Was für eine Ironie der Geschichte: 1977 lanciert die Schweizerische Kreditanstalt SKA (später: Credit Suisse) die blau-rot-weisse Skimütze. Die Idee: Imagekorrektur nach dem Chiasso-Skandal. Es ging um 2.2 Milliarden aus Italien, die von der SK-Filiale Chiasso illegal in Liechtenstein gebunkert wurden. 800'000 Mützen werden verschenkt. Heute haben diese Mützen Kultstatus, werden für gut 100 Franken gehandelt und damit ist ein Werbegeschenk mehr wert als zuletzt eine CS-Aktie.
Eine Schweizer Grossbank entdeckt die Werbewirksamkeit des Sportes. Was als Mütze für Skilager beginnt, entwickelt sich zu einem erfolgreichen Sponsoring-Modell. Aktuell alimentiert die CS u.a. den Fussballverband, ist Titelsponsorin und Namensgeberin der Super League, unterstützt Grossanlässe im Golf (European Masters), Reitsport (CHI Genf, White Turf St. Moritz), unterstützt den Breitensport und einzelne Athleten (u.a. Roger Federer): Insgesamt dürfte die CS pro Jahr mehr als 10 Millionen in unseren Sport investiert haben. Das Engagement im Fussball (seit 1993) hat sogar internationale Strahlkraft: Das Geld fliesst nicht nur in die Nationalmannschaft und die Profiliga, sondern auch in alle Nachwuchs-Nationalteams.
Alles in allem dürfte die Hälfte des investierten Geldes dem Nachwuchs- und Breitensport zugutekommen. Ein vorbildliches Konzept.
Die Verträge sind mit der Übernahme der CS durch die UBS nicht gegenstandslos geworden. Etwas vereinfacht gesagt: Die neue Bank ist juristisch gehalten, diese Verpflichtungen zu übernehmen. Der Geldfluss hört also nicht einfach auf. Es gibt eine Übergangszeit.
Aber es gibt verschiedene Fragen zu klären: Werden die Verträge neu ausgehandelt? Können sie neu ausgehandelt werden? Gibt es Ausstiegsklauseln in den Verträgen? Es kann davon ausgegangen werden, dass kaum jemand bei der Ausgestaltung der Kontrakte mit dem Untergang der CS gerechnet hat. Sicherlich dürfen sich Anwältinnen und Anwälte über Mandate freuen. Die ganz grosse Frage aber ist: Engagiert sich die UBS im gleichen Masse im Schweizer Sport? Führt sie die CS-Aktivitäten weiter?
Das Problem ist gerade der Erfolg des CS-Sponsorings. Es ist heikel, von einem Tag auf den anderen eine neue Marke dort zu platzieren, wo sich seit Jahren oder gar Jahrzehnten eine andere Marke so erfolgreich präsentiert hat. Dazu kommen Bedenken, ob denn der «Schwefelgeruch der Krise», den die CS nun mal in der Öffentlichkeit hat, auf den neuen Sponsor übergeht.
Nach dem Untergang der CS bangen nicht nur die gesponsorten Sportverbände, Sportlerinnen und Sportler um den finanziellen Zustupf und Einnahmen. Wenn geschätzte 10 Millionen pro Jahr ins Sponsoring investiert werden, wird die nahezu gleich grosse Summe zusätzlich für die Umsetzung dieses Sponsorings investiert: die Betreuung von Kunden, Werbesports, Inserate. Das Firmenlogo aufs Dress zu drucken, reicht bei weitem nicht. Das Sponsoring muss auch bekannt gemacht werden. Der Untergang der CS trifft auch die Werbe- und Invent-Industrie.
Die Frage ist letztlich auch: Kommt die Summe, die von der CS in den Sport investiert worden ist, mittel- und langfristig von anderen Unternehmen? Oder schrumpft das Volumen des Sport-Sponsorings um eine zweistellige Millionensumme? Gibt es nach dem Untergang der CS, die stark auf Sportsponsoring gesetzt hat, bei grossen Unternehmen grundsätzliche Überlegungen über Investitionen in den Sport?
Nach dem Untergang der CS wird es in unserem Sport zu einem Beben kommen. Aber die Bedeutung des Sportes als «Transportmittel» für Werbebotschaften und als «Big Player» in der Unterhaltungsindustrie ist so gross, dass der Untergang der CS letztlich nur als kurze Erschütterung in unsere Sportgeschichte eingehen wird.
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Ob die Aktionäre noch 1, 2 oder 3 Milliarden bekommen war gestern doch die Frage.
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