Letzte Woche haben in der Nacht von Donnerstag auf Freitag drei Orcas die Schweizer Jacht «Champagne» kurz vor Gibraltar versenkt. Die Schwertwale demolierten das Boot so stark, dass die Besatzung fliehen musste. Kurz darauf sank die Jacht.
Das Boot hätte eigentlich am Tag darauf eine Reise von Teneriffa nach Benalmadena in Südspanien antreten sollen. Doch nahe Gibraltar, das die Crew zum Tanken angepeilt hatte, habe man plötzlich ein heftiges Rumpeln gespürt, so der Zürcher Skipper Werner Schaufelberger gegenüber «yacht.de». «Im ersten Moment dachte ich, dass wir etwas gerammt hatten», sagt er. «Doch dann wurde mir schnell klar, dass es Orcas waren, die auf das Schiff losgingen.»
Daraufhin habe die Crew versucht, Alarm zu schlagen. Rund 200 Meter entfernt sei eine weitere Jacht gewesen, welche man mit Leuchtzeichen über Scheinwerfer und einem Ruf über Funk zu kontaktieren versucht habe. Diese sei aber ohne zu reagieren weitergefahren.
So habe die Crew den Hafen vom südandalusischen Tarifa kontaktiert, berichtet Schaufelberger weiter. Die Küstenwache habe daraufhin reagiert und geraten, Ruhe zu bewahren. Dich die Orcas liessen auch in der Folge nicht vom Boot ab. Die Angriffe seien «brutal» gewesen, schildert der Skipper. «Es waren zwei kleinere und ein grösserer Orca. Die beiden Kleinen rüttelten hinten am Ruder, während der Grosse immer wieder Anlauf nahm und dann mit voller Wucht von der Seite das Schiff rammte.»
Nach etwa 90 Minuten habe die Crew dann bemerkt, dass zwei Löcher entstanden waren, durch welche Wasser eindrang. So sei schnell klar geworden, dass man die «Champagne» bald verlassen müsse. Die Küstenwache schickte in der Folge einen Helikopter und einen Seenotrettungskreuzer, mit welchem die vier Mitglieder der Crew aus ihrer misslichen Lage befreit werden konnten.
Zunächst versuchten die Helfer, auch das Boot noch zu retten. Kurz vor der Küste wurde aber klar, dass das Vorhaben scheitern würde. Das Wasser war derart stark angestiegen, dass die Jacht schliesslich sank.
In den letzten Jahren haben sich Orca-Angriffe auf Boote deutlich gemehrt. Warum dies die Meeressäuger tun, ist unklar. Einige Forschende vermuten, die Tiere würden dadurch ihre Jagdtechnik perfektionieren. Eine weitere Theorie ist, dass die Angriffe für die Tiere lediglich eine Art Spiel sind. Und andere Forschende vermuten wiederum, es könne eine Folge der Coronavirus-Pandemie sein: Nach dem Lockdown und der zwischenzeitlichen Ruhe in den Meeren könnten die Tiere durch den wieder zunehmenden Lärm gestresst sein und sich so auf diese Art wehren. (dab)