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Grüne werden nicht für Bundesratssitz von Ueli Maurer kandidieren

«Abgekartetes Spiel»: Grüne attackieren den Sitz von Ueli Maurer nicht

18.10.2022, 16:1910.11.2022, 15:12
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Die Grüne Partei der Schweiz verzichtet auf einen Angriff auf den freiwerdenden Sitz der SVP im Bundesrat. Wie die Fraktionsspitze am Dienstag in Bern mitteilte, will sie die Zeit nicht für ein abgekartetes Spiel unter den anderen Parteien «vergeuden».

Parteipräsident Balthasar Glättli sagte vor den Medien in Bern, die Grünen verzichteten nicht auf eine Kandidatur, weil sie die Herausforderung scheuen würden, «sondern weil wir die echte Verantwortung suchen».

Die seit 2019 viertstärkste Partei haben den Wind in den Segeln und vertraue auf diesen Wind. «Wir setzen die Segel für die Klimawahl 2023», so Glättli. Seit 2019 hätten die Grünen einen Fünftel mehr Mitglieder dazugewonnen und in den Kantonsparlamenten 52 zusätzliche Sitze geholt.

Die Grünen stünden leider vor einem Fait-à-complis des Machtkartells im Bundeshaus, sagte Fraktionspräsidentin Aline Trede. Die Würfel seien mit dem Rücktritt von Maurer bereits gefallen, alle wollten sich nur ihre Macht sichern. Dabei seien seit 2019 nur noch 68 Prozent der Bevölkerung im Bundesrat vertreten.

Die Medienkonferenz im Video

«Untätigkeit des Machtkartells»

Trede übte weiter harsche Kritik an der Untätigkeit des «Machtkartells» bei der Bekämpfung der Klimakrise, des beispiellosen Artensterbens und der Krise mit der EU. Dabei brauche es jetzt rasche Entscheidungen und Massnahmen, die sofort umgesetzt werden könnten.

Mit dem Entscheid der ausserordentlichen Fraktionssitzung vom Dienstag brechen die Grünen mit einer «Tradition», haben sie doch in der Vergangenheit oft Kandidatinnen aufgestellt, wenn es um die Besetzung eines vakanten Sitzes in der Landesregierung ging.

Den Anfang machte 1987 und 1991 die damalige Berner Regierungsrätin Leni Robert, die für die Grüne Freie Liste der zu diesem Zeitpunkt noch kleineren SVP den Sitz erfolglos streitig machte.

Oft angetreten, immer gescheitert

Im Jahr 2000 schickten die Grünen die Luzerner Nationalrätin Cécile Bühlmann ins Rennen um die Nachfolge von SVP-Bundesrat Adolf Ogi. Bühlmann unterlag im vierten Wahlgang dem Berner Ständerat Samuel Schmid.

2007 trat der Waadtländer Ständerat Luc Recordon gegen Christoph Blocher an. Als sich der Sieg von Eveline Widmer-Schlumpf abzeichnete, nahm sich Recordon aus dem Rennen.

Ein Jahr später trat er erneut an. Diesmal ging es um einen Ersatz für den zurücktretenden Samuel Schmid. Nach dem ersten Wahlgang zog sich Recordon zu Gunsten des Thurgauer SVP-Nationalrats Hansjörg Walter zurück. Gewählt wurde Ueli Maurer.

2010 traten die Grünen mit der Solothurnerin Brigit Wyss an. Sie sollte den FDP-Sitz von Hans-Rudolf Merz erobern. Wyss machte nur wenige Stimmen, der Sitz ging schliesslich an Johann Schneider-Ammann.

Zuletzt waren die Grünen 2019 mit ihrer damaligen Parteipräsidentin und Nationalrätin Regula Rytz gescheitert, als sie im Rahmen der Gesamterneuerungswahlen wieder einen Sitz der Freisinnigen angriffen. (mlu/sda)

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134 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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N. Y. P.
18.10.2022 16:20registriert August 2018
Gohts no?

Die SVP hat Anrecht auf 2 (zwei) Bundesräte.

Klar, ich mag die SVP etwa gleich wie Zahnweh. Aber wir wollen die Kirche doch im Dorf lassen. Bei soviel Wähleranteil ist es überflüssig nur darüber zu diskutieren.

FDP und SP, die dürfen auf den Prüfstand.

Ich weiss, Cassis ! Wäre eine elegante Lösung.

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Gurgelhals
18.10.2022 16:20registriert Mai 2015
Ist auch logisch. Die sinnvollste Strategie hier ist Ende 2023 abzuwarten und sich auf diesen Termin mit der GLP abzusprechen, um den Cassis hochverdientermassen abzuwählen. Und wenn stattdessen jemand von den Grünen gewählt wird, kriegt dann die GLP dafür bei der nächsten SP-Vakanz deren Sitz. Und wenn für Cassis ein GLPer kommt kriegen diesen Sitz dann die Grünen.

PS: Ja, mir wäre 2 SP + 1 GP im Bundesrat auch lieber, aber dann wäre die Linke übervertreten. Priorität muss haben, dass FDP+SVP nicht mehr ein 4er-Machtkartell im Bundesrat bilden, denn das ist erst recht nicht repräsentativ.
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FreddyKruger
18.10.2022 16:07registriert Juli 2021
Attackiert bitte die FDP, dort wäre es berechtigt. Und Cassis ist sowieso eine Fehlbesetzung.
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Nemo am ESC: Hier sind alle Schweizer Siege und Niederlagen bis jetzt
Die ESC-Geschichte der Schweiz ist durchzogen. Aber lange nicht so schlecht, wie man meinen möchte!

Im Jahr 2014 wurde watson geboren. Die räudige und doch liebenswerte Katze unter den Schweizer Medien. Ein bisschen strange, eine Spur zu auffällig, aber von einer kreativen Verschwendungssucht, die bald viele von euch einzufangen wusste. 2014 sang eine wunderschöne österreichische Dragqueen namens Conchita Wurst am ESC, sang von ihrer Wiedergeburt, davon, dass sie wie ein Phoenix aus der Asche ihres alten Selbst aufgestiegen sei, sie war ein bisschen strange, viel zu auffällig ... und die ESC-Welt legte sich ihr zu Füssen. Conchita (25) gewann. Wir waren Conchita.

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