bergdorf vor weiterem Abrutschen und abstürzenden Felsen bewahren.

Blick auf Brienz, am Montag, 3. Juni 2024, in Brienz-Brinzauls. Am 15. Juni 2023 erreichte ein Schuttstrom beinahe das damals evakuierte Dorf. Das Dorf rutscht zudem zu Tale. Heute fanden die ersten S ...
Ein Blick auf Brienz am Montag, 3. Juni. Bild: keystone

«Das Dorf soll auch in 100 Jahren noch leben», sagte Gemeindepräsident Daniel Albertin gemäss einer Mitteilung der Gemeinde Albula nach der ersten Sprengung. Sie markierte den Baubeginn des rund fünf Meter hohen Entwässerungsstollens unterhalb des Dorfes.

Dieser soll den Untergrund des Dorfes entwässern und so die Rutschung der Landmasse, auf der Brienz steht, verlangsamen und weitere Bergstürze verhindern. Durch die Sprengungen können pro Tag rund 7,5 Meter Stollen gebaut werden, wie Christian Gartmann, Mediensprecher der Gemeinde Albula, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Das Projekt werde im Sommer 2027 fertiggestellt.

Brienz rutscht 2 Meter pro Jahr

Der Entwässerungsstollen kommt unter der rutschenden Masse in einer Tiefe von rund 180 Metern im festen Gebirge zu liegen. Von ihm aus werden mehr als 100 Bohrungen in den Fels und hinauf in die Rutschmasse getrieben, wie die Gemeinde in der Mitteilung schrieb. Damit werde Wasser abgeleitet und der Wasserdruck im Gebirge gesenkt.

Josef Kurath, Projektleiter, vor dem Sondierstollen bei einer Medienfuehrung, am Montag, 3. Juni 2024, in Brienz-Brinzauls. Am 15. Juni 2023 erreichte ein Schuttstrom beinahe das damals evakuierte Dor ...
Projektleiter Josef Kurath in Brienz.Bild: keystone

Derzeit bewegt sich das Dorf Brienz rund zwei Meter pro Jahr talwärts. Diese Rutschung führt auch zu Schäden an Häusern, Leitungen und Strassen. Ausserdem gilt für das Dorf ein Bauverbot. Um dieses aufheben zu können, müsste sich die Rutschung auf 10 Zentimeter pro Jahr verlangsamen.

«Die Erfahrungen aus dem 2021 bis 2022 gebauten Sondierstollen zeigen uns, dass die Tiefenentwässerung funktioniert und sich sehr positiv auf die Rutschung auswirkt», erklärte Josef Kurath, Ingenieur des Tiefbauamtes des Kantons Graubünden, in der Mitteilung.

90 Prozent der Kosten von rund 40 Millionen Franken für das Entwässerungssystem teilen sich Bund und Kanton Graubünden. Finanziell beteiligt sind ausserdem die Gemeinde und Eigentümer von betroffener Infrastruktur wie die Rhätische Bahn oder ein Stromkonzern.

600'000 Franken Spendengelder

In der Nacht auf den 16. Juni 2023 stürzten oberhalb von Brienz 1,2 Millionen Kubikmeter Fels als gewaltiger Schuttstrom in die Tiefe. Dieser stoppte kurz vor dem von Mitte Mai bis Anfang Juli 2023 evakuierten Dorf und liess es unbeschädigt.

«Die Solidarität mit der evakuierten Bevölkerung war sehr gross», schrieb die Gemeinde Albula in ihrer Mitteilung weiter. Es seien fast 600'000 Franken an Spenden eingegangen.

Etwa die Hälfte des Betrages ist gemäss Mitteilung an Einwohnerinnen und Einwohner von Brienz und Landwirtschaftsbetriebe ausbezahlt worden. Ein Teil der Spenden werde ausserdem für die Gemeinde Albula eingesetzt, welcher aufgrund der angeordneten Evakuierung und des Felssturzes hohe Kosten entstanden seien. (sda)

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