Am Ende blieb keine andere Wahl. Es musste bis Sonntagabend eine Lösung her – noch bevor die ersten Börsen in Asien öffnen. Sonst wäre die Credit Suisse am Montag kollabiert, das Schweizer Finanzsystem wäre erschüttert worden – und mit ihm das globale Finanzsystem. Es hätte ein Flächenbrand, eine internationale Bankenkrise ausgelöst werden können. Dieses Risiko wollte in der Schweiz niemand eingehen.
Die Credit Suisse wird geopfert, für grössere Ziele, für die Stabilität des Finanzsystems. Die UBS übernimmt die CS zu einem Schnäppchenpreis von 3 Milliarden Franken, und sie lässt sich die übernommenen Risiken vom Bund mit einer Garantie von 9 Milliarden Franken abgelten. Zur Erinnerung: Der Buchwert der CS betrug zuletzt 40 Milliarden Franken, ihr Börsenwert knapp 8 Milliarden.
Das ist demütigend für die Credit Suisse und für alle, die dort arbeiten, und beschämend für ihre obersten Chefs, denen das Heft vergangene Woche völlig entglitten war und die dem Bank-Run nichts mehr entgegenzusetzen hatten. Schuld sind aber nicht primär sie, sondern ihre Vorgänger.
Schuld sind unfähige CEO und Verwaltungsräte, die in den letzten 10 Jahren die honorable, 167-jährige Bank an den Abgrund geführt haben – jene Bank, die das Schweizer Schienennetz und den ersten Gotthard-Eisenbahntunnel finanziert hat und bei der 40 Prozent aller KMU ein Konto haben.
Ist es immerhin ein guter Deal für die UBS? Das kann man erst in ein paar Jahren beantworten, aber für den Moment lautet die Antwort: nein. Die UBS wollte diese Übernahme nicht, sie wurde dazu gedrängt, von der Nationalbank, der Finanzmarktaufsicht und ausländischen Regulatoren – im Interesse der Schweiz und der weltweiten Stabilität.
Kann eine Zwangsheirat funktionieren? Sie wird auch bei der UBS Opfer bringen, denn die Tausenden von Jobs, die nun überflüssig werden, die fallen nicht nur bei der Credit Suisse weg, sondern auch bei der UBS. Bei jener Bank, die sich seit ihrem eigenen Nahtod-Erlebnis in der Finanzkrise 2008 hervorragend entwickelt hat und die auch dank weitsichtiger Chefs nicht derart folgenschwere Dummheiten angestellt hat wie die CS.
Demütigend für die Credit Suisse, zweifelhaft für die UBS – ist die Übernahme dann wenigstens für die Schweiz gut? Es hätte nie so weit kommen dürfen, dass sich die Schweiz in einer solchen Zwangslage wiederfindet. In einer Situation, in der Bundesrat, Nationalbank und Aufsichtsbehörden nicht die beste, sondern die am wenigsten schlechte Lösung treffen müssen. Noch schlechter gewesen wäre: ein Konkurs der CS, denn dann wäre die Reputation der Schweiz massiv beschädigt worden und unser Land womöglich zum Epizentrum eines globalen Finanzbebens geworden.
Schlechter wäre auch eine Übernahme durch den Bund gewesen, denn dann wären den Steuerzahlern milliardenschwere Risiken aufgebürdet worden. Und schlechter wäre vermutlich auch die Übernahme der CS durch eine ausländische Bank gewesen, die kaum Gehör für eine sozialverträgliche Sanierung gehabt hätte.
Ein Sündenfall, der nach der UBS-Krise 2008 nie mehr hätte geschehen sollen. Diesmal dürfen die Verantwortlichen der Bank – insbesondere die früheren – nicht davon kommen. Auch die Rollen von Nationalbank und Finma müssen aufgearbeitet werden. Sie haben zu spät reagiert. Werden jetzt keine Konsequenzen gezogen, ist der liberale Wirtschaftsstandort Schweiz in akuter Gefahr. (aargauerzeitung.ch)
Dieses Vorlage ist im Ständerat aber abgeblitzt - Federführend war KKS, welche heute unsere Finanzvorsteherin ist.