Eben erst hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj per Videoschaltung zum Schweizer Parlament gesprochen. «Vielen Dank, liebe Schweiz!», sagte er am Donnerstag vor der Vereinigten Bundesversammlung. Er rief die Schweiz dazu auf, sich für einen «weltweiten Friedensgipfel» zu engagieren. Und erhielt stehende Ovationen.
Schon eine Woche später tritt Selenskyj erneut per Videoschaltung in der Schweiz auf. Und zwar wie am 29. September 2022 am Europa-Institut an der Universität Zürich. Das bestätigt Artem Samorodov, Wissenschaftler, Rechtsanwalt und Co-Organisator von Selenskyjs Auftritt. Professor Andreas Kellerhals, Direktor des Europa-Instituts, ist der andere Co-Organisator.
Präsident Selenskyj soll an der Universität Zürich eine 15-minütige Eintrittsrede halten vor Studenten, Professoren, Kantonsvertretern, Stiftungen, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen. Danach ist eine Diskussion über 45 Minuten hinweg geplant.
Die Veranstaltung findet statt unter dem Motto «Ukraine 2.0: Wissenschaft, Innovationen und Bildung». Die Ukraine brauche Wissen, sagt Samorodov. «Eine zentrale Fragestellung ist deshalb, wie der Technologietransfer und die Implementierung funktionieren können.» Darauf soll die Veranstaltung Antworten geben.
«Die Ukraine will aber nicht nur Wissen», betont Samorodov. «Sie ist auch bereit dazu, moderne Technologien, Innovationen und Erfahrungen bei der Rettung von Menschen auszutauschen.» Genau so, wie sie bereit sei, Erkenntnisse zu teilen zu den militärischen Operationen und der Bewältigung der katastrophalen Folgen der russischen Invasion.
Im Vorfeld der Veranstaltung in Zürich sei diskutiert worden, ob Präsident Selenskyj diesmal sogar persönlich in die Schweiz reise, sagt Samorodov. Doch dies sei aufgrund der russischen Aggression und der Katastrophe mit dem Kachowka-Staudamm nicht möglich geworden.
Am Donnerstag kommt es damit bereits zum sechsten virtuellen Schweiz-Besuchs des ukrainischen Präsidenten in den letzten 15 Monaten. Alles begann am 19. März 2022, als Selenskyj in einer Videorede vor Tausenden von Menschen auf dem Bundesplatz in Bern sprach. Darauf folgten Onlineauftritte an der Lugano-Konferenz, an der Uni Zürich, am World Economic Forum WEF in Davos und im Parlament.
Die Dichte an Auftritten sei kein Zufall, sagt Samorodov. Präsident Selenskyj schätze die Unterstützung der Schweiz sehr. Bei seiner ersten Rede an der Universität Zürich habe er zudem gesagt, die Schweiz sei für ihn von besonderer Bedeutung. Sie sei sogar der Grund, weshalb er für das Präsidentenamt kandidiert habe.
Selenskyj tritt damit zum zweiten Mal in Zürich auf. Das hat stark mit der internationalen Ausstrahlung der Stadt als Wirtschafts- und Finanzplatz zu tun. Kein Wunder, sind auch grosse Unternehmen geladen wie UBS, Swisscom und Zurich Versicherung. (aargauerzeitung.ch)